Wie Hinterbliebene und Zeugen einen Suizid erleben – und eine Stadt mitleidet
In Emmendingen ist die Zahl der Schienensuizide 2018 deutlich angestiegen. Die Nähe zur Psychiatrie allein erklärt das nicht. Spurensuche zu einem häufigen Verhängnis – und Wegen aus der Krise.
Heidi W.* weint nicht mehr, wenn sie von ihrer toten Tochter erzählt. Die Mittsechzigerin sitzt zurückgelehnt an einem runden Tisch. Der kleine Raum hat sonst nur eine bunte Couch und schmale, viel zu hoch liegende Fenster, als dass es hier jemals richtig hell werden könnte. Draußen dämmert ein kühler Frühlingstag. "Klara* ist immer noch da", sagt sie, sie klingt überzeugt. Sie ist da, wie sie "Ajajas" sagt statt Ananas, als kleines Mädchen. Sie ist da, wie sie Saxophon spielt, zuhause, in einer kleinen Gemeinde im Landkreis Emmendingen. Und sie lebt in den Gesprächen von Heidi W. und ihrem Sohn, der 16 war, als Klara sich das Leben nahm, gerade volljährig.
Warum wir berichten
Mit Berichten zum Thema Selbsttötung ist diese Zeitung – wie die meisten anderen Medien – äußerst zurückhaltend. Wir folgen damit dem Rat von Fachleuten, die auf Nachahmungsrisiken hinweisen. Die BZ greift dieses Thema dennoch aus zwei Gründen auf: Es gab in der Region 2018 eine Häufung von Suiziden im öffentlichen Raum. Das betrifft eine große Zahl von Menschen in der Region unmittelbar. Über Ursachen und Wirkungen haben wir deshalb mit Medizinern, Einsatzkräften und Angehörigen gesprochen. Vor allem aber: Wir stellen einen Mann vor, der einen Suizidversuch überlebt hat und am eigenen Beispiel zeigt, dass es Trost, Rat und Hilfe gibt. Seine Botschaft: Um dein Problem zu beenden, musst du nicht dein Leben beenden. hup ...