Reiselust

Vanlife: Seit einem Jahr unterwegs mit dem Wohnmobil vom Südschwarzwald in die weite Welt

Wie geht's denn so? Vor einem Jahr sind Jana und Mike Hampe aus dem Südschwarzwald aufgebrochen, um fortan in einem einstigen Feuerwehrauto zu leben und zu arbeiten. Die beiden haben einiges erlebt – und einiges vor.  

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Jana und Mike Hampe aus dem Südschwarz...er Eigenkonstruktion, in Griechenland.  | Foto: Hampe
Jana und Mike Hampe aus dem Südschwarzwald vor ihrem Wohnmobil, einer Eigenkonstruktion, in Griechenland. Foto: Hampe

Im Nirgendwo, so beschreibt Jana Hampe (34) den Standort, an dem wir uns die beiden – sie und ihren Mann Mike (32) – gerade vorstellen müssen. Draußen ist es warm, vor dem Wohnmobilfenster fließt träge ein Flüsslein an Wiesen und Wäldchen vorbei, die Sonne scheint, Vögel zwitschern ihre Lieder. Der nächste Ort ist fünf Kilometer entfernt, heißt Kozani und befindet sich im Norden von Griechenland.

Jana und Mike Hampe, die aus Wutöschingen und Hohentiengen stammen und zuletzt in Ühlingen-Birkendorf wohnten, sind vor gut einem Jahr aufgebrochen, um das Weite zu suchen (BZ berichtete). Leben und arbeiten in einem Wohnmobil, immer auf Achse, das war der Plan. Ihr Gefährt ist ein einstiges Feuerwehrauto mit neuem, auf Abenteuer zugeschnittenen Aufbau. Der Iveco-Magirus 120-25 misst 7,50 Meter Länge, 3,65 Meter Höhe und 2,45 Meter Breite. Der Motor mit fast 13 Liter Hubraum saugt 25 Liter Diesel pro 100 Kilometer aus dem Tank. "Kraftstoff ist unser größter Kostenfaktor", berichten die beiden.

Ausgestattet ist das Wohnmobil mit allem, was man fürs Leben und Arbeiten braucht. Solarzellen auf dem Dach liefern Strom, eine Antenne den Internet-Zugang, frisches Wasser kommt aus einem 400-Liter-Tank. Tagsüber verwandelt sich das Wohnmobil in ein Büro auf Rädern. Mike bietet Elektroplanung und -support für Reisemobile an, und Jana beschäftigt sich mit Social-Media-Beratung sowie der Unterstützung für kleine und mittelständische Unternehmen, Aufträge sind willkommen.

Bisher nur eine einzige Panne

Seit dem Start haben die beiden 10.000 Kilometer zurückgelegt, gesehen haben sie inzwischen Italien, Slowenien, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien und Griechenland. Auf dem Plan stehen als Nächstes die Türkei und der Schwarzmeer-Staat Georgien, der an die nordöstliche Türkei grenzt. Festgestellt haben Jana und Mike, welche Errungenschaft die Europäische Union darstellt, mit der fast kompletten Abwesenheit von Grenzen. Aber immerhin, mit einem deutschen Pass kommt man in Staaten außerhalb der EU ziemlich problemlos hinein, auch nach Georgien.

Der Iveco-Magirus hat sich als stabiles Gefährt erwiesen, das bisher nur mit einer einzigen ernsthaften Panne auffiel, die ein seltenes Ersatzteil aus Deutschland erforderte. Zum Glück war das Pärchen auf dem Weg zu einem Bio-Bauernhof in Slowenien, um gegen Kost und Logis bei der Arbeit zu helfen. "So hatten wir eine Postanschrift, an die das Ersatzteil geschickt werden konnte", sagt Mike.

Das war gleichzeitig eine Ausnahme von der Regel, die sonst lautet: Möglichst in der freien Natur Halt machen oder auf kostenlosen Parkplätzen. "Wir sind ja komplett autark", sagt Mike, "Campingplätze bieten uns gar keinen Mehrwert, den wir bräuchten." Jana ergänzt: "Wir achten natürlich darauf, niemanden zu stören und nix kaputt zu machen." Probleme gab es fast nie. Nur einmal in Serbien klopften morgens Gemeindearbeiter an die Wohnmobiltür. "Die wollten den Rasen mähen", sagt Mike.

Ein Einheimischer stand mit einem Stapel belegter Brote vor der Tür

In allen Staaten sei man ihnen freundlich, aufgeschlossen und zugänglich begegnet, berichten die beiden, freudig wurden sie oft winkend oder hupend begrüßt. Besonders gute Erinnerungen haben die Schwarzwälder an Holger, einen Rumänen aus dem deutschsprachigen Siebenbürgen. Der war Veranstalter eines Camper-Festivals mit hunderten Teilnehmern, Mike und Jana hatten es aus Neugier angesteuert. Holger begrüßte sie herzlich. Er lud sie später ein, einige Wochen bei ihm zuhause zu verbringen, und lieh ihnen für Ausflüge in die Umgebung sogar sein Motorrad.

Ein andermal, ebenfalls in Rumänien, hatten Jana und Mike am Rand eines Dorfes gehalten, um im Fluss zu baden. Ein Einheimischer sprach sie an und erkundigte sich freundlich nach ihren Plänen. Später kam er zurück – mit belegten Broten unterm Arm, Wurst und Marmelade als Wegzehrung.

Weitermachen, so lange Geld für Treibstoff da ist

Zwar hatten die beiden eine Reihe Sehenswürdigkeiten auf dem Zettel, die sie unbedingt besichtigen wollten. Doch mitunter stellte sich vor Ort heraus, dass die gar nicht so attraktiv waren – etwa wegen horrender Eintrittspreise. "30 Euro, um ein paar alte Steine zu sehen", lästert Jana. Hotspots von Touristen meiden sie ohnehin oder steuern sie nur an, wenn weniger Andrang ist. Meist lassen sie sich von Zufall, Lust und Laune treiben. "Jeder Ort hat seine schönen Seiten", findet Jana inzwischen. Die typische Aufenthaltsdauer an einem Platz beträgt drei bis fünf Tage, die Wohlfühlfahrtzeit dazwischen drei Stunden. "In Rumänien haben wir aufgehört, in Kilometern zu rechnen", sagt Jana. Auf manchen Straßen beträgt das Maximaltempo eben nur 15 km/h.

Dass sie aufs Geld achten müssen, geben die beiden offen zu. "Wir sind mit einem ordentlichen Startkapital losgefahren", sagt Mike, "aber das haben wir im ersten Jahr zum großen Teil aufgebraucht." Der Start in die Selbstständigkeit verlief so holprig wie manche Wegstrecke. Mittlerweile freuen sich die beiden über Einnahmen, und Jana sagt: "Wir könnten noch mehr arbeiten. Aber wir genießen es eben auch, Freizeit zu haben." Reisen und arbeiten – das soll so bleiben, so lange Geld für Dieselkraftstoff da ist. Das Planen haben Jana und Mike weitgehend aufgegeben. "Es kommt dann doch anders", sagt Jana.

Die Erlebnisse von Jana und Mike können im Internet auf der Webseite elfnhalb.com verfolgt werden.

Schlagworte: Reiselust Vanlife, Mike Hampe, Jana Hampe
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