Kino
Wes Andersons neuer Film ist detailverliebtes Schmuckkästchen-Kino
Ein Filmset wie ein Museum und Bill Murray als Gott: Wes Anderson hat einen neuen Film gemacht. Hauptdarsteller Benicio del Toro erzählt, was ihm am Dreh besonders gefallen hat.
Lisa Forster & dpa
Mi, 28. Mai 2025, 12:00 Uhr
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Wes Anderson ist ein Regisseur, der für seine Liebe zum Detail berühmt ist. Ein Beispiel dafür erlebte Hauptdarsteller Benicio del Toro am Set seines neuen Films "Der phönizische Meisterstreich". Während einer Szene bemerkte er plötzlich hinter sich ein echtes Kunstwerk von René Magritte – sorgsam platziert, obwohl es im Film keinerlei direkte Funktion hat. Es war einfach da, um das Set so authentisch wie möglich wirken zu lassen.
Solche Momente sind typisch für Andersons Arbeitsweise – del Toro erzählt diese Anekdote im Interview der dpa. In "Der phönizische Meisterstreich" spielt der Oscar-Preisträger den schwerreichen und skrupellosen Unternehmer Zsa-Zsa Korda, um den sich eine Geschichte voller Wendungen entspinnt: teils Spionagethriller, teils Vater-Tochter-Drama.
Eine deutsche Produktion mit ausgeliehenen Kunstwerken
Andersons zwölfter Spielfilm feierte jüngst Premiere in Cannes, wo er mit seiner unverkennbaren Ästhetik Kritikerinnen und Kritiker begeisterte. Symmetrische Bildkompositionen, kräftige Farben und Sets, die wie detailverliebte Bühnenbilder wirken – all das ist Teil seiner Handschrift.
Schauspieler Michael Cera, der einen norwegischen Hauslehrer spielt, beschreibt Andersons Bildsprache im Interview treffend als "Stillleben". Ausgestattet mit Kunstwerken wurde Anderson dafür unter anderem von der Hamburger Kunsthalle. Gedreht hat er seinen Star-besetzten Film im Potsdamer Studio Babelsberg.
Darum geht es
Das Geschehen spielt in den 50er Jahren. Zsa-Zsa Korda ist einer der reichsten und meist verfolgten Männer Europas. Auf der Flucht vor einem weiteren Mordanschlag trifft er seine Tochter (Mia Threapleton), die er seit langem nicht mehr gesehen hat, und will sie zu seiner Nachfolgerin machen. Sie lebt allerdings als Nonne und kann mit seinen skrupellosen Geschäftsmethoden wenig anfangen.
Dennoch begeben sich die beiden auf eine Reihe von Abenteuern, um Kordas Plan zu verwirklichen: ein größenwahnsinniges Infrastrukturprojekt, das den Namen "phönizischer Meisterstreich" trägt. Dafür suchen sie nach Investoren und treffen allerlei sonderbare Charaktere - dargestellt etwa von Tom Hanks, Scarlett Johansson oder Benedict Cumberbatch. Bill Murray spielt als Gott im Himmel eine kleine, aber nicht unwichtige Rolle.
Der spezielle Stil von Anderson
Zuschauer kennen das von Anderson: Die Story und die Charaktere sind skurril. Dabei spielen die Schauspieler gewollt künstlich, was dem Geschehen eine gewisse Ironie gibt.
"Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass die Bewegungen übertrieben sind, oder ob sie in der formalen Strenge seines Stils einfach sehr auffallen", sagte Cera dazu. "Ich glaube, dieser Kontrast ist es, der es so albern erscheinen lässt: jemanden zu sehen, der sich in einer Welt bewegt, die so ein kleines Schmuckkästchen ist, dass man dabei einfach albern aussieht."

Längst gelten Wes-Anderson-Filme als eigenes Genre. Sein Stil ist so markant, dass er sogar als Social-Media-Filter Kultstatus erreicht hat.
Unfreiwillige Anspielung auf Elon Musk?
Manchmal leidet darunter aber der Rest. Die Story verliert sich, wie bei allen jüngeren Filmen Andersons, in kaum zu überblickenden Details. Emotional berührend ist die Vater-Tochter-Geschichte nicht, soll es wohl auch nicht sein.
Interessant ist eine wohl unfreiwillige Parallele zur heutigen Zeit. So erinnerte del Toros Figur eines größenwahnsinnigen Geschäftsmanns in Cannes einige Leute an Elon Musk und US-amerikanische Verhältnisse. Er habe während des Drehs nicht daran gedacht, dass sich der Film für einige Zuschauer sehr zeitgemäß anfühlen könnte, sagte del Toro. Aber nun könne er es verstehen.
"Der Tycoon in diesem Film wird ein besserer Mensch", sagte er. "Das ist die Hoffnung, die darin steckt. Ich bin froh, dass es so ist. Denn ich denke, in diesen Zeiten ist es gut, etwas Hoffnung zu haben."