Diskussion zum Kulturstandort

Warum das geplante Musical "Bikini Skandal" in Badenweiler für Ärger sorgt

Silke Hartenstein

Von Silke Hartenstein

Mi, 08. Februar 2023 um 18:26 Uhr

Badenweiler

Musicals sollen Badenweiler beleben und mehr Gäste anziehen. Doch es gibt auch Bedenken, wie sich diese Veranstaltungen in den übrigen Kulturbetrieb einfügen.

Ab dem 21. Oktober 2023 wird Badenweilers Kurhaus zum Festspielhaus mit Musicals, Kabarett und mehr. Weil das Vorhaben für einige Aufreger sorgt, hat das Bürgerforum Badenweiler eine Diskussionsrunde veranstaltet – und offenbar einen Nerv getroffen. Mehr als 40 Teilnehmer kamen dazu ins Hotel "Post", darunter Bürgermeister Vincenz Wissler, Tourismus-Geschäftsführer Dirk Thom, sein Interims-Vorgänger Hans-Christoph Dölle und drei seiner Gemeinderatskollegen. "Ich kann mich kaum erinnern, dass wir je eine so große Runde hatten", sagte Moderator Hans Jürgen Scheurle. Ihren Fragen standen die Geschäftsführer und Musicalmacher der Gloria Theater GmbH in Bad Säckingen, Alexander Dieterle und Jochen Frank Schmidt, Rede und Antwort.

Freude über Frischzellenkur und Ärger über die lange Laufzeit

Ein Aufreger ist die lange Vertragslaufzeit von 20 Jahren für die Kooperation zwischen Gloria Theater und Badenweiler Tourismus GmbH. Am Standort Bad Säckingen bespielt die Gloria Theater GmbH als Mieter das ehemalige Kino seit 2007. Dieses Gebäude sei Eigentum der Stadt, sagte Schmidt, auch dort gebe es einen langfristigen Vertrag.

Etliche Teilnehmer der Diskussionsrunde erhofften sich von den künftigen Aufführungen auch frischen Wind für das Heilbad. Rüdiger Safranski vom Bürgerforum fand es gut, wenn mehr Leben nach Badenweiler kommt: "Kultur ist ein großes Haus mit vielen Zimmern." Allerdings wünsche er sich angesichts des seit längerem angebrachten Musical-Werbeplakats, dass auch die Werbeplakate für seine Badenweiler Literaturtage fortan länger als nur zwei Wochen stehen bleiben.

Das großformatige Plakat, das im Advent auf der Bel Etage des Kurhauses für das Musical "Bikini Skandal" warb, stieß auch auf Kritik. "Das passt wie die Faust aufs Auge", so ein Kommentar. Musicalintendant Schmidt entgegnete nüchtern: "Das ist eine Marketingentscheidung." Als privatwirtschaftliches Unternehmen, das ohne Zuschüsse auskommen muss, brauche es eine klare und einfache Linie in der Werbung. Mittlerweile wurde das Plakat hinter die Kurzzeitparkplätze am Kurhaus verlagert.

Musicals, Vereine und Veranstaltungen kommen aneinander vorbei

Viele Anwesende sorgten sich darum, ob und wie Vereine und andere Veranstalter das Kurhauses künftig nutzen können. Eine Dame wollte wissen, wie es etwa mit Kulturveranstaltungen wie den "Badenweiler Musiktagen" aussehe. Aktuell gibt es hierfür keinen Intendanten. "Wir sind offen für alles", sagte Schmidt dazu. Im Klassikbereich liefe in Bad Säckingen derzeit eine Kammerversion von "La Traviata", dergleichen sei auch in Badenweiler möglich. Für eine "Rumpfvariante" von "La Traviata", so die Besucherin, käme kein seriöser Musikjournalist nach Badenweiler.

Hans Frick vom Bürgerforum wandte sich gegen die "kühle" Umbenennung des Kurhauses in Festspielhaus. Der Begriff "Kurhaus", erwiderte Schmidt, sorge bei vielen Zielgruppen für Verwirrung, auch viele Künstler wollten nicht in einem "Kurhaus" spielen. "Ein Festspielhaus passt besser in die heutige Zeit und in die Zukunft", meinte Fritz Steinbrunner, der mit der Trachtenkapelle Badenweiler seit Jahrzehnten Erfahrung mit Auftritten im großen Kursaal hat. Wer das Kurhaus wann nutzen darf, sei zudem vertraglich festgelegt worden, so Steinbrunner: je ein Drittel für das Gloria Theater, für Vereinstermine und für freie Veranstaltungen.

Die Musical-Vorstellungen sollen pro Jahr 30.000 Besucher bringen

Andere kulturelle Formate und Veranstalter seien durch die Musicalveranstaltungen nicht gefährdet, versicherten auch Schmidt und Dieterle. Ein Problem sei aber der aufwändige Bühnenaufbau für Produktionen des Gloria Theaters, den man nicht einfach ab- und wieder aufbauen könne, so ein Einwand. Man müsse lernen, aneinander vorbei zu kommen, zumal eine professionelle Licht- und Bühnentechnik auch anderen Veranstaltungen gut täte, so Schmidt. Auf die Frage nach einem Jahresprogramm für sämtliche Kurhausveranstaltungen sagte er, man arbeite bereits mit der für Marketing und Veranstaltungen zuständigen BTG-Mitarbeiterin Suzanne Walgenbach.

Der große Kursaal bietet Platz für 624 Besucher. Bei 50 geplanten Vorstellungen pro Jahr macht das laut Schmidt jährlich rund 30.000 Besucher – wobei anfangs erfahrungsgemäß mit weniger zu kalkulieren sei. Auf Nachfrage, wie diese Besucher ins Heilbad kämen und wo sie parken könnten, sagte Schmidt, ein Gesprächstermin mit dem hiesigen Verkehrsverbund stehe an. Für den Standort Bad Säckingen gäbe es Kooperationen mit den Verkehrsverbünden Waldshut und Lörrach. Mit dem Betreiber des Badenweiler Parkhauses wurde noch nicht gesprochen. Dort gibt es 250 Parkplätze, dazu 50 auf dem Parkplatz West und weitere auf den Parkplätzen Süd und Ost.

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