Portugal

Wird der Fall Madeleine McCann doch noch aufgeklärt?

Mi, 24. Mai 2023 um 20:27 Uhr

Panorama

Die aktuelle Suche im Fall Maddie erregt viel Aufsehen – und weckt auch 16 Jahre nach dem Verschwinden von Madeleine McCann hohe Erwartungen. Wie groß sind nach so langer Zeit die Chancen für die Aufklärung des Falls?

Die neue Suchaktion im Fall der vor 16 Jahren im Süden Portugals spurlos verschwundenen kleinen Madeleine McCann sorgt über die Grenzen Europas hinaus für viel Aufsehen. Am Arade-Stausee nahe der Gemeinde Silves versammelten sich auch am Mittwoch Dutzende von Journalisten und Kameraleuten aus aller Welt. Das zeigt: Die überraschende Operation weckt neue Hoffnungen auf ein Ende der Ungewissheit, die vor allem die Eltern und Geschwister des britischen Mädchens quälen muss. Der Stausee liegt 50 Kilometer nordöstlich der Ferienanlage, von wo Maddie 2007 verschwand.

Schwierige Suche nach so vielen Jahren

Skeptisch zeigt sich dagegen André Inácio. Der portugiesische Kripo-Inspektor sagte im Interview von CNN Portugal, es sei nicht sehr wahrscheinlich, dass nach über einem Jahrzehnt etwas Nützliches am oder im Stausee gefunden werden könne, "selbst wenn da unten wirklich etwas liegen sollte". Ähnlich äußerte sich der spanische Polizist José Ángel Sánchez, ein erfahrener Experte für Vermissten- und Entführungsfälle. "Ich glaube, sie suchen nach biologischen Überresten, aber es ist sehr schwierig für die Hunde, sie nach so vielen Jahren aufzuspüren", sagte er am Mittwoch dem Sender RTVE.

Die erste größere Suchaktion im Fall Maddie nach drei Jahren kam auf Bitten des Bundeskriminalamtes zustande. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt im Fall gegen einen vorbestraften Deutschen. Die Ermittler sind davon überzeugt, dass der heute 46 Jahre alte Christian B., der sich zum Zeitpunkt des Verschwindens des Mädchens in Portugal aufhielt und der derzeit wegen eines Sexualverbrechens hinter Gittern sitzt, das Mädchen entführt und ermordet hat. Doch eine Leiche wurde bisher nicht gefunden.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Braunschweig, Hans Christian Wolters, sagte, die Aktion beruhe auf "Entwicklungen in jüngster Zeit". Optimistischere Experten wie der frühere Inspektor der portugiesischen Kriminalpolizei Francisco Chagas sagte dazu gegenüber CNN Portugal: Die Polizei verfüge heute über Mittel, "die sie vor 16 Jahren, aber auch sogar vor vier oder fünf Jahren nicht hatte." Etwa im Bereich der genetischen Forensik und der Satelliten-Beobachtung habe man große Fortschritte gemacht.

Auch Erdproben werden entnommen

Bisher seien in erster Linie Erdbodenproben zur späteren Analyse gesammelt worden, berichteten der staatliche TV-Sender RTP und die staatliche Nachrichtenagentur Lusa in Portugal am Mittwoch.

Auf TV-Bildern war zu sehen, wie zum Teil vermummte Polizisten zum Teil mit Unterstützung von Spürhunden den Uferbereich des Arade-Stausees durchkämmten. Auch Taucher waren auf einem Schlauchboot auf dem See im Einsatz. Nach amtlichen Angaben nehmen Beamte aus Portugal, Deutschland und Großbritannien an der Aktion teil. Es wird erwartet, dass die Suche mindestens bis Donnerstag anhält.