Schönste Radtouren (13)

Schweißtreibend, aber der Mühe wert: Seenradweg im Hochschwarzwald

Eigentlich ist die Tour vorbei an vier Seen für E-Bikes ausgelegt. Unsere Test-Radler haben die fast 70 Kilometer und knapp 1000 Höhenmeter mit Mountainbikes überwunden. Ganz schön anstrengend.  

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Noch nicht am Ziel der Wünsche: Zwischenstopp am Schluchsee Foto: Max Schuler
Ruhig liegt der Titisee morgens um neun, nur ein paar Stand-Up-Paddler stechen ihr Ruder ins Wasser, am Ufer werden die Ausflugsschiffe startklar gemacht. Noch drängen sich keine Menschenmassen an der Promenade entlang.

Vor der Verleihstation warten lediglich eine Handvoll Touristen, bald sind wir an der Reihe. "Mountainbike oder E-Bike?", fragt der junge Mann vom Radverleih. Eigentlich ist die Tour für E-Bikes ausgelegt – wird schon nicht so schlimm sein. "Mountainbike natürlich", sagen wir stolz. Ob wir das im Laufe des Tages nicht noch einmal bereuen werden?

An diesem sonnigen Samstag mit einer Temperatur um die 25 Grad wagen wir uns an den Seenradweg. Immerhin verspricht die Tour ausreichend Abkühlung. Wenn alles gut läuft, haben wir am Ende fast 70 Kilometer zurückgelegt, knapp 1000 Höhenmeter überwunden und sind an vier Seen vorbeigekommen, darunter mit dem Titisee und Feldsee zwei Gletscherseen. Also ab aufs Bike, schließlich haben wir einiges vor uns.

Nicht selten fährt hier eine alte Dampflok vorbei

Nach ein paar Kilometern am Titisee entlang und einem ersten knackigen Anstieg erreichen wir bald den Bahnhof Bärental, mit 967 Meter ist er Deutschlands höchstgelegener Bahnhof der DB. Nicht selten sieht man hier alte Dampfloks, und auch wir haben Glück. Kesselnd fährt der Zug in den Bahnhof ein, ein kleines Kind schaut aus einem Fenster und winkt uns zu.

Auch für uns geht’s vorerst entspannt weiter bis zum Windgfällweiher, wo sich ein kurzer Zwischenstopp durchaus lohnt, bevor wir am größten See vorbeikommen, den wir heute sehen werden: den Schluchsee. Wir können uns nur schwer für einen Platz am Ufer entscheiden, ein Spot ist schöner als der andere. Die Uferlinie kann im Verlauf des Jahres variieren, je nachdem, wie viel Wasser die Schluchseewerke aus dem Stausee abpumpen – an diesem Tag ist der See gut gefüllt.

Erfrischende Kühle – auch in heißen Sommermonaten

Schließlich springen wir gegenüber der viel befahrenen B 500 an der Südseite ins Wasser, das selbst in den heißen Sommermonaten noch erfrischend kühl ist. Danach gönnen wir uns ein kleines Vesper im Unterkrummenhof, der mehr als 200 Jahre alt ist und dessen Vesperstube vor zwei Jahren saniert wurde. Draußen sonnen sich Menschen auf Liegestühlen, Kinder rennen umher. Wir können eine kleine Stärkung gut gebrauchen. Denn gleich geht’s erst mal bergauf, sehr, sehr lange bergauf.

Spätestens jetzt wünschen wir uns auf ein E-Bike, der Schweiß läuft über Stirn und Rücken, der Puls pocht und wir beißen die Zähne zusammen. In der Beschreibung ist der Schwierigkeitsgrad "leicht" angegeben. Kurz sind wir sauer auf den Tourenplaner, der es geschafft hat, dass wir uns wie Schluffis fühlen; dann erinnern wir uns, dass die Strecke für E-Bikes ausgelegt ist. Selber schuld. Und schon überholt uns ein entspanntes Rentnerpaar mit leise brummendem Motor und grüßt freundlich. Für mehr als ein genuscheltes neidvolles "Tag" reicht unsere Puste nicht.

Die Strecke ist gut ausgeschildert

Der Berg scheint nicht enden zu wollen, bis irgendwann endlich der kleine Pfad in Sichtweite kommt, der zum Feldsee führt. Wie die gesamte Strecke ist auch der schmale Weg gut ausgeschildert. Eine Karte mitzunehmen, schadet aber trotzdem nicht. Am Feldsee angekommen, lassen wir die Bikes und kurz darauf uns fallen. Der See ist idyllisch gelegen, im Wasser spiegeln sich die Baumwipfel des Bannwalds, an der Felswand zeigt sich der Feldberg von seiner rauen Seite.

Baden ist zwar nicht erlaubt – unter anderem wegen des stachelsporigen Brachsenkrauts steht der See unter Naturschutz. Der Unterwasserfarn, der in ein bis zwei Metern Tiefe wächst, kommt neben dem Feldsee nur noch im Titisee vor und ist ein Relikt aus der Eiszeit.

