Zischup-Interview

"Wichtig: den Kontakt suchen"

Depression ist eine der häufigsten Erkrankungen, und doch wissen viele Leute zu wenig darüber. Ein Gespräch mit Verhaltenstherapeutin Zita Anna Klimas-Swain aus Bad Krozingen.  

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Traurigkeit und Antriebslosigkeit sind häufige Symptome einer Depression.  | Foto: Shisu_ka - stock.adobe.com
Traurigkeit und Antriebslosigkeit sind häufige Symptome einer Depression. Foto: Shisu_ka - stock.adobe.com
Viele Patienten haben mit Vorurteilen über Depressionen zu kämpfen. Sie seien "nur eine Kopfsache, und einmal rausgehen reicht da schon". Die Influencerin Cathy Hummels rät gar zum Wellnessurlaub als Therapie. Das nervt nicht nur die Betroffenen, sondern auch Therapeuten wie Zita Anna Klimas-Swain.

Zischup: Wie viele Patienten mit Depressionen behandeln Sie jährlich?
Klimas-Swain: Ungefähr ein Drittel meiner Patienten ist depressiv. Depressionen treten normalerweise frühestens ab dem Grundschulalter auf.
Zischup: Was sind die häufigsten Symptome von Depressionen?
Klimas-Swain: Typische Symptome sind zum Beispiel Schlafstörungen, häufig Traurigkeit, Selbstabwertung, Lustlosigkeit, Appetitverlust, Interessensverlust und Antriebslosigkeit. Wenn sich einige dieser Symptome länger als vier Wochen ziehen, sollte man dies in jedem Fall abklären lassen.
Zischup: Gibt es Strategien zur Selbsthilfe?
Klimas-Swain: Es ist wichtig, soziale Kontakte und positive Aktivitäten vermehrt zu betreiben. Außerdem ist es wichtig, an der subjektiven Bewertung von Situationen und damit der Veränderung von Gedanken zu arbeiten.
Zischup: Wie entstehen Depressionen?
Klimas-Swain: Einen großen Anteil daran hat die Genetik sowie die psychosoziale Belastung, ausgelöst durch zum Beispiel Mobbing. Auch traumatische Erfahrungen und die Persönlichkeit spielen eine große Rolle. Kognitive Symptome wie Konzentrationsstörungen oder Misserfolgsorientierung treten häufig auf. Doch auch organische Ursachen, wie beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion, und Nebenwirkungen von Medikamenten tragen dazu bei. Da Depressionen mit einem Mangel an Neurotransmittern einhergehen, können auch hormonelle Veränderungen in der Pubertät oder den Wechseljahren Ursachen sein. Dabei unterscheidet man zwischen leichter, mittelgradiger und schwerer Depression.
Zischup: Wie gehen Sie in einer Therapie vor?
Klimas-Swain: Zuerst machen wir eine genaue Diagnose und erstellen einen Behandlungsplan. Danach erarbeiten wir Methoden für zu Hause. Zum Beispiel, wie man Situationen analysieren und Tage strukturieren kann. Des Weiteren arbeitet man in der Verhaltenstherapie viel mit Verhaltensprotokollen, die dann immer gemeinsam besprochen werden.
Zischup: Gibt es typische Schwierigkeiten, auf die Sie als Therapeutin stoßen?
Klimas-Swain: Depressionen treten nur selten allein auf, sondern haben oft Begleiterkrankungen, zum Beispiel Zwangsstörungen oder Magersucht. Dazu kommen leider lange Wartelisten für die Patienten.
Zischup: Hat sich die Anzahl von Personen mit Depressionen durch Corona verändert?
Klimas-Swain: Ja, die Zahl ist deutlich gestiegen, besonders bei Jugendlichen, welche einsam waren, soziale Kontakte verlernten, suchtartiges Verhalten entwickelten und mit dem Homeschooling überfordert waren.
Zischup: Haben Sie Tipps zum Umgang mit depressiven Menschen?
Klimas-Swain: Es ist wichtig, den Kontakt zu suchen, sie zu motivieren und positive Dinge mit ihnen aufzuschreiben. In jedem Fall sollte man sie zu einem Gespräch mit einem Therapeuten oder einer Therapeutin und gegebenenfalls zu einer Therapie ermutigen.
Zischup: Gibt es Fälle, die Ihnen besonders nah gehen?
Klimas-Swain: Vor allem bei Fällen mit Missbrauch. Die Patentierten haben häufig Probleme, sich mir zu öffnen.
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