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Ein Magier im Porträt

Wie Finn Bollheimer aus Bad Säckingen zum Zauberer wurde

Hrvoje Miloslavic
  • Mo, 20. September 2021, 13:40 Uhr
    Bad Säckingen

Ein Leben voller Zauberei: Von klein auf wollt Finn Bollheimer Magier werden. Heute arbeitet der 19-Jährige in Bad Säckingen – und hat bereits eine beeindruckende Zaubererkarriere hinter sich.

Finn Bollheimer hat sich der Magie ver... Profikarriere als Zauberkünstler an.   | Foto: Hrvoje Miloslavic
Finn Bollheimer hat sich der Magie verschrieben und strebt eine Profikarriere als Zauberkünstler an. Foto: Hrvoje Miloslavic
Abrakadabra, Simsalabim. Von je her hat die Zauberei Menschen in ihren Bann gezogen. Auf dem besten Wege, diese Tradition in professioneller Manier fortzuführen ist Finn Bollheimer. Der 19-jährige gebürtige Stuttgarter absolviert derzeit eine Ausbildung zum Eventmanager im Gloria-Theater in Bad Säckingen. Nicht nur hinsichtlich einer eisernen Regel gibt sich der Jungmagier im Pressegespräch mit der Badischen Zeitung schon ganz professionell: Zaubertricks werden nicht verraten.

Schon früh ist Finn Bollheimer mit der Zauberkunst ist Berührung gekommen. Von seiner seine Tante bekam er als Fünfjähriger einen Zauberkasten geschenkt. Die Begeisterung war so groß, dass er fortan vom Wusch getrieben war, eines Tages ein großer Magier zu werden. Die Lektüre von Büchern, Seminare, Workshops und viel Training begleiteten ihn fortan. "Überall in meinem Leben ist die Zauberei integriert", betont er.

Ein Handwerk, keine Zauberei

Dabei haftet dem Zauberhandwerk selbst nichts Magisches an. Besonderer Talente bedarf es laut Bollheimer nicht zwingend. "Die Zauberei steht jedem offen", sagt er. Jeder könne sie erlernen. Gewisse Eigenschaften seien jedoch durchaus hilfreich. "Die Leidenschaft für das Fach ist absolute Grundvoraussetzung", betont Bollheimer. Ein Zauberkünstler benötigt letztlich jene Fertigkeiten, die bei der Erzeugung von Illusionen und Erstaunen beim Publikum eine wichtige Rolle spielen. Dazu zählt Bollheimer neben Geschicklichkeit, rhetorischer Gewandtheit, dem Talent für Schauspielerei und Dramaturgie auch ein Verständnis für die Grundlagen psychologischer Zusammenhänge. Den Rest besorgen die Unwissenheit des Publikums – und: "Übung, Übung und nochmals Übung – bis die Handgriffe im Schlaf sitzen".

Dass dies beim 19-jährigen Magier inzwischen der Fall ist, zeigt der beeindruckende Lebenslauf. Zweimal ist er zum Deutschen Zauberjugendmeister in den Sparten Bühnenmagie und Mentalmagie gekürt geworden. 2018 belegte er beim gleichen Wettbewerb im Fach Salonmagie den zweiten Platz. Für zahlreiche Auftritte bei Firmenfeiern oder privaten Veranstaltungen ist er bereits angefragt worden. Verweisen kann der 19-Jährige außerdem auf Moderations- und Regieerfahrungen, etwa beim renommierten Nachwuchswettbewerb "Next generation of magic". Der besondere Dank Bollheimers gilt seinem großen Vorbild und Mentor, Eberhard Riese, Präsident des Magischen Zirkel Deutschlands und Autor des Buches "Fundamente – Die Kunst Zauberei in Szene zu setzen".

