Leichtathletik

Zwei Jahre nach WM-Frust – Leichtathleten mit "heißen Eisen"

Nach der WM-Nullnummer von 2023 bejubelten Deutschlands Leichtathleten bei Olympia wieder Medaillen. In Tokio wollen sie den Trend fortsetzen. Der Kreis der Kandidaten fürs Podium ist aber klein.  

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Blick in das Olympiastadion vor Beginn...chtathletik-Weltmeisterschaft in Tokio  | Foto: Michael Kappeler (dpa)
Blick in das Olympiastadion vor Beginn der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Tokio Foto: Michael Kappeler (dpa)

Bei der Rückkehr von Malaika Mihambo & Co. nach Tokio lag kurz vor dem Start der Leichtathletik-Weltmeisterschaften ein Hauch von Olympia in der Luft. Im bunten Treiben des Shinagawa Prince Hotels im Herzen der japanischen Metropole, in dem alle rund 2000 Sportlerinnen und Sportler wie im olympischen Dorf zusammenwohnen, verspürte der deutsche Team-Routinier Christopher Linke vor seiner achten WM "Olympia-Vibes".

Bei den Titelkämpfen von diesem Samstag an will der Deutsche Leichtathletik-Verband nach der WM-Nullnummer von Budapest 2023 den Aufwärtstrend von Olympia im vergangenen Jahr fortsetzen. "Die Olympischen Spiele in Paris haben auf jeden Fall gezeigt, dass auch andere in der Lage sind, Medaillen zu holen, und dass Potenzial vorhanden ist", sagte Mihambo. Die 31-Jährige startet am Samstag (11.30 Uhr MESZ) am Ort ihres Olympiasieges in der Weitsprung-Qualifikation. Das Finale steht am Sonntag (13.40 Uhr MESZ) an.

Verband: Medaillen-Wahrscheinlichkeit erhöht

Durch Weitsprung-Olympiasiegerin Mihambo, Diskuswerferin Pudenz und Geher Jonathan Hilbert gewannen die deutschen Leichtathleten bei den Geisterspielen von Tokio drei Medaillen – ehe es bei den folgenden Weltmeisterschaften abwärts ging. "Ich finde schon, dass wir ein bisschen breiter aufgestellt sind, und das war ja unsere Zielrichtung, in möglichst vielen Disziplinen vorne in der Weltspitze mitzumischen, um dann die Wahrscheinlichkeiten für Medaillen zu erhöhen", sagte Leistungssport-Vorstand Jörg Bügner am Tag vor dem Start der Titelkämpfe. Man könne daraus aber nicht immer Medaillen ableiten. Einmal Gold und insgesamt vier Medaillen wie in Paris würden den Verband sicher freuen.

Zeit für das Bowlingcenter, das Kino oder gar die Delfin-Show, die im Gebäudekomplex des Athletenhotels untergebracht sind, hatten die Sportlerinnen und Sportler im unmittelbaren WM-Countdown nicht. Viele schauten sich im Nationalstadion um, in dem bis zum Sonntag in einer Woche vor erwarteten 500.000 Zuschauern um die Medaillen gekämpft wird. Wuselig ging es dort 24 Stunden vor dem WM-Auftakt zu: Anlagen wurden getestet, auf Massageliegen noch mal die Muskeln geknetet – und jede Menge Erinnerungsfotos wurden geknipst. "Ich freue mich, dass es endlich richtig losgeht", sagte Julian Weber, der Weltjahresbeste im Speerwurf, vor dem WM-Auftakt.

Mihambo, Weber – und?

Weber ist wie die zweimalige Weltmeisterin Mihambo eine große deutsche Medaillenhoffnung. Im Zehnkampf zählen Leo Neugebauer und Niklas Kaul zu Kandidaten auf Spitzenplätze. Nach ihrem Olympiasieg in Paris hofft Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye erneut auf eine vordere Platzierung. Topfavoritin ist sie auch dieses Mal nicht. Auch das Sprint-Quartett der Frauen um Gina Lückenkemper, das bei Olympia Bronze in der Staffel bejubelte, will wieder weit vorn landen. Hinter den Etablierten haben sich im Kreis der 80 deutschen Sportlerinnen und Sportler andere Kräfte positioniert, die auf ein Top-Ergebnis hoffen: Hochspringerin Christina Honsel, die Läufer Frederik Ruppert (28), Karl Bebendorf (29), Mohamed Abdilaahi (26) und Robert Farken (27), Hammerwerfer Merlin Hummel (23) oder Hürden-Senkrechtstarter Owe Fischer-Breiholz (21) sind einige der Kandidaten auf gute Finalplätze.

"Wir haben einige heiße Eisen im Feuer, Medaillenaspiranten, die gewinnen wollen und gewinnen können", schrieb ARD-Experte Frank Busemann in seiner Kolumne. In einen Medaillenrausch wird das DLV-Ensemble aber wohl nicht kommen. "Letztlich sind Medaillen das, woran man gemessen wird. Aber es geht auch um die Gesamtleistung, und da muss man die stillen Erfolge ebenfalls würdigen", sagte Mihambo. "Genau diese stillen Erfolge von heute können die großen Erfolge von morgen sein."

Gentests und Preisgeld

Vor den dritten Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Japan lief der WM-Countdown für das Team um Mihambo nicht wie üblich. Die Frauen mussten sich für einen Start einem speziellen Test unterziehen. In einem SRY-Gentest zur Bestimmung des biologischen Geschlechts ist das Ergebnis "weiblich" für den Kampf notwendig. Insgesamt werden knapp 8,5 Millionen US-Dollar (rund 7,3 Millionen Euro) ausgeschüttet. Für Gold in den Einzel-Wettbewerben gibt es 70.000 US-Dollar (rund 60.000 Euro).

Stabhochsprung-Dominator Armand Duplantis aus Schweden kann sich die Summe eigentlich schon auszahlen lassen. Er genoss kurz vor dem WM-Start den Rummel auf dem Roten Teppich bei einem PR-Event und war dabei ein ähnlich gefragter Mann wie Jamaikas Sprintlegende Usain Bolt. Dieser kann sich auf einen Sprint-Blockbuster freuen: Am Sonntagabend werden die 100-Meter-Weltmeister von Frauen und Männern ungewöhnlicherweise innerhalb weniger Minuten gekürt.

Schlagworte: Malaika Mihambo, Mohamed Abdilaahi, Karl Bebendorf

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