Wie ein großes Land

Weil die Europäer vom Krieg die Nase voll hatten, gründeten sie die EU.  

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Wenn du nach Frankreich fährst, bemerkst du die Grenze kaum: Dein Pass wird nicht kontrolliert und du zahlst dort mit dem gleichen Geld. Es ärgert sich auch niemand, wenn du dort Deutsch redest. Als deine Oma so alt war, wie du jetzt bist, war das anders. Vor 60 Jahren waren Deutsche und Franzosen Feinde. An der Grenze gab es Festungen, voll gestopft mit Waffen und Soldaten. Immer wieder war Krieg. Der schlimmste war der Zweite Weltkrieg. Danach waren ganze Städte kaputt und genug zu essen gab es auch nicht. Weil die Deutschen diesen Krieg angefangen hatten, hassten viele Menschen in Europa sie. Es gab aber kluge Männer und Frauen, die merkten, dass Rache alles immer schlimmer macht. "Wir können Europa nur wieder aufbauen, wenn alle Europäer zusammenhalten", sagten sie. Mit "alle" meinten sie auch die damals so verhassten Deutschen. Der erste Schritt war, dass ein paar europäische Länder beschlossen, von nun an Stahl nur noch gemeinsamen herzustellen. Das klingt erst mal komisch: Warum soll es gut für den Frieden sein, wenn man zusammen Stahl macht? Stahl braucht man für Autos, Fahrräder, aber eben auch für Waffen. Die Deutschen hatten im Krieg sehr viele Waffen gebaut und damit ihre Nachbarn angriffen. Deshalb waren alle Stahlfabriken Deutschlands zerstört worden. Nun wollten die Deutschen ihre Fabriken wieder aufbauen, aber die anderen hatten Angst. Es war also eine sehr gute Idee, dass die Stahlfabriken nun zusammen arbeiteten. In den Fabriken wurden nicht mehr so viele Waffen gemacht, sondern nützliche Dinge. Bald konnten die Menschen sich neue Autos, Fernseher und Fahrräder kaufen. Weil das mit dem Stahl so gut klappte, beschlossen die Europäer, dass die ganze Wirtschaft zusammenarbeiten soll: Früher mussten die Franzosen an der Grenze sehr viel Geld bezahlen, wenn sie ihren Käse in Deutschland verkaufen wollten - nun nicht mehr. Für die Wirtschaft war das prima. Immer mehr Länder wollten mitmachen: Dänemark, Großbritannien, Irland, Griechenland, Portugal und Spanien traten bei. Aber manche Menschen ärgerten sich: "Warum darf Butter und Käse einfach so von einem Land ins andere und die Menschen müssen immer noch an der Grenze warten?", fragten sie und wollten Reisefreiheit, nicht nur für Butter. Also legten die Europäer Rechte fest, die in der ganzen EU gelten. Zum Beispiel, dass Männer und Frauen gleich gut behandelt werden müssen und dass jeder wohnen darf, wo er will. Die Staaten nannten sich schließlich "Europäische Union" (EU). Die Passkontrollen schafften sie ab. Dann merkten sie, dass es umständlich ist, wenn man immer Geld umtauschen muss. Deshalb erfanden sie den Euro. Bald werden zehn weitere Länder in die EU eintreten. Viele dieser Staaten hielt man früher für Deutschlands Feinde. Es ist schön, dass die Länder, die immer gegen einander gekämpft haben, heute fast wie ein großes Land sind. Schön, nicht nur für Stahl und Butter.

Katarina Bader

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