Sicherheit

Wie Freiburg und Straßburg ihre Weihnachtsmärkte schützen

Lebkuchen, Glühwein, Lichter: Weihnachtsmärkte stehen für Vorfreude und eine friedliche Stimmung. Zugleich wird Sicherheit dort immer wichtiger. Die Veranstalter bemühen sich, beides zu verbinden.  

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Die Straßburger Altstadt als Kulisse l...onen Menschen auf den Weihnachtsmarkt.  | Foto: Robin Jerstad (dpa)
Die Straßburger Altstadt als Kulisse lockt jedes Jahr Millionen Menschen auf den Weihnachtsmarkt. Foto: Robin Jerstad (dpa)

In den vergangenen Tagen haben die ersten Weihnachtsmärkte in der Region geöffnet. Hier kann man gemütlich von Bude zu Bude schlendern, kleine Geschenke entdecken, sich eine Wurst oder einen Punsch genehmigen, plaudernd mit Freunden zusammenstehen und in Adventsstimmung schwelgen. Doch Terrorangriffe auf Weihnachtsmärkte haben das Sicherheitsgefühl erschüttert. Seit den islamistischen Anschlägen auf den Berliner Breitscheidplatz 2016 und in der Altstadt von Straßburg 2018 sowie seit der Amokfahrt in Magdeburg 2024 schwingt die Sorge mit, wie die Sicherheit gewährleistet werden kann. Mit Klapp-Sperren, Besucherlenkung und Kameradrohnen rüsten sich die Veranstalter gegen mögliche Gefahren.

Den Freiburger Weihnachtsmarkt schützt in diesem Jahr erstmals ein mobiles Sperrsystem. Die klappbaren Barrikaden sollen Attacken mit Fahrzeugen aller Art verhindern. Wer sich aufmerksam umsieht, kann sie erkennen: An den Zugängen zu den verschiedenen Plätzen des Marktes liegen schwarz-graue Schwellen. In deren Mitte befindet sich in Signalrot eine stählerne Barrikade, die aufgeklappt 94 Zentimeter hoch ist und dann von einem Bolzen gesichert wird. Sie ist so stabil, dass sie auch standhält, wenn ein Lastwagen mit Tempo dagegen fährt. Armis One, so heißt die Konstruktion, ist ein Schweizer Fabrikat und stark nachgefragt. "Das ist der Rolls Royce unter den Sperren und deswegen auch entsprechend teuer", sagt Weihnachtsprojektleiter Thomas Barth von der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe (FWTM).

Zu den Öffnungszeiten des Weihnachtsmarktes wird Armis One standardmäßig hochgeklappt sein. Sollten Feuerwehr, Polizei oder Rettungsdienst in die Zone dahinter fahren müssen, ist die mit einem Zahlenschloss gesicherte Sperre in weniger als 30 Sekunden heruntergeklappt. 700 Kilogramm wiegt jedes Modul, drei Module nebeneinander sichern die Zufahrten. 20 Module hat die FWTM gekauft, der Stückpreis liegt bei 16.000 Euro. Die Kosten würden, sagt FWTM-Geschäftsführer Jens Mohrmann, nicht auf die Beschicker umgelegt.

Kreise und Kommunen in der Region haben die gleichen Klapp-Sperren

Mit Armis One habe man nun ein System, das man auch für andere Großveranstaltungen nutzen könne, erklärt Freiburgs Bürgermeister Stefan Breiter. Kommunen und Kreise in der Nachbarschaft hätten das gleiche Fabrikat gekauft, sodass man sich künftig bei Großevents untereinander aushelfen könne. Breiter sieht die Sicherheit für Besucherinnen und Besucher gewährleistet: "Wir sind gerüstet für alle Szenarien."