Zaubertricks? Berufsgeheimnis

Das Zersägen von Jungfrauen ist Bollheimers Sache nicht. Daran habe er sich zwar auch schon einmal versucht, sagt er. Wie in anderen Berufen auch gibt es beim Zauberhandwerk unterschiedliche Spezialgebiete. Besonders angetan hat es ihm die Bühnenmagie, die sich der Präsentation physikalisch nicht erklärbarer Abläufe, etwa Ringspiele, oder dem plötzlichen Verschwinden und Auftauchen von Gegenständen widmet. Derzeit arbeitet er an einer Nummer, in der ein schwebendes Tuch eine zentrale Rolle spielt. Sein anderes Spezialgebiet ist die Mentalmagie, die das Publikum durch die Illusion paranormaler Gedankenphänome zum Staunen bringt. In Anlehnung an ein psychodiagnostisches Verfahren namens "Rohrschachtest" fordert er etwa eine Person aus dem Publikum auf, Assoziationen mit Zeichnungen und Bildern herzustellen. Noch bevor diese sich mitteilen kann, hat Bollheimer bereits die Gedanken dieser Person erfasst. Wie funktioniert das? Bollheimer gibt sich freilich wortkarg. Die Nummer sei noch in der Entwicklung. Ausführlicher beschreiben will er sie nicht. Berufsgeheimnis – versteht sich.

Apropos Jungfrauensäge. Kann Zauberei gefährlich werden? "Für das Publikum nicht", beruhigt Bollheimer. Die Künstler selbst müssten sich manchmal schon in Acht nehmen. Eine seiner Nummer erfordere, dass er zwei Tüten durch einen Schlag mit der Hand zum Zerplatzen bringt. In einer der drei Tüten befindet sich ein spitzer Nagel. "Es bleibt dann hoffentlich immer die richtige Tüte übrig", sagt Bollheimer. Natürlich könnten Tricks auch mal deneben gehen, bestätigt er auf Nachfrage. Einer seiner Kollege habe sogar einmal einen Brand auf der Bühne verursacht. Der Magier habe aber einen Vorteil: Weil sich ohnehin alles im Verbogenen abspiele, "merkt es das Publikum oftmals gar nicht", so Bollheimer.

Spiel mit dem Publikum

Eine seiner größten Freuden ist es, die Reaktionen seines Publikums zu erleben. "Oftmals sind die Leute so sehr überrascht, dass sie den Applaus vergessen". Festgestellt haben will er auch tendenzielle Unterschiede bei den Publikumsreaktionen. Kinder seien während den Vorstellungen aktiver. Sie zeigten großes Interesse, beim Zaubertrick mitzuwirken. Männer neigten eher dazu, die Zaubertricks verstehen zu wollen. Frauen sind nach seiner Erfahrung entspannter, lassen die Zauberei auf sich wirken und genießen die Show.

Ihm als Zauberkünstler liege vor allem daran, eine authentische Show abzuliefern. Es sei nicht unüblich, Zaubertricks samt Ausrüstung anzukaufen. Auch der offene Austausch unter Magierkollegen gehöre dazu. Die Show müsse aber stets eine "persönliche Essens" aufweisen, betont Bollheimer. Es gehört zu seinem Selbstverständnis, sich um Bühnengestaltung, Dramaturgie, Licht, Ton und Regie selbst zu kümmern. Neben diesem Grundprinzip einer professionellen Vorstellung mit unverwechselbarer Note hat er noch eine weitere unumstößliche Regel: Es werden keine Tricks verraten. Selbst bei seiner Mutter und besten Freunden – und auch der Badischen Zeitung – macht er keine Ausnahme.

Auf die Frage nach der Faszination der Zauberei muss Bollheimer nicht lange nachdenken. Zauberei gebe es seit Menschengedenken in allen Kulturen, sagt er. "Es gehörte immer schon schon zum Bedürfnis von Menschen, verzaubert zu werden und für einen kleinen Moment wieder zum staunenden Kind zu werden", so Bollheimer.

Weitere Infos: https://zaubererfinn.de.tl/

Ressort: Bad Säckingen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 20. September 2021: PDF-Version herunterladen

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