Viele Azubis brechen Ausbildung ab
Jeder vierte Lehrling bricht laut Bildungsbericht seine Ausbildung ab. Der DGB fordert deshalb eine Mindestvergütung für Azubis.Die Wirtschaft ist skeptisch.
dpa, epd & Bernd Kramer
Mi, 4. Apr 2018, 19:58 Uhr
Wirtschaft
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Damit alle Auszubildenden von ihrem Lohn leben könnten, müsse eine Mindestausbildungsvergütung gesetzlich festgelegt werden, sagte der Parteivorsitzende der Linken, Bernd Riexinger, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Mittwoch. Die Süddeutsche Zeitung hatte unter Berufung auf einen Entwurf des Berufsbildungsberichts 2018 berichtet, dass in Deutschland mehr als jeder vierte Lehrling seine Ausbildung abbricht. Die Abbrecherquote lag damit bei 25,8 Prozent. Die Zahl stammt allerdings aus dem Jahr 2016. Es ist der höchste Wert seit Anfang der 90er-Jahre. 146 376 Ausbildungsverträge wurden vorzeitig gelöst. Seit Anfang der 90er-Jahre betrug die Quote 20 bis 25 Prozent.
Mehr als jeder zweite Azubi bricht die Lehre als Fachkraft für Schutz und Sicherheit ab (50,7 Prozent), gefolgt von Restaurantfachleuten (50,6). Bei Köchen sind es 48,6 Prozent. Quoten von über 45 Prozent gibt es unter anderem bei angehenden Fachkräften für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice (49,8 Prozent), Gebäudereinigern (49,7), Friseuren (49,6), und Berufskraftfahrern (46,2 Prozent).
Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg, verweist dagegen auf die geringe Abbrecherquote in Südbaden: "Vom Lehrlingsgesamtbestand von 6261 Lehrverträgen im Jahr 2017 gab es im Handwerkskammerbezirk Freiburg 796 Löschungen von Ausbildungsverhältnissen. Davon wechselte jedoch ein Viertel lediglich den Ausbildungsbetrieb. Die Abbruchquote ist geringfügig um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Die Gründe für die Abbrüche waren vielfältig – unter anderem eine zu geringe Ausbildungsreife oder eine ungeeignete Berufswahl der Jugendlichen." Zur Rolle der Ausbildungsvergütung sagt Ullrich: "Höhere Ausbildungsvergütungen bergen auch die Gefahr einer Reduzierung der Ausbildungsleistung durch die Betriebe, da gerade auch junge Menschen eine Chance auf Ausbildung erhalten, die anderswo nicht zum Zuge kommen."
Silberer fordert eine bessere Berufsorientierung: "Wir setzen uns auch weiterhin für eine bessere Berufsorientierung ein, die dabei helfen kann, Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Mit einer guten Berufsorientierung schon in der Schule können sich junge Menschen ein besseres Bild über die Inhalte der Ausbildung, die künftige Berufstätigkeit und mögliche Karrierechancen machen."
In dem Bericht werden verschiedene Gründe für die hohe Abbrecherquote genannt, darunter Konflikte mit Vorgesetzten, eine mangelnde Ausbildungsqualität sowie falsche Berufsvorstellungen. Betriebe machten hingegen mangelnde Ausbildungsleistungen der Auszubildenden und deren fehlende "Motivation oder Integration in das Betriebsgeschehen" verantwortlich.
Die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge bis zum Stichtag 30. September 2017 sei mit mehr als 520 000 leicht gestiegen. Jedoch wuchs laut Analyse des Bildungsministeriums die Zahl der unbesetzten Stellen um fast 13 Prozent auf etwa 49 000, so viele wie seit 1995 nicht mehr. Zugleich seien jedoch knapp 24 000 Bewerber ohne Ausbildungsplatz geblieben.
Die Grünen sehen in den Zahlen einen Warnruf für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften müssten für Digitalisierung im Klassenzimmer und an der Werkbank sowie für eine Aufwertung der Ausbildung gegenüber dem Hochschulstudium sorgen, forderte die Fraktionssprecherin für Ausbildung im Bundestag, Beate Walter-Rosenheimer. Dazu gehörten klischeefreie Berufsberatungen an allen Schulformen, ein Ausbau von Jugendberufsagenturen und faire Mindestausbildungsvergütungen.
Zu viele Abbrecher – ein Kommentar von BZ-Korrespondent Bernhard Walker zur betrieblichen Ausbildung.
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