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Hexen, Zombies, Vampire

Eine Typologie der Gruselgestalten an Halloween

Sarah Beha
  • Mo, 30. Oktober 2017, 09:01 Uhr
    Panorama

Zu Halloween sind sie wieder da: Untote und andere Spukgestalten. Sie alle können uns eine Heidenangst einjagen, ansonsten haben Hexe, Zombie, Geist und Co. ganz unterschiedliche Attribute.

Der Jungspund unter den Spukgestalten: der Horrorclown  | Foto: stock.adobe
Der Jungspund unter den Spukgestalten: der Horrorclown Foto: stock.adobe
Das Gespenst
Gäbe es eine Bestenliste der geläufigsten Spukgestalten, der Geist würde sie anführen. "Der Glaube an Geister ist so alt wie die Menschheit", sagt der Psychologe und Physiker Walter von Lucadou, der die Parapsychologische Beratungsstelle in Freiburg betreibt. Er möchte nicht Geisterjäger genannt werden. Vielmehr versuche er, Menschen zu helfen, die glauben, einen Geist oder Ähnliches gesehen zu haben. Verbreitet sei hierzulande und heutzutage vor allem der Glaube, dass Verstorbene den Lebenden als Geister begegnen. Der Geist ist eine Oberkategorie für verschiedene Wesen. Es gibt den Glauben an gute und böse Geister. Oft dienen sie dazu, die Welt anthropomorph, also nach der Gestalt des Menschen hin, zu beschreiben. Deshalb gibt es beispielsweise Wald- und Wassergeister. "Diese Belebung der Natur war für die Menschen früher hilfreich", sagt von Lucadou. "Es ist gut, wenn man sich darauf einstellt, dass man nicht alles – wie etwa die Natur – im Griff hat." Das Geistergenre im Film bezeichnet von Lucadou als sehr erfindungsreich. Seine Filmempfehlung lautet: "Das Waisenhaus" von Juan Antonio Bayona.

Der Vampir
"Der Vampir ist die gelungenste Projektionsfigur von Sexualität und Tod", sagt Hans Meurer, Mythenforscher und Vampir-Experte. Der Vampir, der sich von Blut ernährt, kann sich ausleben und jede Sünde begehen. Durch einen Biss kann der Mensch selbst zum Vampir werden. Deshalb ist der Blutsauger trotz seines todbringenden Bisses auch eine Verlockung. "Die Entstehung des Vampirs kann man nicht festlegen", sagt Meurer. Schon im alten Ägypten, in Indien und in Syrien habe es 3000 vor Christus vampirähnliche Figuren gegeben. Weil bei den Themen Unsterblichkeit und Sex die Liebe nicht weit ist, ist es auch kein Wunder, dass der Vampir in Film und Literatur als unglücklicher Romeo auftritt. "Die Rolle des in einen Mensch verliebten Vampirs funktioniert aber nur deshalb so gut, weil es auch die Figur des bösen Vampirs gibt", so Meurer. Prägend für unser typisches Bild von einem Vampir – schwarzer Umhang, spitze Zähne – sei die Figur Dracula, nach dem Roman von Bram Stoker und dem gleichnamigen Film von Tod Browning.

Der Zombie
Wer den Begriff Zombie hört, verbindet in der heutigen Zeit damit schnell die Apokalypse: Menschen werden durch eine Epidemie nach ihrem Tod zu seelenlosen Wesen, die die übriggebliebenen Lebenden heimsuchen. In vergangenen Jahrhunderten repräsentierte der Zombie die Angst vor den Toten, die zurückkehren – und zwar nicht als Gespenst, sondern als körperliches Wesen. Mittlerweile hat sich um den Zombie ein regelrechter Hype entwickelt. Nicht nur in den USA gibt es Trainingscamps, in denen Gruselliebhaber, Nerds und Junggesellenabschiede sich auf die Invasion der Untoten vorbereiten können. In Basel findet jährlich ein "Zombie-Walk" statt, bei dem Menschen als Zombies verkleidet durch die Stadt irren. Wissenschaftler der amerikanischen Cornell University haben sogar herausgefunden, wo Amerikaner im Falle einer Zombie-Apokalypse Schutz suchen sollten: in den dünn besiedelten Gebieten der Rocky Mountains.

Die Hexe
Als "das personifizierte Asoziale" bezeichnet Wolfgang Behringer, Vorsitzender des Arbeitskreises interdisziplinäre Hexenforschung, die Figur der Hexe. "Die Hexe neidet anderen Menschen, dass es ihnen gut geht und zerstört ihr Glück. Sie ist ein Mittel zum Umgang mit Unglück", sagt Behringer. Eine verdorbene Ernte, eine tödliche Krankheit, der Tod eines Kindes – an allem ist die Hexe schuld. Sie hat Zauberkräfte oder geht einen Pakt mit dem Teufel ein. "Seit der Urbanisierung und dem medizinischen Fortschritt hat die Hexe ihren Schrecken verloren", sagt Meurer. Allerdings nicht überall. "In Indien oder Afrika gibt es die Hexenverfolgung teilweise immer noch. Das ist grauenhaft."

Der Horrorclown
Diese Figur ist der Jungspund unter den Spukgestalten, die ihre Popularität vor allem einem Film zu verdanken hat: "Es" von Stephen King. Doch bereits zwei Jahre zuvor, 1988, traten Horrorclowns in dem US-amerikanischen Film "Space Invaders" auf. Die Figur des Clowns hingegen ist alt. "Ein Clown überschreitet Grenzen und ist oft gewalttätig", sagt Medienwissenschaftler Matthias Christen von der Universität Bayreuth, der zum Phänomen böser Clown geforscht hat. "Diese Gewalt ist bei einem Horrorclown nicht mehr komisch, weil sie tödlich ist, und weil man nicht mehr zwischen Rolle und Person unterscheiden kann." Clowns können Angst einflößen, weil ihre Körper, vor allem ihr Gesicht, unförmig und nicht richtig zu erkennen sind. Der Horrorclown schaffte es in den vergangenen Jahren in die Schlagzeilen, weil Menschen, die als Horrorclowns verkleidet waren, Überfälle begingen.

Ressort: Panorama

Dossier: Halloween

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 30. Oktober 2017: PDF-Version herunterladen

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