Interview
Trampolin-Expertin: "Es hilft dabei, den Kopf abzuschalten"
Wenn das Gartentrampolin in der kalten Jahreszeit Pause hat, bieten Hallen und Vereine Möglichkeiten, den Sport zu betreiben. Worauf man achten sollte, erklärt Trampolinexpertin Maria Becker.
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BZ: Frau Becker, Trampolinspringen galt immer eher als Kinderspaß. Der Sport ist aber auch sehr gesund. Wandelt sich das Image gerade?
Es ist tatsächlich verrückt, was in den letzten Jahren passiert ist. Trampolinparks schießen wie Pilze aus dem Boden und man kann dort zunehmend auch Erwachsene beobachten. Das ist eine tolle Entwicklung, denn ich finde alles, was dazu auffordert, sich zu bewegen, ist doch eine super Sache.
BZ: Was ist das Besondere am Trampolinturnen?
Das Gute am Trampolinturnen ist, dass man nicht nur in Bewegung kommt, sondern auch noch richtig Spaß dabei hat. Wenn man Kinder und auch Erwachsene beobachtet, haben sie eine unheimliche Ausschüttung von Glückshormonen beim Trampolinturnen. Dieses Gefühl von Fliegen, vom In-die-Luft-geworfen-werden, das macht die Besonderheit im Vergleich zu anderen Sportarten aus. Und es hilft dabei, den Kopf abzuschalten, einfach Freude an der Bewegung zu erleben. Das hat eine positive Auswirkung auf die psychische Gesundheit. Zum anderen darf man nicht vergessen – das kann man ja mal ausprobieren –, was das für eine hohe Belastung ist.
Wenn man auf einem großen Trampolin einfach nur ein paar Mal auf der Stelle springt, merkt man ganz schnell, dass das Herz und die Lunge ordentlich was zu tun haben. Man sagt, dass das eine sehr hohe kardio-pulmonale Belastung ist, das Herz-Kreislauf-System wird also angekurbelt. Außerdem merkt man sehr schnell, dass das Springen auch muskulär richtig anstrengend ist. Das führt dazu, dass die Muskeln trainiert werden und man vielleicht irgendwann auch andere Fertigkeiten draufhat.
BZ: Worauf sollte man als Anfänger denn achten?
Wichtig ist, dass man einen langen Rücken macht und nicht in die Hohlkreuzposition kommt. Die Füße sollten hüftbreit sein. Wir brauchen eine gute Körperlinie, die die Sprünge auch gut abbremsen kann.
BZ: Ist Trampolinturnen gefährlich?
Trampolinturnen ist nicht gefährlicher als andere Sportarten, aber man muss sehr umsichtig sein. Gerade in Trampolinparks oder -hallen steht eine große Trampolinfläche bereit für viele Menschen, die sich dort alle bewegen. Da kann es natürlich passieren, dass man zum Beispiel in dem ganzen Spaß nicht bemerkt, dass jemand vom Nachbargerät rübergesprungen kommt. Oder man springt selbst aus Versehen ins Nachbargerät hinein. Weil man in diesem Flow, in diesem Spaß, die Verantwortung, die man in diesem Fall ja nicht nur für sich alleine trägt, schnell mal vergisst. So passieren dann natürlich auch Unfälle. Deshalb bin ich grundsätzlich ein Fan davon, Trampolinsport im Verein zu machen, wo sachkundige Menschen helfen, die Geräte gut abgesichert sind und sich immer nur eine Person am Gerät befindet.
BZ: Wenn man in manche Gärten schaut und fünf Kinder gleichzeitig auf so einem großen Gartentrampolin sieht, wundert man sich ja manchmal schon, wie wenig passiert…
Bei mehreren Kindern ist auf jeden Fall das Zusammenstoßen ein Risikofaktor, aber auch das Runterfallen, weil zum Beispiel das Sicherheitsnetz fehlt oder nicht richtig verschlossen wurde. Und man darf auch den Katapult-Effekt nicht vergessen. Wenn zwei Springerinnen oder Springer sich zusammen auf dem Trampolin bewegen, dann kann es sein, dass die eine Person die andere Person katapultiert. Wenn das aus Versehen passiert, kann das gefährlich werden, weil man nicht damit rechnet, dass man plötzlich so hoch fliegt – und vielleicht auch noch in eine Richtung, in die man nicht will. Man kann sich diesen Effekt zu Nutze machen, es kann aber leider auch schiefgehen. Deshalb muss man besonders umsichtig sein, wenn man mit mehreren auf einem Gerät ist.
BZ: Kinder wollen ja oft coole Tricks lernen, etwa Salti, Flick-Flack oder Aerials (freies Rad, Anm. d. Red.). Was würden Sie sie alleine üben lassen und wann sollte man besser eingreifen?
Zunächst mal freue ich mich immer, wenn ein Kind zu mir kommt und sagt, dass es ein turnerisches Element lernen möchte. Man sollte das aber langsam aufbauen und gerade beim Selbst-Beibringen wäre ich sehr vorsichtig. Viele überschätzen sich. Wenn man zum Beispiel gerade mal einen Strecksprung kann und dann gleich zum Salto übergehen will, dann fehlt der methodische Weg. Da wäre meine Sorge, dass man zum Beispiel aus hoher Höhe auf den Kopf, den Nacken oder die Wirbelsäule fällt und sich verletzt. Ich empfehle deshalb, sich an Personen zu wenden, die professionelle Hilfe anbieten und bei denen man solche Tricks in Ruhe und Sicherheit lernen kann. Das kann im Verein sein, der Trampolinturnen anbietet. Aber auch in Trampolinhallen gibt es immer häufiger solche Angebote.
Maria Becker ist Diplom-Sportwissenschaftlerin an der Deutschen Sporthochschule Köln und arbeitet dort am Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten. Sie leitet dort außerdem den Praxiskurs Trampolinturnen. Becker war selbst Turnerin und hat Trampolinturnen im Training genutzt.
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