Solche Investitionen in die Sicherheit, machen den Kommunen vielerorts zu schaffen. Darum fordert der Deutsche Städtetag eine finanzielle Beteiligung von Bund und Ländern. Frank Mentrup, Oberbürgermeister von Karlsruhe und Präsident des Städtetags Baden-Württemberg, schließt sich dem an. "Grundsätzlich gilt: Den Kommunen im Land fehlt das Geld. Gleichzeitig aber sind Großveranstaltungen wichtig für das soziale Miteinander und das Gemeinschaftsgefühl. Angesichts einer steigenden Gefahrenlage sollte der Staat daher mehr Verantwortung übernehmen, als nur zu beraten", sagt Mentrup. Bund und Länder könnten nicht einerseits positive Veränderungen im öffentlichen Raum fordern und dabei erwarten, dass die Städte all die sinn- und identitätsstiftenden Veranstaltungen alleine stemmen, und andererseits die Kommunen finanziell allein lassen. "Terrorismusabwehr ist keine kommunale Aufgabe", so Mentrup.

Anders als bei den Weihnachtsmärkten in Südbaden setzt man auf französischer Seite auf massive Polizeipräsenz. Etwa 1000 Einsatzkräfte der Polizei und Spezialeinheiten wie die für Antiterroreinsätze trainierte "Opération sentinelle" sichern die Altstadt von Straßburg ab. "Alles ist zu jedem Zeitpunkt möglich, und deshalb bereiten wir uns bestmöglich vor", sagte Cécile Rackette, Kabinettschefin des Straßburger Präfekten. "Straßburg wird als religiöses Symbol und als Symbol für das Weihnachtsfest weltweit wahrgenommen und stellt deshalb ein potenzielles Angriffsziel dar."

Der Straßburger Weihnachtsmarkt setzt auf Lenkung der Besuchermassen

Möglichen Bedrohungen durch Fahrzeuge begegnet das Sicherheitskonzept neben den festinstallierten ein- und ausfahrbaren Zufahrtssperren durch Vorrichtungen, die selbst gepanzerte Wagen aufhalten können. Drohnen zur Kontrolle aus der Luft waren in Straßburg bereits im vergangenen Jahr im Einsatz – ein Mittel, auf das bei Bedarf jetzt auch in Colmar zurückgegriffen wird. Zusätzlich nutzt der Krisenstab die vielen Überwachungskameras in der Stadt.

Neben der Terrorabwehr richtet sich der Fokus der Behörden beim Straßburger Weihnachtsmarkt auf die Lenkung der Menschenmassen. Mit 3,4 Millionen Gästen hatte der Markt 2024 einen neuen Rekord aufgestellt. 2025 ist nicht mit weniger Besuchern zu rechnen. Wie schon im vorigen Jahr werden einzelne Straßen und Gassen in der Altstadt an den Wochenenden ab 13 Uhr auf eine verbindliche Laufrichtung umgestellt. Der Zugang zum Münster ist für die Dauer des Weihnachtsmarktes ausschließlich über das Südportal möglich. Die Zugänge zur Altstadt über das Flüsschen Ill können bei besonders großem Andrang gesperrt werden.

Die Präventionsmaßnahmen sollen den Besucherinnen und Besuchern allerdings nicht die Freude verderben. "Wir wollen maximale Sicherheit, ohne dass ein Klima der Angst entsteht", sagt Jean Hayet, Chef der Police Nationale Bas-Rhin. Der Freiburger Polizeivizepräsident Uwe Oldenburg betont, dass es keinerlei Hinweise auf konkrete Anschlagsgefahren gebe. Der Weihnachtsmarkt sei eine friedliche Veranstaltung. Sein Fazit: "Das ist eine Veranstaltung, die man in aller Ruhe und guten Gewissens besuchen kann."

Mehr als 300 Weihnachtsmärkte in Südbaden und dem Elsass in der Übersicht unter: mehr.bz/weihnachtsmaerkte2025

Schlagworte: Frank Mentrup, Stefan Breiter, Jean Hayet
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