"Wenn ich zu etwas kein Buch finde, muss ich es halt selbst machen"

ZISCH-INTERVIEW mit der Foodbloggerin Christina Heß von "Christinamachtwas" über ihre Rezepteinfälle und darüber, wie aus einer Idee ein Buch wird.  

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Foodbloggerin Christina Heß   | Foto: Björn Hille
Foodbloggerin Christina Heß Foto: Björn Hille

Die Zwillinge Jara und Noah Braun, Zisch-Reporter aus den Klassen 4a und 4b der Rappoltsteiner Schule in Eschbach haben die Foodbloggerin Christina Heß interviewt, die sie privat gut kennen. Ihr Blog heißt "Christinamachtwas".

Zisch: Woher kommst du?
Heß: Ich komme aus Kassel, das ist in Hessen. Meine Heimatstadt ist zum Beispiel bekannt für die Documenta; eine Ausstellung für zeitgenössische Kunst, die alle fünf Jahre hier stattfindet.

Zisch: Hast du einen Beruf neben dem Bloggen?
Heß: Ja! Denn das Bloggen und meine Arbeit als Autorin von Koch- und Backbüchern ist nur mein Hobby. Ich habe den Beruf der Justizfachangestellten gelernt und arbeite Vollzeit bei einer Ermittlungsbehörde als Sachbearbeiterin. Das Kochen und Backen ist ein schöner Ausgleich zu meinem Arbeitsleben in der Justiz, allerdings ist das auch manchmal ziemlich anstrengend, gerade wenn viele Projekte gleichzeitig anstehen.

Zisch: Seit wann bist du Vegetarierin?
Heß: Ich esse seit meinem 14. Lebensjahr weder Fleisch noch Fisch. Da ich bald 29 werde, lebe ich also schon länger als die Hälfte meines Lebens vegetarisch.

Zisch: Warum?
Heß: Damals in meiner Schule behandelten wir das Thema "Haben Tiere eine Seele?", und schon da dachte ich länger darüber nach, dass ich keine Tiere mehr essen möchte. Der ausschlaggebende Punkt war dann für mich, als wir im Unterricht sehr drastische Videos der Tierschutzorganisation Peta sahen. Kurz danach fuhr ich mit meiner Mutter auf der Autobahn zu Verwandten und neben uns fuhr ein Tiertransporter nach dem anderen. Da sagte ich zu ihr: "Mama, ab heute esse ich kein Fleisch mehr!" Ich nahm mein mitgebrachtes Brötchen, entsorgte die Salami darauf und aß bis zum heutigen Tag nichts mehr, wofür ein Tier sterben muss.

Zisch: Woher nimmst du die Ideen für deine Gerichte?
Heß: Das kommt ganz darauf an. Manchmal habe ich einfach Lust auf etwas Bestimmtes und kreiere etwas drumherum und das ist dann ein Gericht. Aber ich sammle auch Koch- und Backbücher, besonders gerne sehr alte, schaue viel im Internet rum, auf Instagram und Pinterest oder auf amerikanischen Blogs. Oder ich versuche Dinge, die ich irgendwo mal gegessen habe, nachzukochen. Oftmals kommt mir auch eine Idee wie: Ich möchte Waschbär-Cupcakes machen. Und dann recherchiere ich ein bisschen, wie andere Leute das vielleicht gemacht haben und hole mir da Inspiration. Ich halte mich allerdings selten an Rezepte anderer Menschen – daher koche ich auch selten ein Gericht genau so ein zweites Mal.

Zisch: Seit wann schreibst du deine Rezepte in einem Blog?
Heß: Meinen Blog startete ich im August 2012.

Zisch: Warst du schon einmal im Fernsehen?
Heß: Ja, zwei Mal! Ich drehte mit einem Fernsehteam des Hessischen Rundfunks für das Format "Herkules". Die berichten von Themen aus der Region und stellen Menschen wie mich vor. Wir drehten neun Stunden lang für gerade einmal 30 Minuten Sendung! Ich bin aber kein Fan davon, mich selbst im Fernsehen zu sehen, daher habe ich weitere Drehangebote bisher abgelehnt.

Zisch: Du hast mehrere vegetarische Kochbücher veröffentlicht – gibt es bald ein neues?
Heß: Ja, ich arbeite gerade an meinem vierten Koch- und Backbuch. Der Erscheinungstermin ist auf September 2020 gelegt – ich lasse mir mit diesem Buch etwas mehr Zeit. Das Thema ist "Herbst" – denn es ist meine Lieblingsjahreszeit und ein Buch mit vegetarischen Herbstrezepten gibt es meiner Meinung nach noch nicht.

Zisch: Wie entsteht so ein Kochbuch?
Heß: Als Erstes muss eine Idee her. Meist kommt der Autor auf die Idee. Zumindest mir geht das so, dass ich irgendwas suche und genau so ein Buch nicht finde. Dann muss ich es halt selber machen. Man beschreibt dann diese Idee etwas ausführlicher und schickt das seiner Lektorin. Die ist für mich der Ansprechpartner für alles im Verlag. Wenn die Idee durchkommt und die Chefs des Verlags sie auch gut finden, dann macht man einen Autorenvertrag. Da steht zum Beispiel drin, wann das Abgabedatum ist, wie viel Prozent der Autor vom Buchpreis bekommt. Dann sammle ich genug Ideen für Gerichte, damit ich ein ganzes Buch füllen kann. Meistens schreibe ich Ideen für Rezepte auf, sobald mir eine Buchidee kommt. Dann schreibe ich ein Manuskript mit allen Rezepten darin und arbeite an ihnen. Ich koche und backe sie teilweise mehrfach, bis sie mir gefallen und dann fotografiere ich die Gerichte bei mir zu Hause. Ich habe ein Arbeitszimmer mit mehrere Regalen voll mit Dingen wie Geschirr und Dekorationen – das nennt man Fotoprops. Nicht viele Autoren machen auch die Bilder selbst – das machen normalerweise extra dafür bezahlte Agenturen. Aber als Foodblogger lässt man sich das einfach nicht nehmen. Denn das Fotografieren macht mir genauso viel Spaß wie das Kochen. Wenn dann alle Rezepte gekocht und fotografiert sind, muss ich die Bilder noch bearbeiten. Vielleicht etwas an den Farben ändern, sie heller oder dunkler machen und sicherstellen, dass sie scharf sind. Danach schicke ich alles an meine Lektorin, die dann dadrüber guckt und Fehler korrigiert, nachguckt, dass auch alle Zutaten in den Rezeptschritten vorkommen. Und dann wird ein Grafiker beauftragt, damit er die Bilder und Texte in ein Buchformat bringt. Dann bekomme ich die formatierte Vorlage und muss sie überprüfen. Hat sich auch kein Rechtschreibfehler eingeschlichen oder wurden Zutaten vergessen? Will ich noch was ändern? Da darf ich auch mitentscheiden. Das Cover wird erstellt und dann geht das durch mehrere Gesprächsrunden, nicht nur mit Leuten vom Verlag, sondern auch mit wichtigen Buchhändlern, bis ein Konsens gefunden ist. Danach geht das Buch in den Druck. Alles in allem dauert das mindestens ein Jahr.

Zisch: Dürfen wir mal in deiner Küche gemeinsam mit dir kochen oder backen?
Heß: Sehr gerne! Bei der nächsten Gelegenheit machen wir das.

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