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Weniger weiße Winter

Gina Kutkat
  • Di, 04. Oktober 2016
    Ausland

Klimaforscher aus der Schweiz zeigen in einer Studie, dass sich der Klimawandel auch in Hochlagen bemerkbar macht.

Wintersportler hatten es in den vergangenen Jahren nicht leicht im Schwarzwald: Oft war es im Winter wegen des Klimawandels spätherbstlich warm und sogar Weihnachten konnte man bei Sonnenschein draußen verbringen – wandernd, nicht skifahrend. Der Schnee ließ auf sich warten. Und war er einmal da, blieb er nicht lange liegen.

Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahrzehnten verstärken. Im Schwarzwald wird es immer weniger weiße Winter geben. Das prophezeit der Freiburger Meteorologe Andreas Matzarakis schon seit mehreren Jahren (siehe Interview). Gestützt wird seine Aussage nun durch eine Studie aus der Schweiz. Diese besagt, dass es nicht nur in Mittelgebirgen, sondern auch in höheren Skigebieten – beispielsweise den Alpen – immer weniger Schnee geben wird.

Forscher der Universität Neuenburg und des WSL-Institut für Schnee und Lawinenforschung (SLF) belegen in ihrer Studie, dass der Schnee auch in Hochlagen für einen immer kürzeren Zeitraum liegenbleibt. Grund dafür ist die Klimaerwärmung, die sich entsprechend auf die Schneebedeckung auswirkt. Das vierköpfige Team um die Klimaforscherin Martine Rebetez wertete Daten aus elf Meteo-Schweiz-Wetterstationen in den verschiedenen Alpenregionen der Schweiz aus und untersuchte speziell den Zeitraum zwischen 1970 und 2015. Die Zahlen aus den 45 Jahren belegen erstmals: Die Zeit, die der Schnee in Gebieten zwischen 1100 und 2500 Metern liegen blieb, nahm in den vergangenen Jahrzehnten ab.

Auch in Skiorten wie Davos und Andermatt weniger Schnee

"Das war für uns die wichtigste Erkenntnis: Dass sich die Dauer der Schneebedeckung nicht nur in niedrigen Lagen, wo es für jedermann sichtbar ist, sondern in allen Höhenlagen verkürzt hat", sagt Rebetez. So sei in den Alpen, immerhin dem höchsten Gebirge Europas, derselbe Prozess sichtbar wie beispielsweise am Feldberg, der mit seinen 1493 Metern eher in das untere Raster der Forscherin fällt. "Den Skifahrern am Feldberg ist sicher schon aufgefallen, dass immer weniger Schnee liegt", vermutet Rebetez. Dass es aber auch in den von ihr untersuchten Skigebieten wie Davos, Weissfluhjoch oder Andermatt weniger Schnee gib, sei eine neue Erkenntnis.

Als zweite wichtige Beobachtung nennt Rebetez die frühere Schneeschmelze im Frühling: "Dieser Trend war nicht zu erwarten." Verantwortlich dafür seien die Temperaturen im Frühling. Aber auch ein späteres Einschneien im Herbst hat einen Einfluss auf die verkürzte Dauer der Schneebedeckung: Durchschnittlich beginne die Schneesaison heute zwölf Tage später und ende rund 25 Tage früher als noch im Jahr 1970, so die Forscherin. "Der Rückgang der Schneebedeckung ist im Frühling also doppelt so stark wie im Herbst", sagt Rebetez.

Außerdem fanden die Forscher in der drei Jahre dauernden Studie heraus, dass die jährliche maximale Schneehöhe im Durchschnitt um 25 Prozent abnahm und heute 28 Tage früher auftritt als vor 45 Jahren. Man sagt, dass 30 Zentimeter Schnee für den Skisport nötig sind. Bislang kann die Höhe in den Schweizer Skigebieten locker erreicht werden – noch. Im Schwarzwald sieht es anders aus. Seit Jahren wird künstlich beschneit – eine Methode, die laut Meteorologe Andreas Matzarakis ihre Macken hat.

Martine Rebetez geht davon aus, dass sich die Tendenz fortsetzen wird und es für den Wintersport in den kommenden Jahrzehnten immer schlechter aussieht. Wie schnell und wie stark die Schneetage abnehmen, sei nicht vorherzusagen. "Weil man nicht genau weiß, wie sich die Temperaturen ändern werden", so Rebetez. "Aber die Richtung kennen wir."

Ressort: Ausland

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 04. Oktober 2016: PDF-Version herunterladen

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