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"Singen, gurren, fauchen"

  • Mo, 27. April 2020
    Neues für Kinder

BZ-INTERVIEW mit dem Biologen Eberhard Frey darüber, wie sich Dinos einst vielleicht angehört haben.

Ein T-Rex fletscht  die Zähne.  | Foto: Derrick Neill
Ein T-Rex fletscht die Zähne. Foto: Derrick Neill
Welche Geräusche machten Dinosaurier? Auf diese Frage haben Forscher wie Eberhard Frey keine genaue Antwort. Nur eins ist sicher: Gebrüllt hat der Tyrannosaurus sehr wahrscheinlich nicht. Eberhard Frey erzählt Birk Grüling von dpa, dass es in der Urzeit aber auch nicht stumm war.

BZ: Den Tyrannosaurus kennen wir aus Filmen wie Jurrasic Parc als brüllenden Jäger. Was sagen Sie dazu?
Frey: Der auf der Jagd brüllende Raubsaurier ist ziemlicher Blödsinn. Mit lautem Brüllen würde er doch sämtliche Beutetiere verscheuchen. Auch heute lebende Raubtiere wie Löwen oder Tiger sind auf der Jagd still. Tiere geben eher Geräusche von sich, um ihr Revier zu markieren oder ein Weibchen zu beeindrucken. Die ernüchternde Wahrheit: Wir wissen eigentlich fast gar nichts darüber, wie Dinosaurier geklungen haben.
BZ: Was spricht dafür, dass Dinosaurier Geräusche von sich gaben?
Frey: Fast alle Tiere geben Geräusche von sich, zum Beeindrucken von Feinden oder Weibchen, zum Rufen nach der Mutter oder, um die Herde zusammenzuhalten. Allein das legt nahe, dass auch die Saurier nicht ganz stumm waren und sich wahrscheinlich mit Geräuschen verständigt haben. Außerdem gehen wir davon aus, dass einige Dino-Arten in Herden lebten. Auch heutige Herdentiere verständigen sich auf den Wanderungen über Geräusche und Töne. Bei den Sauriern wird es wahrscheinlich nicht anders gewesen sein.
BZ: Wie könnten Saurier geklungen haben?
Frey: Die engsten lebenden Verwandten der Raubsaurier sind die Vögel. Sie machen sehr unterschiedliche Geräusche. Sie singen, gurren, fauchen und schnattern. Auch Krokodile, entfernte Verwandte der Dinosaurier, geben viele Geräusche von sich. Das könnten Anhaltspunkte für die Geräusche der Dinosaurier sein. Genau weiß das aber niemand. Vielleicht stand der Tyrannosaurus Rex im morgendlichen Sonnenaufgang und hat gekräht wie ein Gockel. Das ist eine Vorstellung, die ich sehr amüsant finde.
BZ: Welche Möglichkeiten der Geräuscherzeugung gäbe es noch?
Frey: Viele Vögel machen auch mit ihrem Federkleid Geräusche. Zum Beispiel der Pfau, wenn er ein Rad schlägt und mit den Schwanzfedern rasselt. Oder die Bekassine, genannt Himmelsziege, die im Flug mit ihren äußeren abgespreizten Schwanzfedern wummern kann. Da die meisten Raubsaurier auch gefiedert waren, wäre es möglich, dass die heutigen Ruf- und Sangesfähigkeiten von Vögeln ihren Ursprung bei den Dinos hatten. Aus evolutionärer Sicht, also in der Entwicklungsgeschichte, können solche Fähigkeiten nicht einfach vom Himmel gefallen sein.

Eberhard Frey ist Biologe und leitet die geowissenschaftliche Abteilung des Staatlichen Museums für Naturkunde in Karlsruhe.

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 27. April 2020: PDF-Version herunterladen

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