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Zisch-Interview

"Wichtige Voraussetzung ist die Küche vor Ort"

  • Enya Bahr, Klasse 4b & Grundschule Schmieheim

  • Do, 07. Dezember 2017, 13:25 Uhr
    Zisch-Texte

Zisch-Reporterin Enya Bahr aus der Klasse 4b der Grundschule in Schmieheim stellte zum Thema Schulverpflegung einige Fragen an ihre Mutter Sabine Schumacher-Bahr, Küchenleiterin am Clara-Schumann-Gymnasium in Lahr.

Nudeln sind aus einer Schulmensa nicht wegzudenken.  | Foto: dpa
Nudeln sind aus einer Schulmensa nicht wegzudenken. Foto: dpa
Zisch: Warum werden bei euch an der Schule die Mahlzeiten vor Ort frisch gekocht? Von meinem Bruder weiß ich, dass an dessen Schule die Mensa von einem Caterer beliefert wird.
Schumacher-Bahr: Unsere Schule ist eine Internatsschule. Es gibt Schüler, die nach dem Unterricht nicht nach Hause fahren, sondern die ganze Woche und manchmal auch am Wochenende im Internat wohnen. Sie müssen mit Essen versorgt werden, deshalb gibt es bei uns eine große Küche, in der Frühstück, Mittagessen und Abendessen zubereitet werden.

Zisch: Kocht ihr nur für die Internatsschüler?
Schumacher-Bahr: Nein. Externe Schüler, Lehrer und Mitarbeiter können sich zum Mittagessen in der Mensa anmelden. Insgesamt geben wir zwischen 200 und 300 Essen täglich aus. Auch für den Pausenverkauf am Vormittag und ein To-go-Angebot in der Mittagspause sind wir zuständig.

Zisch: Schmeckt den Kindern euer Essen?
Schumacher-Bahr: Ja. Wir bekommen viele positive Rückmeldungen. Beim Wettbewerb "Klasse Essen in der Schule" waren wir von 40 teilnehmenden Schulen die beste Schulmensa.

Zisch: Wie ist es deiner Meinung nach möglich, ein optimales Schulessen anzubieten?
Schumacher-Bahr: Jeder kommt mit anderen Essgewohnheiten von zu Hause. In der Gemeinschaftsverpflegung jeden Geschmack zu treffen, ist eine große Herausforderung. Dennoch ist meiner Meinung nach die wichtigste Voraussetzung hierfür die Küche vor Ort. Die Verarbeitung von frischen Lebensmitteln, regional und saisonal im Speiseplan eingebunden, bringt Abwechslung, Geschmack und Farbe auf den Teller. Ein weiterer Vorteil: Es entstehen keine Transportwege und Warmhaltezeiten, somit kein Qualitätsverlust. Außerdem ist es einfacher, auf Wünsche und Vorlieben einzugehen, ebenso auf Lebensmittelunverträglichkeiten. Auch auf die Portionsgrößen haben wir Einfluss. Bei uns geht niemand hungrig aus dem Speisesaal. All dies führt zur Akzeptanz des Schulessens und zur Zufriedenheit der Essensteilnehmer. Schulessen in der Mensa ist häufig die Hauptmahlzeit unserer Schüler. Umso mehr sehen wir uns in der Verantwortung und Pflicht, gesundes, qualitativ hochwertiges Essen zu kochen.

Zisch: Was müsste deiner Meinung nach in vielen Mensen besser laufen, dass sich Kinder gesünder ernähren?
Schumacher-Bahr: Zuerst müssten die ungesunden Lebensmittel aus der Verkaufstheke. Angebote wie Chips, Süßigkeiten oder Nuggets und Hamburger gehören vormittags um neun Uhr nicht dahin. Klar, verlockend sind diese Angebote immer für Kinder und umsatzsteigernd für den Caterer. Gäbe es stattdessen Rohkost, schön geschnitten und angerichtet, würden Kinder aber auch zugreifen.

Zisch: Zum Schluss noch eine kleine Geschichte aus dem Speisesaal?
Schumacher-Bahr: Beim Mittagessen habe ich einen Schüler beobachtet, der seinen Kartoffelbrei in den Abfallbehälter warf. Ich wollte von ihm wissen, warum er ihn weggeworfen hat. Seine Antwort: "Der Kartoffelbrei bei meiner Mama schmeckt anders." Ich habe ihn gebeten, seine Mama nach dem Rezept zu fragen. Am nächsten Tag kam er auf mich zu und meinte:" Sie hat kein Rezept. Sie rührt ein Pulver in Milch und dann ist der Brei fertig."
Bei uns in der Großküche wird der Kartoffelbrei ohne Pulver hergestellt. Wir schälen und kochen Kartoffeln, geben Milch und Butter zu, und würzen mit Salz und Muskat.

Ressort: Zisch-Texte

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