UNTERM STRICH: Gerechtigkeit auf dem Weltraumklo

Die neue Toilette der ISS passt besser zur weiblichen Anatomie / Von Michael Heilemann.  

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Auch im Weltall bleibt der Mensch ein Mensch. Ein irdisches Wesen mit kreatürlichen Bedürfnissen. Er muss essen, trinken – und, nach gehabter Verstoffwechselung, die Reste wieder loswerden. Sprich, er muss aufs Klo.

Das Thema ist alles andere als trivial, technisch wie praktisch, was den Vollzug anbetrifft. In der Schwerelosigkeit lehnt man sich nicht einfach entspannt zurück und löst Kreuzworträtsel oder blättert in einer Illustrierten. Man muss sich festschnallen und mit beiden Händen festhalten, sonst entschwebt man. Dasselbe gilt für die Ausscheidungen, die von einer Saugvorrichtung absorbiert werden, bevor sie sich selbständig machen könnten.

Gleichwohl bedarf es einiger Übung und Zielgenauigkeit, um die Sache unfallfrei über die Bühne zu bringen – gepinkelt wird in einen trichterförmig auslaufenden Schlauch, die festen Bestandteile gilt es, in einen Beutel zu bugsieren.

Man sieht, der Toilettengang ist für die Astronaut*innen auf der Raumstation ISS alles andere als eine Freude. Am allerwenigsten für die Astronautinnen, die gegenüber ihren männlichen Kollegen benachteiligt sind. Konstruktionsbedingt, durch eine – von Männern – entwickelte Technik. Glaubt man der Nasa, dann soll die neue Toilette, die gerade von einem Raumtransporter in der ISS angeliefert wurde, mehr Geschlechtergerechtigkeit ins All bringen. Was man von einem Klo, das 23 Millionen Dollar gekostet hat, wohl auch erwarten darf!

Die Toilette, an deren Entwicklung maßgeblich Frauen beteiligt waren, soll nicht nur kompakter sein und einen bequemeren Sitz haben, sondern auch besser an die weibliche Anatomie angepasst sein. Die Konstruktion wird nun ausgiebig getestet. Bewährt sie sich, soll sie das neue Standardklo der US-Raumfahrt werden. Und damit auch das stille Örtchen für Flüge ins tiefe Weltall.

Alles perfekt? Nicht ganz. Nach wie vor muss man sich mit den Händen gut festhalten. Schmökern ist also nicht. Dabei sind Reisen zum Mars doch so langweilig.
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