Jugend und Beruf

5 Mythen zur Ausbildung im Check

Vorbehalte gegenüber dualen Berufsausbildungen halten sich hartnäckig – und erschweren die Entscheidung für den Berufsweg. Experten nehmen fünf Mythen unter die Lupe.  

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Auch nach einer Maurerausbildung kann man sich weiterbilden. Selbst der Weg an die Hochschule ist möglich. Foto: Ina Fassbender (dpa)
Eine Mischung aus Theorie und Praxis, gleich das erste eigene Geld verdienen: Eigentlich klingt eine duale Ausbildung nach einer guten Idee. Aber: Kann man danach überhaupt so richtig Karriere machen? Mythen im Check.

1. Ist die Ausbildung nur etwas für schwächere Schüler?
Viele mit Abitur haben die Einstellung: Ich muss studieren. Das berichtet Irmgard Pirkl, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit aus der Berufsberatung. Bildungswege seien aber längst nicht mehr so streng vorgegeben, klassische Bildungsverläufe würden an Bedeutung verlieren. "Es ist ein Mythos, dass eine Ausbildung nichts für Schüler mit Abitur ist", sagt Pirkl. Bestimmte Ausbildungsberufe seien so anspruchsvoll, dass Betriebe ohnehin mindestens die Mittlere Reife oder Abitur erwarten. Mit einer Ausbildung können also längst nicht nur Schülerinnen und Schüler mit Hauptschulabschluss in den Job starten. Sie bietet sich Pirkl zufolge für alle an, die nach der Schule erst etwas Praktisches machen wollen. Oder aber für Schüler, die sich noch nicht auf ein Studium festlegen wollen und noch Zeit brauchen. Andere wollen erst mal eigenes Geld verdienen. Auch wer viel Struktur im Alltag braucht, kann mit einer dualen Berufsausbildung richtig liegen.

Hubert Ertl, Forschungsdirektor am Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) rät Jugendlichen, an eine Entscheidung zwischen Hochschule und Ausbildung mit Gelassenheit ranzugehen. "Im Sinne von: Das mit der Hochschule, das klappt auch später noch." Gerade junge Leute, die in praktischen Dingen interessiert und talentiert sind, sollten diesen Vorlieben ruhig früh nachgehen.

2. Gibt es die Ausbildung nur in traditionellen Branchen?
Beim Schlagwort Ausbildung denken viele an klassische Berufe: Maurer, Friseurin oder Bankkaufmann. Weit gefehlt: "Wir haben im Bereich der dualen Ausbildung im Moment 327 Ausbildungsberufe", sagt Ertl. Dahinter stecken unterschiedliche Fachrichtungen. Viele Berufe gehören etwa zum handwerklich-technischen Bereich. Aber auch die kaufmännisch-verwaltenden Berufe sind ein großer Sektor. Unter die "grünen Berufe" fallen Ausbildungen, die etwa mit Landwirtschaft, Gärtnerei oder Lebensmittelerzeugung im Zusammenhang stehen. Zum Spektrum der Hightech-Berufe zählen IT- und Medienausbildungen. Und in medizinisch-technischen Berufen gibt es duale Berufsausbildung etwa als Medizinische Fachangestellte (MFA).

Aber: Jungen Menschen fällt es oft schwer, sich überhaupt für eine Ausbildung zu entscheiden. Das sagt Bernd Fitzenberger, Ökonom und Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Wichtig: Orientierungsangebote nutzen, in Praktika früh Berufsfelder ausprobieren und sich klarmachen, dass man sich mit einer Ausbildung nicht für ein Leben lang festlegt.

3. Hat man schlechtere Chancen mit Ausbildung?
Eine gängige Annahme: Mit einer abgeschlossenen Ausbildung haben Jugendliche weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt als Absolventen mit akademischem Abschluss. Das ist falsch. "Personen, die eine duale Berufsausbildung erfolgreich abschließen, haben hervorragende Berufschancen", sagt Fitzenberger. Daten bis 2023 zeigen: Eine immer kleiner werdende Absolventenzahl stehe besseren Übernahme- und Erwerbschancen im Arbeitsmarkt gegenüber. Begünstigt durch den Fach- und Arbeitskräftemangel gebe es eine hohe Zahl an offenen Stellen. "Das trifft auch im Vergleich mit Absolventinnen und Absolventen mit Hochschulausbildung zu." Die Einsatzmöglichkeiten seien aber jeweils abhängig vom Berufsfeld. "Es gibt Berufsfelder, in denen eine akademische Ausbildung notwendig ist." Andere Berufsfelder werden traditionell von Absolventinnen oder Absolventen der dualen Ausbildung besetzt.

4. Verdient man mit einer Ausbildung später weniger?
Es gibt duale Ausbildungsabschlüsse, die den Verdienstvergleich mit Hochschulabsolventinnen und -absolventen nicht scheuen müssen, sagt Fitzenberger. Im Durchschnitt sei es aber so, dass die Hochschulausbildung mit deutlich besseren Verdienstchancen einhergeht. Verschiedene Faktoren beeinflussen aber, wie hoch der Verdienst später ausfallen kann, etwa die Branche. Wer eine technische Ausbildung in einem großen Industriebetrieb abgeschlossen hat, kann laut Pirkl unter Umständen mehr verdienen als jemand, der mit Hochschulabschluss im sozialen Bereich arbeitet. Und: Wer sich nach der Ausbildung weiterbildet, kann häufig damit rechnen, sich beim Verdienst in ähnlichen Bereichen zu bewegen wie Akademikerinnen und Akademiker.

5. Kann man sich mit Ausbildung nicht weiterentwickeln?
Wer nach der Schule eine Ausbildung zum Maurer macht, muss nicht für immer Maurer bleiben. Die Ausbildung ist ein offener Einstieg, sagt Ertl. Danach stünden Absolventen beruflicher Ausbildung sehr viele Karrieremöglichkeiten offen. Die Systeme sind viel durchlässiger geworden, sagt auch Pirkl: "Ich kann mich nach einer Ausbildung etwa zum Techniker, Meister oder Fachwirt weiterbilden – je nach beruflicher Branche." Daneben haben die beruflichen Kammern viele Weiterbildungen im Programm, die sich an eine Ausbildung anschließen lassen. Wer eine abgeschlossene Berufsausbildung hat, kann unter bestimmten Voraussetzungen auch direkt in ein Studium einsteigen, wenn es eine fachliche Nähe zum erlernten Beruf aufweist. Mit Meistertitel oder ähnlichem Abschluss ist das Fach dann vielfach auch frei wählbar.
Aktuelle Ausbildungsplätze gibt es auf dem Jobmarkt der Badischen Zeitung.
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