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Schluss mit der Perfektion

  • Alrun Freytag, Klasse 9a, Marie-Curie-Gymnasium (Kirchzarten)

  • Fr, 18. Dezember 2020
    Schülertexte

In unserer Gesellschaft werden immer öfter Menschen wegen ihrer Figur angefeindet.

Manchmal ist die Welt so doof, dass ma...h die Decke über den Kopf ziehen muss.  | Foto: Elena Helade (stock.adobe.com)
Manchmal ist die Welt so doof, dass man sich einfach die Decke über den Kopf ziehen muss. Foto: Elena Helade (stock.adobe.com)

Schön, schlank, perfekt. Die Ansprüche an unser Aussehen steigen stetig. Und sind darum für die allermeisten Menschen nicht zu erreichen. Nicht weil sie hässlich sind, sondern weil die Standards total überzogen sind.

Ein schriller Ton betäubt meine Ohren und reißt mich aus meinen Träumen. Müde quäle ich mich aus dem Bett, um erneut in den Alltag zu starten. Auf dem Weg zum Kleiderschrank beginne ich mir bereits im Kopf eine To-Do-Liste zu erstellen. Da bleibt mein Blick am Spiegel hängen. Vor mir steht eine extrem verschlafene Person mit Augenringen und zerzausten Haaren. "Die anderen sehen bestimmt besser aus", denke ich mir. "Am liebsten würde ich so viel an mir ändern, wenn ich es könnte."

Solche Gedanken machen einen nicht nur noch müder, sondern vielleicht auch traurig oder ängstlich. Viele, sowohl Männer als auch Frauen, können sich mit solchen Situationen identifizieren, in denen man sich vergleicht, anzweifelt oder sogar schämt. Und all das bezieht sich auf nichts Geringeres als die Apparatur, die Tag für Tag viel für uns leistet: unseren Körper. Dem Ganzen hat man sogar einen Namen gegeben: Body Shaming. Das Phänomen ist schon sehr lange Teil unserer Gesellschaft. "Body" heißt übersetzt Körper, "Shaming" heißt beschämen und erniedrigen. Body Shaming ist aber mehr als das Runtermachen seines eigenen Körpers, es bedeutet, dass Menschen aufgrund ihres Äußeren diskriminiert, gedemütigt oder gemobbt werden. Vor allem in den sozialen Medien. Häufig liest man im Internet Kommentare wie: "Dass du dich traust, einen Bikini zu tragen", "Du siehst aus wie ein Strich in der Landschaft" oder "So fett zu sein ist doch eklig". Manchen werden solche Aussagen sogar direkt ins Gesicht gesagt.

Überall präsentieren sich perfekt aussehende Promis

Doch wie kann eine solche negativ urteilende Gesellschaft überhaupt entstehen? Schon seit vielen Jahren begegnen einem immer wieder gewisse Schönheitsideale. Diese werden vor allem in Zeitschriften, im Fernsehen oder aber auch in den sozialen Medien wie Instagram verbreitet. Ständig stößt man auf den Begriff "Diät" oder sieht Bilder von perfekt aussehenden Promis, die sich glücklich und selbstbewusst am Strand präsentieren. Das beeinflusst die Denkweise der Menschen: Je öfter man etwas sieht, desto normaler wird es. Das ständige Gefühl, besser, schöner oder perfekt sein zu müssen, es aber nicht zu schaffen, senkt das Selbstbewusstsein enorm. Die entstandene Negativität lässt man schließlich an sich selbst oder an anderen aus, in der Hoffnung, sich besser zu fühlen.

Body Shaming kann aber schlimme Folgen haben: Das Selbstvertrauen der Betroffenen sinkt und es entwickeln sich vielleicht sogar Depressionen oder verschiedene Formen von Essstörungen. All das kann jeden betreffen, denn ist überhaupt irgendjemand wirklich "perfekt"? So schwer es auch ist, in unserer Gesellschaft müssen wir lernen, uns nicht nur über Äußerlichkeiten zu definieren. Bewegungen wie "Body Positivity" unterstützen das. Trotzdem ist es wichtig, erstmal bei sich selbst anzufangen und Toleranz und Akzeptanz sich und anderen gegenüber aufzubauen.

Hinter dieser Fassade, die ich sehen kann, steckt so viel mehr. Der Körper ist nicht bloß ein Imageträger, sondern leistet tagtäglich erstaunliche Dinge und unterstützt uns mit all seinen Funktionen. Egal wie er aussieht.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 18. Dezember 2020: PDF-Version herunterladen

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