Jugend und Beruf
Zweiradmechatroniker − mehr Technik als Romantik
Amelie Breitenhuber (dpa)
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Di, 21. September 2021, 10:09 Uhr
Etwas verträumt an einem Fahrrad rumschrauben: Damit hat die Ausbildung zum Zweiradmechatroniker kaum etwas zu tun. Stattdessen sind Elektrotechnik- und Managementkenntnisse gefragt.
Zu Saisonbeginn bedeutet das für Stefan Borschert vor allem eines: Viel Arbeit. Der 28-Jährige hat im Februar 2021 seine Ausbildung zum Zweiradmechatroniker mit der Fachrichtung Fahrradtechnik abgeschlossen. Es gibt noch die Fachrichtung Motorradtechnik. Nun managt er derzeit in seinem Ausbildungsbetrieb "Der Radladen" vor allem die Reparaturannahme, kümmert sich aber auch um Beratung und alles, was sonst noch so anfällt.
Auch er bekommt jede Menge E-Bikes zu Gesicht: "Das ist ein sehr spannendes Thema, das nicht still steht, ständig gibt es Neuerungen." Mit den Neuerungen auf dem Fahrradmarkt verändern sich die Anforderungen an den Beruf und die Ausbildung: "Viele Menschen haben immer noch den Fahrradmechaniker im Kopf", sagt Borschert. "Inzwischen sind wir aber Mechatroniker." Das Aufgabenspektrum ist vielfältig. Und die angehenden Mechatronikerinnen und Mechatroniker befassen sich in der Ausbildung auch ausführlich mit elektronischen Bauteilen und Motortechnik.
So geht es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit etwa darum, zu lernen, wie man Fahrzeuge, Betriebseinrichtungen und Systeme richtig bedient, welche Messgeräte es zum Auslesen eines E-Bikes braucht und wie sich die Funktion elektrischer Bauteile, Leitungen und Sicherungen checken lassen. Daneben befassen sich die Azubis damit, wie man Bauteile, Baugruppen und Systeme demontiert, repariert und montiert.
Stefan Borschert ist – wie viele andere – als Quereinsteiger in die Fahrradbranche gekommen. "Ich habe zuerst katholische Theologie studiert." Im Studium habe er es aber vermisst, sein handwerkliches Interesse auszuleben. "Und ich fahre selbst super gerne Fahrrad. Diese Faszination an der Maschine Fahrrad, das hat mich letztendlich zur Ausbildung gebracht."
In der Reparaturannahme gefallen dem 28-Jährigen besonders auch die Managementaufgaben: "Die Leute zeigen große Anerkennung, gerade weil die Fahrräder nicht mehr so aussehen wie vielleicht vor 15 Jahren noch." Früher sei es auch für Laien noch möglich gewesen, einfache Reparaturen am Fahrrad vorzunehmen. Inzwischen sind gerade E-Bikes Hightech-Geräte. Wer sich für den Beruf interessiert, sollte seiner Meinung nach vor allem selbst "eingefleischter Fahrradfahrer" sein. Außerdem hält er es für wichtig, wissbegierig und stressresistent zu sein.
Was den Beruf auch mal stressig machen kann? "Am Ende ist das Fahrradgeschäft nun mal ein Saisongeschäft. Im Frühjahr, wenn dann alle ihr Fahrrad wieder aus dem Keller holen und es fit machen lassen wollen, kann die Schlange vor der Werkstatt schon mal lang sein."
Günstig sei auf jeden Fall handwerkliches Geschick. Borschert zufolge lernt man vieles davon im Laufe der Ausbildung. Der Fahrradmechatroniker möchte aber auch eine falsche Vorstellung vom Beruf geraderücken: In der Regel arbeite man heute in modernen Fahrradwerkstätten, mit der Vorstellung von "verträumten Hippie-Schraubern" habe das nicht viel zu tun.
Er hätte sich rückblickend gewünscht, dass in der Ausbildung schon von Beginn an stärker differenziert wird, ob man sich nun für Motorräder oder Fahrräder interessiert.
In seinem Berufsalltag beschäftigt sich Borschert nun weniger mit den handwerklichen und mehr mit den kaufmännischen und organisatorischen Aufgaben in seinem Betrieb. "Da gibt es viel Kundenkontakt, viele Telefonate und viele E-Mails zu schreiben", sagt er.
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