Kultur
Singend durch den Dom von St. Blasien gewandert
Das Calmus Ensemble präsentiert im Dom in St. Blasien ein Konzert, das die Schönheit der Erde feiert und auf die Klimakrise aufmerksam macht. Das Publikum ist tief berührt.
Mo, 20. Okt 2025, 18:00 Uhr
St. Blasien
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Aufgeteilt hatte das Ensemble sein Programm in drei Teile, wobei jeder mit den Sätzen aus einer fünfstimmigen Messe von William Byrd eingeleitet wurde, um dann zu allgemeinen Themen zu Menschheit und Erde überzugehen ohne definitive Grenzziehung zwischen geistlichen und weltlichen Werken. Außerdem wurden die Teile des Programms durch zwei Orgelwerke voneinander getrennt, die der Organist Stefan Palm vortrug. Johannes Brahms’ Praeludium und Fuge g-moll gestaltete er mit quirligem Laufwerk, Bachs "Pièce d’Orgue G-Dur BWV 572 als fortlaufendes Perpetuum mobile, selbst in den akkordisch durchkomponierten Passagen.
Das Calmus Ensemble glänzte durch ausgezeichnete Textverständlichkeit, einen weichen Gesamtklang bei einem hohen Grad an klanglicher Sensibilität, ein außergewöhnliches Einfühlungsvermögen in die Stimmung der einzelnen Lieder und nicht zuletzt durch eine dem historischen Umfeld der jeweiligen Komposition adäquate Interpretation. Die Sätze der Messe von William Byrd interpretierte das Ensemble alle sehr getragen, in einem weich fließenden, in sich schwingenden Legato. Eine Ausnahme bildete die Verkörperung des Heiligen Geistes an der Textstelle "cum sancto spiritu" im Gloria durch den Wechsel zu einem munteren Tempo. Weitere Hervorhebungen anhand kurzer homophoner Partien innerhalb der polyphonen Satzstruktur betrafen die Ausdeutung des Textwortes "gratias" im Gloria sowie die erste Anrufung "Dominus Deus" im Sanctus.
Johann Christoph Bachs "Fürchte dich nicht" bestach durch zahlreiche, für seine Zeit ungewöhnlich modern anmutende Rufgesten, und in den beiden Brahmsliedern "Waldesnacht" und "In stiller Nacht" begeisterte das Quintett durch seine außerordentlich differenzierte Dynamik, wobei das Dauerbrummen der sich langsam drehenden "Gaia" diesen absoluten Hörgenuss leider etwas schmälerte, auch wenn das Ensemble durch mehrfache Änderung seines Standortes während des Programmablaufs dieser Einschränkung Rechnung zu tragen versuchte.
Sicherlich auch ohne Gaia so beabsichtigt war indes die Aufstellung im Kreis nahe der Mitte der Kuppel bei Eriks Ešenvalds’ zauberhaft feengleich mit in Schwingung versetzten Wassergläsern als Begleitung gesungenem Trees, und auch die meditative Atmosphäre von Frank Tichelis Earth Song, vom Camus Ensemble als sanft sich mit dem Nachhall der Akustik des Doms verbindender Lobpreis an die Musik gestaltet, war sehr berührend, ebenso wie die wohlig weichen Harmonien von Kate Rusbys "Underneath the stars".
Bei der Interpretation von Max Regers "Das Sternlein" faszinierte die einfühlsame Differenzierung zwischen der ganz leichten Hervorhebung einer einzelnen Stimme an ganz bestimmten Textstellen und dem wunderbar austarierten Zusammenklang sowie die melancholische Verlangsamung zur Textstelle "Das Sternlein ist verschwunden", und im "Nachtlied" desselben Komponisten der Kontrast zwischen zartem Piano und dramatischem Fortissimo.
Zu Bernd Frankes 2010 eigens für das Calmus Ensemble komponierten "And why?" schließlich, diesen großartig solistisch agierenden Sängerinnen und Sängern geradezu auf den Leib geschrieben, wanderten die Fünf singend durch den ganzen Dom, nutzten den sich dabei ständig verändernden Raumklang optimal aus – ein ganz einzigartiges Erlebnis. Die stehenden Ovationen des Publikums gaben davon Zeugnis. Und auch die beiden Zugaben, Leonard Cohens "The Land of Plenty" und eine auf das Ensemble zugeschnittene Version seines "Hallelujah" gehörten nochmals zu den emotionalen Highlights dieses Konzertabends.