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Internationales Filmfestival

Vater und Sohn drehen Kurzfilm über seltene Arten im Gundelfinger Wald

Sebastian Krüger
  • Do, 16. Juli 2020, 15:18 Uhr
    Gundelfingen

Hirschkäfer, Dohlenkrebse, Gelbbauchunken – die Artenvielfalt im FFH-Gebiet am Kandel ist groß. Robert Brinkmann und Paul Köhler waren für ihren Kurzfilm mit der Kamera nah dran an den Tieren.

Paul Köhler und sein Vater Robert Brinkmann beobachten... Foto: köbri Films
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Der Gundelfinger Robert Brinkmann hat mit seinem Sohn Paul Köhler im Auftrag des Regierungspräsidiums (RP) Freiburg einen Kurzfilm über den Gundelfinger Wald gedreht, der Teil des FFH-Gebietes ist. Dieser wurde nun für ein internationales Film-Festival nominiert.

"Vielen Menschen, die den Film gesehen haben, wussten nicht, dass diese Tiere hier bei uns im Wald leben" Robert Brinkmann

Ausgerüstet mit Stirnlampe, Antenne und Empfänger steht Robert Brinkmann mitten in der Nacht im Gundelfinger Wald. Um ihn herum ist es stockfinster. Er ortet die Signale der Sender, die er zuvor einigen Exemplaren der seltenen Bechsteinfledermaus angebracht hat. Um sie zu fangen, hatte der Gründer des Freiburger Instituts für angewandte Tierökologie feine Nylonnetze im Wald aufgestellt. Nun findet er heraus, wo die Tiere nachts jagen und tagsüber schlafen – in Baumhöhlen alter Eichen, die den unteren Gundelfinger Wald prägen.

Die Dunkelheit des Waldes genießen

Während viele Menschen die Wälder in der Nacht meiden und wohl auch unheimlich finden, genieße er die dortige Stimmung, sagt er der BZ. "In der Stille kann man viele Geräusche wahrnehmen, die man tagsüber nicht hört." Das Zirpen der Waldgrillen oder die Rufe des Waldkauzes zum Beispiel. Schon als Zehnjähriger habe es ihn regelmäßig in den Wald verschlagen, um Tiere zu beobachten. Als der Westfale vor rund 30 Jahren Landespflege mit Schwerpunkt Tierökologie in Hannover studierte, habe er auch begonnen, Tierfilme zu drehen. Eine Leidenschaft, die dann viele Jahre ruhte, ehe sein Sohn Paul Köhler ihn ermutigte, sein altes Hobby wieder aufleben zu lassen.



"Es hilft, wenn man die Lebensweise der Tiere gut kennt, etwas Glück gehört aber auch dazu." Robert Brinkmann
Weil der Wissenschaftler Brinkmann fürs RP schon viele Umwelt-Gutachten erstellt hatte und überzeugt ist, dass die dort ansässige Naturschutzverwaltung "mit viel Engagement viel Positives leistet", wollte er ihre Arbeit etwas bekannter machen. Der Vater schlug vor, einen Film über die Arbeit der Naturschutzbehörde im FFH-Schutzgebiet Kandelwald, Roßkopf und Zartener Becken zu drehen, sein Sohn war direkt dabei. Der 20-Jährige Köhler filmt seit sieben Jahre im Outdoorbereich und hat sich durch seine Mountainbike-Videos in der Szene schon einen Namen gemacht. "Wir haben eine unterschiedliche Herangehensweise, ergänzen uns gut. Ich bin eher der Wissenschaftler, während mein Sohn die cineastische Perspektive einnimmt, die Stimmung einfangen will", so Brinkmann.

Vor Sonnenaufgang mit der Kamera auf der Lauer

Um seltene Tiere so nah vor die Linse zu bekommen, müsse man sich geduldig auf die Lauer legen – und früh aufstehen. Für den Film, den die beiden Gundelfinger zwischen Mai und Oktober 2019 gedreht hatten, seien sie tagelang vor Sonnenaufgang aufgestanden. Und das im Sommer, wenn es ab 5 Uhr morgens hell wird. "Es hilft, wenn man die Lebensweise der Tiere gut kennt", so Brinkmann. "Etwas Glück gehört aber auch dazu. Denn Naturereignisse kann man nicht einplanen."

Sichtbar machen, was sonst im Verborgenen bleibt

Der Film zeigt einen Kampf zweier Hirschkäfermännchen um ein Weibchen, aber auch den Dohlenkrebs im Ibenbach, der von der für ihn tödlichen Krebspest bedroht ist. "Vielen Menschen, die den Film gesehen haben, wussten nicht, dass diese Tiere hier bei uns im Wald leben", sagt Brinkmann. Und so fasziniert er von der Tierwelt im Wald ist, so sehr ist es ihm auch ein Anliegen, sichtbar zu machen, was für die meisten sonst im Verborgenen bleiben würde.

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Das rund 2200 Hektar große FFH-Gebiet Kandelwald, Rosskopf und Zartener Becken ist als Schutzgebiet mit europäischer Bedeutung ausgeschrieben und Teil des weltweit größten Schutzgebietes Natura-2000. Laut Brinkmann besticht es durch abwechslungsreiche Lebensräume, bunte Berg- und artenreichen Flachlandmähwiesen. Und durch seltene Tierarten. So ist der Dohlenkrebs ausschließlich in Südbaden beheimatet. Und die Population der Bechsteinfledermäuse im Gundelfinger Wald mit mehr als 100 Weibchen gilt als eine der größten weltweit.

Gundelfinger Wald ist ökologisch wertvoll

Überhaupt könne der Gundelfinger Wald durch den ökologisch wertvollen Bestand an alten Eichen und Buchen punkten. Allerdings beobachte er auch, dass der Bestand an Obstbäumen, die für Fledermäuse ein wichtiges Jagdgebiet darstellen, im Gundelfinger Freiland in den vergangenen Jahren zu Gunsten von Maismonokulturen zurückgegangen sei.
Filmfestival

Der Naturfilm über die Artenvielfalt im FFH-Schutzgebiet wurde unter 350 Bewerbungen für das internationale Filmfestival Natur-Vision nominiert. Dies startet am heutigen Donnerstag. Für acht Euro kann ein Pass erworben werden, der es Nutzern ermöglicht, mehr als 50 Naturfilme online zu streamen. Auch gibt es ein tägliches Workshop-Angebot.

Auf die Frage, warum Artenschutz notwendig sei, nennt Brinkmann zwei wesentliche Aspekte: So garantiere die Artenvielfalt die Funktionsfähigkeit und Stabilität der Ökosysteme, die auch für die Nahrungsmittelproduktion des Menschen unentbehrlich sind. "Fledermäuse zum Beispiel regulieren in ihrer Funktion als Insektenfresser den Schädlingsbestand." Untersuchungen hätten gezeigt, dass Bäume durch Insekten mehr geschädigt worden sind, wenn Netze um sie gespannt wurden, um Fledermäuse und Vögel fernzuhalten. Außerdem habe Artenschutz einen emotionalen Wert. "Ich erfreue mich an der Natur. Das Wissen um die Vielfalt spielt für mich und meine Erholung eine wichtige Rolle", so der 55-Jährige.

Ressort: Gundelfingen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 16. Juli 2020: PDF-Version herunterladen

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