Kräfte sammeln, um die klare Sicht zu genießen

Zeit zum Entspannen bleibt nicht, auch wenn der Raimartihof bestens geeignet für eine weitere Vesperpause wäre. Zwar ist die Tour mit viereinhalb Stunden angegeben, aber – wir erinnern uns – eben nur für E-Bikes. Das härteste Stück der Tour haben wir hinter uns gelassen, aber der Anstieg zum Rinken, der auf fast 1200 Meter liegt, ist auch nicht ohne. Also noch mal alle Kräfte zusammennehmen. Auf dem höchsten Punkt der Tour wird die Anstrengung belohnt – bei klarer Sicht mit einem wunderbaren Blick über den Schwarzwald und auf den Feldberg.

Aber die größte Belohnung kommt erst noch: Denn jetzt geht’s erst mal bergab, der Fahrtwind kühlt, wir rauschen vorerst bis Alpersbach. Der kleine Ort ist auf einem sonnigen Hochplateau gelegen, leuchtend grüne Wiesen umrahmen den einen oder anderen Schwarzwaldhof. An den Flanken des Höllentals entlang fahren wir nach Hinterzarten, am Hochmoor vorbei, und nach ein paar Kilometern kommen wir endlich wieder an unserem Ausgangspunkt an, dem Titisee.

Die morgendliche Stille ist nicht mehr vorhanden

Doch das Becken im Strandbad mit seinem 70er-Jahre-Charme bleibt in diesem Jahr leider geschlossen – die Stadtverwaltung hat keinen Schwimmmeister gefunden. Ein letztes Mal schwingen, nein quälen, wir uns aufs Fahrrad und strampeln zurück zur Uferpromenade, die sich mittlerweile gut gefüllt hat. Von der morgendlichen Stille ist nichts mehr geblieben.

Touristen drängen sich an den Souvenirständen entlang, ein paar kichernde Teenies setzen sich Bollenhüte auf, Senioren haben es sich auf den Bänken bequem gemacht und blicken auf den See, Bedienungen tragen riesige, mit Früchten garnierte Eisbecher zu den Tischen der Cafés. Bis wir die Mountainbikes zurückgeben, ist es fast Abend.

"Und, wie war’s?", fragt der junge Mann, bei dem wir am Morgen die Bikes ausgeliehen haben, und muss offenbar grinsen, als er in unsere erschöpften Gesichter blickt. "Super! … Und anstrengend."

Für unmotorisiertes Fahren ist die Strecke lang und anstrengend

Das Fazit, als wir mit einem Eis in der Hand eine der freigewordenen Seniorenbänke beschlagnahmen, fällt etwas ausführlicher aus: Der Seenradweg ist eine abwechslungsreiche Tour, die überwiegend auf breiten Waldwegen und streckenweise über Straßen führt, mit tollen Seen, schönen Aussichten und einer Abfahrt, die Spaß macht. Fürs unmotorisierte Fahren ist sie allerdings ganz schön lang und ganz schön anstrengend. Ob Mountainbike oder Tourenrad, ist dann fast egal.

Das nächste Mal also doch lieber mit E-Bike? Ach Quatsch, das schaffen wir auch so. Wär ja gelacht.
Auf einen Blick: Der Seenradweg

  • Strecke: 67 Kilometer
  • Dauer: 4,5 Stunden mit dem E-Bike. Ohne E-Bike muss für die Tour deutlich mehr Zeit eingeplant werden.
  • Aufstieg: 954 m
  • Abstieg: 954 m
  • Schwierigkeit: leicht
  • Start und Ziel der Tour: Bahnhof Seebrugg oder am Titisee
  • Koordinaten: Die GPS-Daten der Tour stehen auf der Homepage des Schwarzwald Tourismus kostenfrei zum Download bereit. mehr.bz/seenradweg
  • Geeignet für: Tourenrad, E-Bike, Mountainbike
  • Sehenswürdigkeiten: Staumauer des Schluchsees, Windgfällweiher, das Naturschutzgebiet Seebachtal, Schnapsmuseum beim Gscheiten Beck in Feldberg, Feldsee.
  • Einkehrmöglichkeiten: Zünftiges steht in der Vesperstube "Unterkrummenhof" auf der
    Speisekarte (Dienstag–Sonntag
    10–17 Uhr). Stärkung gibt es auch
    im Berggasthaus "Raimartihof".
    Die Käserei Till in Äule am Schluchsee ist einen Abstecher wert. Direkt am Weg liegt auch die Käserei "Ospelehof" – im Hofladen können die hofeigenen Produkte gekauft werden.
  • Anreise: mit öffentlichen Verkehrsmitteln: mit der Höllental- und Dreiseenbahn Freiburg–Seebrugg bis Titisee oder Seebrugg. Das Fahrrad darf mitgenommen werden, die Freifahrt gilt aber erst ab 19.30 Uhr – und das auch am Wochenende. Fahrplanauskunft: http://www.efa-bw.de
  • Anfahrt: B 500 Richtung Seebrugg
  • Parken: Bahnhof Titisee oder Seebrugg

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