Krimi-Kolumnen

25 ganz persönliche Erinnerungen an 50 Jahre Tatort

Wenn am Sonntag wie seit 50 Jahren der Tatort im Fernsehen läuft, schauen auch viele BZ-Redakteurinnen und Redakteure zu – aber nicht alle. Hier sind 25 ganz persönliche Tatort-Geschichten.  

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Thanner (Eberhard Feik, rechts) und Schimanski (Götz George)  | Foto: Horst Ossinger
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Thanner (Eberhard Feik, rechts) und Schimanski (Götz George) Foto: Horst Ossinger
"Scheiße", war das gut
Von André Hönig
Die 1980er-Jahre fanden TV-mäßig für mich in Miami statt. "Miami Vice": Das war Videoclip-Ästhetik à la MTV, Pop und pastellfarbene Töne, harte Schnitte, kinoreife Action– und stand damit völlig in Kontrast zu den langweiligen deutschen Fernseh-Kommissaren. Tatort gucken? Niemals – ja, wäre da nicht die Naturgewalt Horst Schimanski 1981 übers deutsche Fernsehen hereingebrochen. Gerade mal rund zwei Minuten dauerte es, bis zu Beginn der ersten Folge "Duisburg-Ruhrort" Kommissar "Schimi" laut "Scheiße" flucht. Provokation pur damals. Götz George spielte das pöbelnde, fluchende Raubein unglaublich authentisch. Versoffen, nuschelnd, schnauzbärtig. Ein weißer Ritter in Jeans und schmuddeliger Jacke. Ein deutscher Bruce Willis. Ein Macho – außen hart, innen zart – der sich fürs Gute durchs graue Ruhrgebiet prügelt. Rebell, Gerechtigkeitsfanatiker, Gegner der Bosse. Einer, der – wie Klaus Lage sang – stets "als Held die Fresse vollgekriegt" hat. Spannende Storys, starke Songs (Klaus Lage, Chris Norman, Bolland & Bolland), ein kongeniales Ermittlerduo Schimi/Thanner: "Schimanski" war für mich ein Muss. Unvergessen das Ende nach 29 Folgen und zwei Kinofilmen: Schimanski segelt in der letzten Folge als echter Kommissar über Duisburg, brüllt ein letztes "Scheiße". Das war 1991. Für Miami Vice war da schon zwei Jahre Schluss. Für mich waren die 80er aber erst jetzt vorbei. Markus Söder twitterte zu Götz Georges Tod 2016: "Bester Tatortkommissar ever". Ganz meine Meinung. Oder in Schimis Worten: "Scheiße", war das gut.
Enttäuschte alte Liebe
Von Ralf Burgmaier
Es ist eine alte enttäuscht Liebe. Ich war 15, als der Tatort "Reifezeugnis" mich mit seiner erotischen Wucht erwischte. Die Freizügigkeit, mit der Nastassja Kinski als Schülerin Sina in Liebesszenen mit Christian Quadflieg als ihrem Lehrer Helmut Fichte meinem jungmännlichen Blick dargeboten wurde, traf mich unvorbereitet. Als wir vor ein paar Jahren eine Wiederholung des legendären Tatorts mit unseren großen Teenager-Töchtern anschauten, waren diese online einiges gewöhnten jungen Frauen irritiert darüber, wie man 1976 eine Alterskameradin dermaßen für den männlichen Blick zurichten konnte. Das wurde mir dadurch erst bewusst. Aber der Maßstab dafür, wie ein Tatort mich berühren sollte, war 1976 gesetzt. Ein paar Schimanskis kamen dem nahe. Aber immer, wenn ein Teaser wieder mal einen Sensations-Tatort anpries ...

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