"Viel Platz für Kreativität"

ZISCHUP-INTERVIEW mit Ralf Rombach: Vom Vorläufer für Sehbehinderte zum Bundestrainers Ski nordisch und Biathlon.  

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Ralf Rombach Foto: Ruben Elstner

Alexa Kiefer aus Utzenfeld, Schülerin der Klasse 8d an der Montfort-Realschule Zell, im Interview mit dem ebenfalls aus Utzenfeld stammenden Ralf Rombach, Trainer des Nordic-Ski-Teams des deutschen Behindertensportverbands. Er berichtet von seiner Arbeit mit den Athleten und ihren unterschiedlichen Behinderungen.

Zischup: Wie sind Sie zum Paralympics Sport gekommen und wie lange sind Sie schon in diesem Beruf tätig?
Ralf Rombach: Nach dem Ende meiner aktiven Zeit als Skilangläufer 1993 kam die Anfrage, Sehbehinderte als Vorläufer zu begleiten. Eine spannende Aufgabe, der ich bis 2002 mit viel Spaß nachgegangen bin. Zwischenzeitlich habe ich mich beruflich in Richtung Trainer für Nordische Kombination weiterentwickelt, so dass sich beides leider nicht mehr vereinbaren ließ. Trotzdem ist der Kontakt zum Behindertensport nie ganz abgerissen und als 2011 das Angebot kam, das Amt des Bundestrainers für Behindertensport Ski nordisch und Biathlon zu übernehmen, habe ich zugesagt.

Zischup: Welche Behinderungen haben die Sportler aus dem Paralympic Nordic Ski Team?
Rombach: Es handelt sich ausschließlich um Behinderungen am Bewegungsapparat und des Sehvermögens. Je nach Art der Behinderung werden die Athleten in sogenannte Sportklassen klassifiziert. So sind zum Beispiel Athleten mit einer Behinderung am Arm in einer Sportklasse zusammengefasst, Athleten mit einer Behinderung am Bein in einer anderen. Die sehbehinderten Athleten haben ebenfalls eine Sportklasse. Zudem gibt es Sportklassen für Athleten, die im Rollstuhl, respektive auf Schnee im Skischlitten fahren. Damit aber die Anzahl der Klassen nicht zu viel wird, werden die Sportklassen in drei Wettkampfklassen zusammengefasst. Dieses System wurde erst durch die Einführung eines Prozentsystems möglich, bei dem stärker behinderte Athleten einen Zeitvorteil bekommen, der die Behinderung kompensieren soll.

Zischup: Sehen Sie es als große Herausforderung, Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen für ein und dieselbe Sportart zu trainieren?
Rombach: Es ist sehr spannend, die Athleten mit ihren unterschiedlichen Behinderungen sportlich optimal vorzubereiten. Dies bietet viel Platz für Kreativität. Allerdings benötigt man dafür nicht nur trainingswissenschaftliches Knowhow – zum Beispiel bei der Frage, wie man einem blinden Athleten Skilanglauftechnik vermittelt – sondern auch ein gehobenes Maß an anatomischem Verständnis – zum Beispiel für die Konstruktion von optimal angepassten Sitzschlitten bei Sportlern mit Querschnittslähmung. Hierbei kommt mir meine Ausbildung als Physiotherapeut zugute.

"Wir versuchen das Thema Inklusion im Schulsport

anzugehen."



Zischup:
Sind Sie eher bei den Jugendlichen oder im Aktiv-Bereich tätig?
Rombach: Als Bundestrainer bin ich in erster Linie für die Nationalmannschaft verantwortlich, damit Deutschland bei den Winter-Paralympics möglichst Medaillen gewinnt (lacht). Der Altersschnitt ist im Vergleich zu Nichtbehinderten höher. Etliche Sportler sind Quereinsteiger, die nach einem Unfall den Weg in den Behindertensport finden, vor dem Unfall aber schon Leistungssport betrieben haben. Andere wiederum finden den Weg in den Behindertensport erst sehr spät. So ist es nicht außergewöhnlich, dass die weltbesten Athleten die 30 schon längst überschritten haben. Neben der Arbeit mit der Nationalmannschaft versuche ich aber auch verstärkt, jüngere Menschen mit Behinderungen an den Skisport heranzuführen. Dafür habe ich mit dem Kirchzartener Michael Huhn aber einen Trainer zur Seite, der für diesen Bereich hauptsächlich verantwortlich ist.

Zischup: Es gibt "Jugend trainiert für Paralympics." Jedoch liest und hört man noch wenig davon. Denken Sie, dass eventuell Schulen noch mehr darüber erfahren sollten beziehungsweise der Behindertensport auf Schulebene mehr gefördert werden sollte?
Rombach: "Jugend trainiert für Paralympics" gibt es für Ski nordisch seit 2011. Im Moment beschränkt sich die Veranstaltung aber auf sehbehinderte Athleten, seit 2012 sind auch Jugendliche mit geistiger Behinderung dabei. Ich sehe in dieser Veranstaltung großes Potential. Allerdings müssen dafür zukünftig auch körperbehinderte Schüler zugelassen werden. Damit aber überhaupt genügend geeignete Schüler gefunden werden, gilt es, die verantwortlichen Lehrer an den Regelschulen für dieses Thema zu sensibilisieren. Hierbei bedarf es noch einer Menge Arbeit. Im Moment versuchen wir, das Thema Inklusion im Schulsport auch von der leistungssportlichen Seite her anzugehen. Ein Ziel ist es, den Behindertensport in die Lehrerausbildung besser zu integrieren. Dafür möchten wir am Sportinstitut der Universität Freiburg zusammen mit dem Olympiastützpunkt Freiburg ein Kompetenzzentrum für Behindertensport einrichten. Paralympischer Sport kann ein Motor zur Verbesserung der Inklusion im Schulsport werden.

Zischup: Haben Sie eigene Erfolge im Langlauf oder Biathlon zu verzeichnen?
Rombach: Ich war selbst Skilangläufer und sechs Jahre Mitglied der Nationalmannschaft. Ich war deutscher Meister und habe den Schwarzwälder Skimarathon gewonnen. Als Begleitläufer nahm ich an drei Paralympics teil und gewann einmal Gold. All das ist aber doch schon recht lange her ...

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