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Sicherheit

Unfälle an Bahnübergängen häufen sich

  • dpa

  • Mo, 09. November 2015, 00:01 Uhr
    Panorama

     

Innerhalb von drei Tagen hat es vier schwere Unfälle an Bahnübergängen in Deutschland gegeben. Dabei starben zwei Menschen, etwa 30 wurden verletzt.

Völlig zerstört liegt ein Auto  am Sam...einem Bahnübergang neben den Gleisen.   | Foto: dpa
Völlig zerstört liegt ein Auto am Samstag in Tarp an einem Bahnübergang neben den Gleisen. Foto: dpa

Zuletzt rammte ein 500 Meter langer Güterzug am Samstag im schleswig-holsteinischen Tarp mit hohem Tempo zwei Autos. Die beiden Fahrer wurden schwerverletzt aus ihren völlig demolierten Fahrzeugen geborgen.

Angesichts der Häufung der Unfälle fordert die Allianz pro Schiene bessere Schutzmaßnahmen an Bahnübergängen. Nach Angaben der Deutschen Bahn gehen die Unfälle an Übergängen jedoch zurück. Oft spiele Leichtsinn eine Rolle. "Über 90 Prozent dieser Kollisionen könnten durch richtiges Verhalten der Verkehrsteilnehmer vermieden werden", teilte ein DB-Sprecher in Berlin mit. Die Deutsche Bahn reduziere die Zahl ihrer Bahnübergänge. Rund 4800 Anlagen wurden seit 2004 bereits beseitigt, weitere wurden mit technischen Sicherungen ausgestattet oder durch Über- oder Unterführungen ersetzt.

60 Prozent der Bahnübergänge sind technisch gesichert

Nach Angaben des Sprechers gab es 2013 bundesweit noch 18 117 Bahnübergänge, von denen etwa 60 Prozent technisch gesichert waren – etwa 20 Prozent mit Schranken, rund 70 Prozent mit Halbschranken und zehn Prozent mit Blinklicht- oder Lichtzeichenanlagen.

Bei der Kollision in Schleswig-Holstein wurde ein Pkw 50 Meter mitgeschleift. An dem Bahnübergang wurde der Bundespolizei zufolge gebaut, die Schranke musste manuell bedient werden. Sie war zum Zeitpunkt des Unglücks nach Zeugenaussagen vermutlich geöffnet. Der Zugführer stand unter Schock und konnte nicht dazu befragt werden, wie Bundespolizei-Sprecher Hanspeter Schwartz sagte. Auch eine Aussage des Bahnüberwachungspostens, der für die Schranken zuständig war, stand am Sonntag noch aus. An einem der zerstörten Wagen mussten die Rettungskräfte das Dach abtrennen, um den Fahrer zu bergen.

Angesichts der vielen Unfälle forderte die Allianz pro Schiene, das ab März 2018 verpflichtend für Autos und leichte Lastwagen vorgeschriebene Auto-Notrufsystem eCall zu erweitern. Anstatt den GPS-gestützten Notruf nur an die allgemeine Notrufnummer 112 abzusetzen, müsse es festinstalliert eine eigenständige Notfunktion für Gefahrensituationen an Bahnübergängen geben, erläuterte der Geschäftsführer des Verkehrsbündnisses, Dirk Flege, in der Samstagsausgabe des ARD-Magazins brisant.

"Wir können uns für die eCall-Erweiterung sogar einen zweiten Knopf vorstellen, der auf dem Armaturenbrett neben dem typischen Straßenverkehrsunfall deutlich sichtbar für Notlagen auf Bahnübergängen reserviert ist", sagte Flege in Berlin. "Damit könnte schon bald jeder Autofahrer in ganz Europa, der an einem Bahnübergang auf den Gleisen steckenbleibt, direkt bei der Zugüberwachung Alarm schlagen. Der Lokführer des nächsten ankommenden Zuges wäre auf diese Weise schnell vorzuwarnen."

Auch im niedersächsischen Lastrup kollidierte am Samstag eine Regionalbahn mit dem Anhänger eines Sattelzugs, der auf den Gleisen stand. Die Lokführerin, ein Fahrgast und ein Zugbegleiter wurden nach Angaben der Polizei leicht verletzt. Am Donnerstag war ein Regionalzug in Bayern auf einem Bahnübergang in einen Schwertransporter gerast, der Lokführer und der Fahrer des Lastwagens starben. 18 Menschen wurden verletzt. Am selben Tag gab es auf der Strecke zwischen Oldenburg und Bremen sieben Verletzte bei einer Kollision zwischen einem Zug und einem Sattelschlepper.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 09. November 2015: PDF-Version herunterladen

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