Flächenbrand

Waldbrand wütet in Frankreich - größtes Feuer seit 1949

Rasend schnell breiten sich die Flammen in Frankreichs Süden aus. Ein Mensch stirbt, etliche andere bangen um ihr Hab und Gut. Die Einsatzkräfte hoffen, die Lage noch heute unter Kontrolle zu bringen.  

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Ein Wald steht im Südwesten Frankreichs in Flammen.  | Foto: Lionel Bonaventure (dpa)
Ein Wald steht im Südwesten Frankreichs in Flammen. Foto: Lionel Bonaventure (dpa)

Riesige Rauchschwaden und ein sich rasch ausbreitender Großbrand im Süden halten Frankreich in Atem. Die Ausbreitung sei mittlerweile langsamer geworden, teilte die örtliche Präfektur am Morgen mit. Ohne Wind und mit niedrigeren Temperaturen seien die Wetterbedingungen in der Nacht günstig gewesen. Man hoffe, den in Ribaute ausgebrochenen Brand im Tagesverlauf in den Griff zu bekommen, sagte Christophe Magny von der Feuerwehr im Sender BFMTV.

Mehr als 16.000 Hektar Land befielen die Flammen, wie die örtliche Präfektur mitteilte. Auch einen Tag nach Ausbruch des Feuers in Ribaute im Département Aude versuchte ein Großaufgebot von 2.150 Feuerwehrkräften mit rund 600 Fahrzeugen sowie Löschflugzeugen und Hubschraubern, die Flammen einzudämmen.

Eine Person kam bei dem von Trockenheit begünstigten und vom Wind angefachten Brand ums Leben, mehrere wurden verletzt. Auch in weiteren Teilen Südeuropas brachen Flächenbrände aus.

Region soll sich an den Klimawandel anpassen

Die vorläufige Bilanz des Brandes in Südfrankreich ist dramatisch: Eine Person starb bei sich zu Hause in Saint-Laurent-de-la-Cabrerisse. Laut dem Bürgermeister der Gemeinde hat die Frau das Haus nicht verlassen wollen, als die Gegend wegen der näher rückenden Flammen evakuiert wurde. Zwei Zivilisten kamen schwer verletzt ins Krankenhaus. Unter den Feuerwehrleuten gab es einen Schwerverletzten und zehn Leichtverletzte, unter anderem kippte bei dem Löscheinsatz ein Feuerwehrauto um.

"Seit 1949 ist dies zweifellos das Feuer, das die meisten Hektar Land zerstört hat", sagte Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau am Einsatzort. Binnen weniger Stunden hätten die Flammen so viel Fläche betroffen wie zuvor sämtliche Brände jeweils im Jahr 2019, 2020 und 2021.

Frankreichs Premier François Bayrou sagte, der Klimawandel zwinge die Region, sich grundlegende Gedanken über die Zukunft zu machen. Dabei gehe es um die Gestaltung der Dörfer und der Natur, die Frage, welche Kulturen die Landwirte anbauten und wie die Wälder unterhalten werden müssten.

Von der Leyen: Europa steht an der Seite Frankreichs

Auch gegen Abend war der Brand noch nicht erstickt, und die Flammen wüteten weiter. Heftiger Wind erschwerte den Feuerwehrleuten vor Ort die Arbeit. Sie hofften darauf, dass der Wind schwächer wird. Der Innenminister kündigte den Einsatz von Hubschraubern und weiterer Kräfte der Armee an. Auslöser des Brandes sind nach Vermutung des Premiers möglicherweise Arbeiten am Rande einer Straße gewesen sein.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sicherte Frankreich Unterstützung der EU zu. "Europa steht an der Seite Frankreichs, während in Aude die schlimmsten Waldbrände der jüngeren Geschichte wüten", schrieb von der Leyen auf der Plattform X. Ihre Gedanken seien bei den Feuerwehrleuten, die gegen die Flammen kämpften.

"Teil meines Lebens, der in Rauch aufgeht"

15 französische Kommunen sind von dem Feuer in den bergigen Corbières betroffen. Etliche Straßen wurden gesperrt. Auch ein Teil der Autobahn A9, die von Frankreich nach Spanien führt, konnte nicht befahren werden. Zahlreiche Menschen mussten ihr Zuhause verlassen, auch zwei Campingplätze wurden geräumt.

"Es gibt wirklich nichts mehr", beklagte Jean-Luc im Sender BFMTV sein von den Flammen befallenes Grundstück. Andere müssen noch bangen. Hervé, der noch nicht genau wusste, wie es um sein Haus steht, sagte dem Sender: "Das ist ein ganzer Teil meines Lebens, der in Rauch aufgeht."

Besonders schlimm betroffen ist die kleine Gemeinde Jonquières. Bürgermeister Jacques Piraud sagte der Zeitung "Le Monde", 70 bis 80 Prozent der Kommune seien verbrannt. "Es ist irreal, schwarz, die Bäume sind komplett verkohlt." Die Trockenheit in der Gegend sei so hoch, dass die Nadelbäume, die an die Dörfer grenzten, wie Fackeln aufgingen.

In Spanien zwingt Waldbrand Touristen aus Hotels

Zahlreiche Brände gab es auch in Portugal, und in Italien kam es zu einzelnen Einsätzen. Auf der Insel Ischia musste am Dienstag ein Hotel vorsorglich evakuiert werden. Auf den Mittelmeerinseln Sardinien und Sizilien sowie auf dem Festland sind in den vergangenen Wochen ebenfalls Brände ausgebrochen.

In Spanien sind wegen eines Waldbrandes unweit des Ferienortes Tarifa im Süden mehrere Hotels, Siedlungen und ein Campingsplatz geräumt worden. Laut einem Bericht der Zeitung "Diario de Cádiz" wurden am späten Dienstagabend rund 1.500 Menschen in Sicherheit gebracht.

Die Flammen waren am Dienstag gegen 16 Uhr mutmaßlich wegen eines in Brand geratenen Wohnmobils am Campingplatz La Torre de la Peña ausgebrochen, wie das Blatt unter Berufung auf die Feuerwehr schrieb. Die genaue Ursache sei aber noch unklar. Der starke Wind in der Region habe das Feuer rasch um sich greifen lassen, hieß es.

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