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Zwischen Öko und Hightech

  • dpa

  • Mi, 05. Juli 2017
    Panorama

Bei der Berliner Fashion Week sind technischer Fortschritt und Nachhaltigkeit die Leitmotive.

Models bei der Präsentation des Labels Ewa Herzog   | Foto: dpa
Models bei der Präsentation des Labels Ewa Herzog Foto: dpa

BERLIN (dpa). Mode und Technologie gehen immer mehr Hand in Hand. Das zeigt sich auch auf der Berliner Fashion Week, die am Dienstag eröffnet wurde. Noch bis Freitag wird auf Deutschlands führender Modemesse gezeigt, auf was sich stilbewusste Menschen einstellen müssen. Zum Auftakt kam auch Politprominenz.

Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries war modemäßig etwas schräg drauf. Beim Besuch der Fashion Week trug die SPD-Politikerin am Dienstag über ihrem hellen Sommermantel eine dicke blaue Armschlinge. "Das ist ein Trümmerbruch im rechten Oberarm. Eigentlich hätte ich gar nicht kommen dürfen", sagt die 63-Jährige gut gelaunt. Doch das Gespräch mit dem Fashion Council Germany bei der Messe Premium will sie nicht verpassen.

Die 2015 gegründete Initiative deutscher Branchenexperten setzt sich für "Mode made in Germany" ein. Im Mittelpunkt steht die Nachwuchsförderung. "Die meisten Kreativen werden in Deutschland ausgebildet, aber wandern dann oft ins Ausland ab", sagt Zypries. "Wir müssen es schaffen, einen neuen Ruf für den Modestandort Deutschland zu begründen." Zypries sieht besondere Zukunftschancen für deutsche Designer in den Bereichen Öko und Hightech. Intelligente Stoffe etwa mit Sensoren oder stromleitenden Fasern seien auch medizinisch wertvoll, sagt die Ministerin. "Ich bin sicher, dass man auch so eine Armbinde etwas schicker und einfacher in der Handhabung machen könnte."

So stellt Lisa Lang (34), Chefin des Berliner Unternehmens Electrocouture, ihr "Projekt Marlene" vor. Inspiriert von Briefen der Hollywood-Diva hat sie ein letztes Kleid für Marlene Dietrich entworfen – einen selbstleuchtenden, funkelnden Traum aus rosa Blüten. "Technologisch geht heute alles", sagt Lang. "Was wir brauchen, sind klassische Designer, die diese Dinge anwenden können."

Karen Jessen (32) führt seit 2012 das Label Benu Berlin. In ihrer "Ranch", wie sie es nennt, verwandelt sie alte Jeans mit ungewöhnlichen Techniken in kleine, trag- und haltbare Kunstwerke. "Nachhaltigkeit ist für uns selbstverständlich", sagt sie. "Dass jetzt auch die Regierung die Modebranche ernst nimmt, ist ein tolles Zeichen."

Gleichzeitig wirbt auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) für fair produzierte und gehandelte Mode. Bei der Messe Panorama stellt er seine Initiative "Textilbündnis" vor, der sich inzwischen rund 140 Verbände, Organisationen und Unternehmen angeschlossen haben.

Freilich: Auch die traditionellen Laufstegschauen gibt es noch, die einst im Zelt am Brandenburger Tor für Glamour sorgten. Inzwischen ist der Veranstalter ins ehemalige Kaufhaus Jandorf umgezogen, das zu DDR-Zeiten als Institut für Modegestaltung diente. In dem einst prachtvollen Jahrhundertwendebau schaffen kahle Betonböden, abgeschlagene Ziegelwände und blätternde Stahlträger den beliebten Berliner Szenelook.

Insgesamt wartet die Modewoche bis zum Freitag mit rund einem Dutzend Einzelmessen und 70 Modeschauen auf. Rund 3500 Aussteller zeigen, was im kommenden Frühling und Sommer angesagt ist oder angesagt sein soll. Der unendliche Partyreigen wurde bereits am Montag mit einem schillernden Sommerfest der Blogger Dandy Diary eröffnet, die mit Designer Harald Glööckler auf die Berliner Insel der Jugend luden.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 05. Juli 2017: PDF-Version herunterladen

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