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Wiederaufbau des Freiburger Münsters

"Wir hatten gar keine Hilfsmittel"

  • Fr, 17. Mai 2013
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit Paul Oßwald, der nach dem Krieg beim Wiederaufbau des Freiburger Münsters half.

Nach dem Bombenangriff im November 194...chneebedeckte Ruinen vor dem Münster.   | Foto: Stadtarchiv
Nach dem Bombenangriff im November 1944: Blick von der Kaiser-Joseph-Straße auf schneebedeckte Ruinen vor dem Münster. Foto: Stadtarchiv

27. November 1944: einer der schlimmsten Tage für die Freiburger Bewohner. Der Luftangriff zerstörte fast die ganze Stadt, doch wie durch ein Wunder blieb das Freiburger Münster großteils unversehrt. Die Zischup-Reporterinnen Tabea Bergmann und Verena Gerber, Schülerinnen der Klasse 9b am Erasmus-Gymnasium Denzlingen, haben Paul Oßwald, 82, der an den Reparaturarbeiten am Münster beteiligt war, dazu befragt.

Zischup: Wie gravierend waren die Schäden am Freiburger Münster?
Paul Oßwald: Das Dach war nach dem Krieg völlig abgedeckt. Durch die Bomben die auf den Pflasterstein fielen, splitterten Steinstücke ab und wurden bis auf das Dach geschleudert. Dabei haben sie auch einige Skulpturen zerstört. Die Ziegelreste fielen in das Gewölbe herunter und mussten dort geborgen werden.

Zischup: Wer hat alles geholfen, das Münster wieder aufzubauen?
Oßwald: Es waren jeden Tag ungefähr 20 Personen, die mitgearbeitet haben. Davon waren es zehn bis zwölf Jugendliche wie ich aus der Jugendgruppe des Freiburger Münsters. Den Rest bildeten zehn französische Kriegsgefangene.

Zischup: Wie lange brauchte man, um das Münster wieder aufzubauen?
Oßwald: Wir haben gleich nach dem Luftangriff angefangen, das war Anfang Dezember 1944 und waren im Mai 1945 fertig.

Zischup: Welche Hilfsmittel oder Werkzeuge hatten Sie?
Oßwald: Wir hatten überhaupt keine Hilfsmittel. Es war alles Handarbeit, bis auf einen Aufzug, der die Ziegelsteine nach oben auf das Dach und wieder nach unten transportierte. Diesen Aufzug mussten wir aber mit eigener Kraft nach oben ziehen.

Zischup: War das Münster die erste Priorität der Jugendlichen oder mussten viele erst zuerst Zuhause helfen, alles wieder aufzubauen?
Oßwald: Die meisten Jugendlichen hatten eigentlich sofort Zeit mitzuhelfen. Doch ob es irgendwelche Ausnahmen gab, da bin ich mir nicht mehr ganz sicher.

Zischup: Gab es finanzielle oder materielle Unterstützung von der Stadt?
Oßwald: Es gab eigentlich keine Unterstützung. Finanziell waren wir ganz auf uns alleine gestellt. Das einzige war eine Spende aus der Schweiz von 40 000 Ziegelsteinen.

"Es macht mich stolz,

dabei gewesen zu sein,

immerhin ist das Münster

das Wahrzeichen der Stadt."

Paul Oßwald

Zischup: Gab es Erwachsene, die diese Aktion unterstützten oder mitgeholfen haben?
Oßwald: Natürlich. Es gab einen Münsterbaumeister, der uns beaufsichtigte und der damalige Pfarrer unterstütze uns auch.

Zischup: Was hat Sie angetrieben, dabei zu helfen? Und macht es Sie stolz, dabei gewesen zu sein?
Oßwald: Wie gesagt, ich war schon vor dem Krieg in der Jugendgruppe des Münsters und auch noch Ministrant und dann war es für mich selbstverständlich, dass ich beim Wiederaufbau mithalf. Und, ja, natürlich macht es mich stolz, dabei gewesen zu sein, immerhin ist das Münster ja das Wahrzeichen der Stadt.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 17. Mai 2013: PDF-Version herunterladen

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