Kriminalität

Mann in Göppingen angeschossen - Kapitel der Gewaltserie?

In Göppingen fallen Schüsse auf der Straße. Ein 25-Jähriger wird getroffen. Die mutmaßlichen Täter sind auf der Flucht. Ist es die nächste Tat der Gewaltserie rund um Stuttgart?  

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Die Polizei sichert Spuren am Tatort in Göppingen. Foto: Marius Bulling/dpa

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.

Göppingen (dpa/lsw) - Ein Unbekannter hat in Göppingen auf offener Straße auf eine Menschengruppe geschossen und einen Mann schwer verletzt. Handelt es sich um das nächste Kapitel in der Gewaltserie im Großraum Stuttgart? Das prüfen die Ermittler nun. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten, ermittelt die Sonderkommission Pappel auf Hochtouren in alle Richtungen. Es wird auch untersucht, ob die Tat mit den Konflikten krimineller Gruppen rund um die Landeshauptstadt in Verbindung steht.

Angriff auf offener Straße – Täter flüchtig

Der Vorfall am Samstagabend hatte sich auf offener Straße abgespielt: Das 25 Jahre alte Opfer war mit mehreren Menschen unterwegs, als die Gruppe auf zwei Männer traf. Es folgte nach ersten Erkenntnissen der Polizei ein kurzes Gespräch, dann soll einer der Unbekannten mehrfach mit einer Waffe auf die Gruppe geschossen haben. Das Opfer wurde getroffen und schwer verletzt. Rettungskräfte brachten den Mann in ein Krankenhaus, wo er operiert wurde. 

Die Polizei war nach den Schüssen mit einem Großaufgebot an Ort und Stelle. Spezialisten sicherten Spuren und befragten Zeugen. Die Fahndung nach den flüchtigen Unbekannten blieb zunächst erfolglos, auch ein Hubschrauber war im Einsatz. Die Suche dauere aber an, hieß es. Nach Einschätzung der Polizei liegen derzeit keine Hinweise auf eine Gefahr für die Bevölkerung durch die Männer vor. 

Der Oberbürgermeister von Göppingen, Alexander Maier (Grüne), zeigte sich schockiert von der Tat, er hofft auf einen baldigen Ermittlungserfolg. "Wir sind alle nur noch frustriert", sagte er der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten". "Dass es in den vergangenen Jahren immer wieder zu diesen schrecklichen Bluttaten in unserer Stadt gekommen ist, belastet das Sicherheitsgefühl unserer Bürgerinnen und Bürger sehr." 

Gewaltserie seit fast drei Jahren

Die blutige Fehde zweier gewaltbereiter, multiethnischer Gruppen erschüttert die Region Stuttgart seit Mitte 2022. Eine der Gruppen stammt aus Esslingen und Ludwigsburg, die andere aus Göppingen und Stuttgart-Zuffenhausen. Zuletzt hatte die Zahl der zumeist blutigen Zwischenfälle abgenommen. Der bisherige Höhepunkt der Fehde war der Anschlag mit einer Handgranate auf eine Trauergemeinde in Altbach (Kreis Esslingen) im Juni 2023. 

Immer wieder fielen zudem Schüsse - auch in Göppingen. Im vergangenen Oktober soll ein 17-jähriger Syrer mit einer Maschinenpistole 15 Schüsse auf drei Männer in einer Bar abgegeben haben. Die Tatorte liegen nur wenige Hundert Meter auseinander. Ein 29-Jähriger wurde damals in den Hinterkopf getroffen und starb. Die zwei anderen Opfer wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. 

Die Staatsanwaltschaft erhob erst vor wenigen Tagen Anklage gegen den Syrer, sie wirft ihm unter anderem Mord und zweifachen versuchten Mord vor. Die Ermittler rechnen die Tat der Gewaltserie zu. Der Beschuldigte soll der Gruppe aus dem Raum Esslingen nahestehen, er habe in der Bar Mitglieder der anderen Gruppierung töten wollen. Die drei Männer seien jedoch Zufallsopfer gewesen, sie sollen keiner der beiden Gruppen nahegestanden haben.

Gruppen sind keine Familienclans

Nach früheren Angaben des Landeskriminalamts (LKA) Baden-Württemberg handelt es sich bei den verfeindeten Gruppen nicht um Familienclans oder um klassische Banden, sondern um ein neues Phänomen. Es gehe um territoriale Machtansprüche und das Motto "crime as a lifestyle" ("Verbrechen als Lebensstil"), mit dem sich viele identifizierten. Die Gewalt eskaliere zumeist nach wechselseitigen "Ehrverletzungen". 

Den Gruppen gehören nach früheren LKA-Schätzungen mehr als 500 meist junge Menschen als Unterstützer, Mitläufer oder auch Führungspersonal an. Dutzende Anhänger wurden bislang festgenommen.

© dpa‍-infocom, dpa:250517‍-930‍-557376/4

Schlagworte: Alexander Maier

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