Johannes Siebner hat als Direktor des jesuitischen Kollegs St. Blasien den Missbrauchs-Skandal miterlebt. Er entschuldigte sich bei den Opfern. Ihr Wohl war ihm wichtiger als der Ruf seiner Schule. Ein Porträt.
Die Geschichte lässt ihn nicht los. Wie auch? Pater Johannes Siebner ist Mitglied eines Ordens, den er selbst als Täter-Institution bezeichnet; es waren seine Mitbrüder, die in katholischen Schulen Nähe und Zuneigung in Herrschaft und Gewalt umschlagen ließen. Der Jesuit ist Direktor einer Schule, an der es zu Übergriffen kam. Er war Schüler am Canisius-Kolleg in Berlin, wo unsägliche Dinge geschahen, unter den Betroffenen sind auch seine Schulfreunde. Er saß am "Eckigen Tisch". So heißt die Initiative, bei der sich mehr als 40 Missbrauchsopfer mit Vertretern der Täterseite auseinandersetzten.
Es waren anstrengende Monate, aufwühlende Erinnerungen, ein aufreibender Prozess – aber es gibt keine Alternative. "Zum Glück haben wir diese Debatte", sagt Johannes Siebner.
Der Direktor des Kollegs St. Blasien ist kein Typ, der die Wahrheit in Watte packt. "Wenn eine Eiterbeule aufplatzt, dann stinkt es nun mal." Das ist so ein ...