Gaza-Krieg
Trump sieht Gaza-Hilfsbedarf – fast 100 Tote bei Angriffen
Israels Armee geht eigenen Angaben nach weiter gegen Terrororganisationen im Gazastreifen vor. Dort soll es bei massiven Angriffen Dutzende Opfer gegeben haben. Und ein Deal ist weiter nicht in Sicht.
dpa
Fr, 16. Mai 2025, 15:56 Uhr
Politik Ausland
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Tel Aviv/Gaza (dpa) - Während US-Präsident Donald Trump seine Nahostreise beendet hat, hat Israels Armee heftige Angriffe auf den Gazastreifen geflogen. Seit der Nacht seien dabei 93 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 200 verletzt worden, teilte die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde mit. Die Angaben, die nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten unterscheiden, ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Berichten zufolge gab es vor allem im Norden des Gebiets massive Angriffe der israelischen Armee. In sozialen Medien wurden Aufnahmen verbreitet, die Bilder der Opfer der Angriffe zeigen sollen.
"Truppen setzen ihre operativen Aktivitäten gegen die Terrororganisationen im Gazastreifen fort, zerstören terroristische Infrastrukturanlagen und eliminieren Terroristen", teilte das israelische Militär mit. In den vergangenen Tagen habe die israelische Luftwaffe Angriffe auf "mehr als 150 Terrorziele im gesamten Gazastreifen" geflogen, hieß es. Darunter seien etwa Stellungen für Raketen und operative Zentren der Gruppierungen gewesen. Die Angaben ließen sich ebenfalls nicht unabhängig verifizieren.
Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes wurden Wohnhäuser dem Erdboden gleichgemacht. Rettungsteams bergen demnach weiterhin Opfer unter den Trümmern.
Israel will Angriffe ausweiten
Die israelische Nachrichtenseite "ynet" meldete unter Berufung auf Sicherheitsbeamte, die massiven Angriffe in den vergangenen Tagen seien eine Vorbereitung auf den Einmarsch weiterer Truppen. Israels Armee äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Bericht. Bereits am Donnerstag hatte es nach palästinensischen Angaben bei israelischen Angriffen Dutzende Tote gegeben.
Die israelische Regierung hatte jüngst angekündigt, den Einsatz im Gazastreifen ausweiten zu wollen. Israelische Medien hatten berichtet, dies solle nach dem Ende der Reise von Trump in die Region passieren, sollte bis dahin kein neues Gaza-Abkommen erzielt werden. Inzwischen hat Trump seinen mehrtägigen Besuch in der Golfregion beendet und ist auf dem Rückweg in die USA. Ein neuer Deal ist weiter nicht in Sicht. Einen Stopp in Israel legte er nicht ein.
Trump: "Viele Menschen hungern"
Eine neue Militäroffensive dürfte die Notlage der Menschen in dem dicht besiedelten und nach mehr als anderthalb Jahren Krieg großflächig zerstörten Gazastreifen weiter verschärfen. Schon jetzt warnen die UN und Hilfsorganisationen vor einer Hungersnot.
Trump sprach während eines Besuchs in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten am Morgen von einer "sehr ernsten Situation" in dem Gebiet. "Wir müssen uns darum kümmern. Viele Menschen hungern. Viele Menschen leiden unter der schlimmen Situation." Die USA sind Israels wichtigster Waffenlieferant.
Details zu neuem Hilfsmechanismus in Gaza
Israel lässt seit Anfang März keine Hilfslieferungen mehr in den Gazastreifen. Das Land wirft der Hamas vor, die Hilfsgüter gewinnbringend weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren. Israels Sicherheitskabinett beschloss kürzlich aber, künftig wieder Lieferungen in den Gazastreifen zu erlauben – jedoch mit einem anderen Mechanismus, sodass die Hamas nicht von den Lieferungen profitieren könne. Berichten zufolge sollen Güter dann nur noch von wenigen Standorten im Gazastreifen aus verteilt werden.
In einem Bericht der BBC hieß es am Donnerstag, Satellitenbilder zeigten die Vorbereitung dieser Standorte. Mindestens vier Verteilungszentren entstehen demnach im Süden, ein weiteres im Zentrum des Gazastreifens. Eine in Genf ansässige Stiftung namens Gaza Humanitarian Foundation (GHF) soll die Verteilung von Hilfsgütern in dem abgeriegelten Küstenstreifen neu organisieren.
Laut einem Dokument der GHF sollen zunächst 60 Prozent der Bevölkerung über vier Zentren versorgt werden. Später sollen alle mehr als zwei Millionen Bewohner des Gazastreifens erreicht werden. Die BBC meldete unter Berufung auf die GHF, die Stiftung werde ihre Arbeit vor Ende Mai aufnehmen.
UN kritisiert neuen Mechanismus für Hilfslieferungen
Laut der "Times of Israel" sollen 5.000 bis 6.000 geprüfte Personen alle ein bis zwei Wochen zu Fuß zu den Hilfszentren gehen dürfen, um dort eine etwa 18 Kilogramm schwere Kiste mit Lebensmitteln für ihre Familien abzuholen. US-Sicherheitsfirmen sollen den Vorgang absichern. Die Verteilungszentren sollen dem Bericht zufolge in einer neuen "humanitären Zone" in der Gegend der Stadt Rafah im Süden des Gebiets errichtet werden. Menschen, die diese Zone betreten, würden vorher von Israels Armee kontrolliert, hieß es. Das israelische Militär hoffe auf diese Weise zu verhindern, dass Mitglieder der Hamas das Gebiet betreten.
Die UN hatte den neuen Mechanismus für die Hilfslieferungen scharf kritisiert, unter anderem weil Zivilisten auf dem Weg zu den Verteilungszentren ins Kreuzfeuer des Krieges geraten und etwa alte und kranke Menschen diese erst gar nicht erreichen könnten.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als eineinhalb Jahren wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 53.100 Palästinenser im Gazastreifen getötet. Die Angaben, die sich derzeit nicht verifizieren lassen, unterscheiden nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten. Auslöser des Krieges war der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terroristen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden.
© dpa-infocom, dpa:250516-930-550327/2