Interview

Tierfotograf Axel Gomille: "Meine Strategie: Ich bin nicht da"

Der Zoologe und Tierfotograf Axel Gomille hat schon in vielen Ländern Tiere fotografiert. Vor kurzem hat er ein Kinderbuch über Wölfe veröffentlicht. Sonja Zellmann hat sich mit ihm über Wölfe, Tiger und einen praktischen Tarnanzug unterhalten.  

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Diese Jungwölfe hat Axel Gomille an einem Waldrand in Sachsen-Anhalt fotografiert. Foto: Axel Gomille
BZ: Warum wollten Sie ausgerechnet über Wölfe ein Kinderbuch machen?

Gomille: Ich möchte mit meiner Arbeit zu einer möglichst friedlichen Nachbarschaft von Wolf und Mensch beitragen. Mit meinen Fotos kann ich die Tiere so zeigen, wie sie in ihrem Alltag sind: als Familientiere mit spielenden Welpen, die herumschnüffeln. Fotos zähnefletschender Wölfe, die man manchmal sieht, entstehen dagegen meist in Gehegen, wo mehrere geschlechtsreife Tiere zusammengesperrt sind, die in der Natur so nicht zusammenleben würden. Die unnatürliche Situation stresst die Tiere sehr.

BZ: Wie gehen Sie beim Fotografieren vor? Wölfe sind ja sehr scheu...

Gomille: Meine Strategie ist: Ich bin nicht da. Sie sollen mich nicht sehen, riechen oder hören. Daher trage ich einen Tarnanzug und achte darauf, dass der Wind nicht aus meiner Richtung bläst und mich verrät. Ich nähere mich den Wölfen nicht an, sondern ich warte ruhig am Waldrand darauf, dass die Tiere rauskommen.

BZ: Und das klappt?

Gomille: In den meisten Fällen nicht, da sind die Tiere zu weit weg oder kommen erst, wenn es schon dunkel ist. Aber manchmal klappt es schon. Ich setze mich ja auch nicht irgendwo hin, sondern gucke vorher nach Spuren. Ich gehe also an Stellen, an denen es wahrscheinlicher ist, dass Wölfe vorbeikommen. Man braucht natürlich Geduld. Einmal hatte ich Riesenglück – da kam ein junger Wolf ganz nah an mich ran. Das ist sehr selten. Er hatte wohl gar nicht gemerkt, dass ich ein Mensch bin.

BZ: Welche Tiere, außer Wölfen, haben Sie schon fotografiert?

Gomille: Oh, sehr viele. Mich interessiert vor allem, wie Menschen und eventuell gefährliche Wildtiere nebeneinander leben können. Das habe ich mir zum Beispiel bei Tigern in Indien angesehen, bei Löwen in Tansania, bei Bären in Rumänien und bei Schneeleoparden in Zentralasien.

BZ: Gehen Sie beim Fotografieren immer so vor wie bei den Wölfen?

Gomille: Nein, das ist sehr unterschiedlich. Die Tiere in lange geschützten Gebieten sind zum Beispiel nicht so scheu. Im Serengeti-Nationalpark in Tansania in Afrika findet man fast immer Löwen, wenn man mit dem Geländewagen herumfährt.

BZ: Wie haben Sie sich Tigern genähert?

Gomille: Da war ich oft mit Reitelefanten unterwegs, zusammen mit einem Elefantenführer. Mit einem Elefanten kann man recht nah an die Tiger ran und er kommt auch überall gut durch den Dschungel, anders als ein Auto.

BZ: Sind Tiger und Elefant keine Feinde?

Gomille: Nein, aber Elefanten haben Respekt vor Tigern, obwohl sie ihnen überlegen sind. Sie müssen lernen, die Nerven zu behalten, wenn sie den Raubkatzen begegnen. Einmal ist ein junger Tiger unserem Elefanten hinterhergelaufen und wollte unbedingt auf den baumelnden Schwanz des Elefanten schlagen. Das hat den Elefanten fast verrückt gemacht. Da mussten wir uns zurückziehen. Dieser Elefant war noch nicht so geübt darin, Ruhe zu bewahren.


Buchtipp: Axel Gomille: Wölfe – Unterwegs mit dem Tierfotografen Axel Gomille. Kosmos, Stuttgart 2021. 64 Seiten, 16 Euro, ab 8.

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