Zischup-Interview zum Thema Drogen

"50 Prozent kommen im ersten Jahr von ihrer Sucht los"

Vor kurzem haben die Zischup-Reporterinnen Juliane Schulz und Sarah Gerbach des Kepler-Gymnasiums Jürgen Schulz (54) interviewt. Er arbeitet seit zehn Jahren in einem Therapiezentrum für Drogenabhängige.  

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Wer Heroinabhängig ist, braucht Hilfe um davon loszukommen.  | Foto: Verwendung weltweit, usage worldwide
Wer Heroinabhängig ist, braucht Hilfe um davon loszukommen. Foto: Verwendung weltweit, usage worldwide
Zischup: In welcher Einrichtung arbeiten Sie und auf was hat sich diese spezialisiert?
Jürgen Schulz: Unsere Einrichtung ist in Buggingen und heißt "Therapiezentrum Brückle".Wir haben uns auf Drogentherapien spezialisiert, bei denen wir aber nur Männer aufnehmen.

Zischup: Mit welchen Behandlungsmethoden gehen Sie vor?
Schulz: Wir arbeiten mit integrativ verschiedenen Methoden, die für ihre Wirksamkeiten bekannt sind wie zum Beispiel die Verhaltenstherapie, Psychodrama oder die Gestalttherapie.

Zischup: Welche Spezifikationsbereiche haben Sie?
Schulz: Unser Angebot besteht aus Bezugstherapie, der Arbeitstherapie und der Alltagspädagogik. Während dieser intensiven Phase der Behandlung in den ersten sechs bis acht Wochen sind die Patienten stark mit sich und ihren Motiven für früheren Drogenkonsum beschäftigt. Sie lernen ein anderes Verhalten, um künftig ohne Drogen im Alltag klarzukommen.

Zischup: Wo wohnen Ihre Patienten?
Schulz: Sie wohnen alle in unserem Therapiegebäude. Dort teilen sie sich zu zweit oder zu dritt ein Zimmer.

Zischup: Dürfen die Patienten Kontakt zu Ihrer Familie haben?
Schulz: Ja, aber erst nach der sogenannten Eingewöhnungsphase. Dann ist es ihnen erlaubt, mit ihren Familien wieder in Kontakt zu treten und Besuche zu empfangen.

Zischup: Haben die Patienten einen geregelten Tagesablauf?
Schulz: Ihr Tagesablauf ist total durchstrukturiert. Das heißt zum Beispiel vor sieben Uhr aufstehen, Sport machen, frühstücken, Arbeitstherapie und/oder Gruppenarbeit oder Einzeltherapie bis zum Mittagessen, nachmittags wieder Arbeitstherapie oder Sport. Täglich findet vor dem Abendessen eine Großgruppe für allen Patienten statt, abends werden Interessengruppen wie Yoga oder malen wahrgenommen.

Zischup: Sind die Patienten von der Außenwelt isoliert?
Schulz: Anfangs werden Außenreize bewusst klein gehalten, um jedem Raum für seine persönliche Entwicklung zu geben. Mit der Zeit werden Ausgänge zu dritt, zu zweit und alleine durchgeführt oder besprochen. Die Patienten sollen ja wieder lernen im Alltag ohne Drogen klar zukommen.

Zischup: Kommen die Patienten freiwillig zu Ihnen?
Schulz: Nein, 50 Prozent wollen lieber in Therapie statt ins Gefängnis gehen. Das heißt, diese Patienten nutzen das Angebot von der Justiz "Therapie statt Strafe" und müssen gerichtlichen Druck aushalten.

Zischup: Welche Droge wird am häufigsten von ihren Patienten konsumiert?
Schulz: Die jüngeren Patienten zwischen 18 und 20 Jahren konsumieren eher Partydrogen, wie zum Beispiel Ecstasy oder THC, die älteren Patienten konsumieren eher Opiate wie zum Beispiel Heroin.

Zischup: Wie viele Patienten kommen jährlich hierher und wie viele schaffen es von ihrer Sucht los zu kommen?

Schulz: Insgesamt haben wir 45 Plätze, aber es kommen jährlich etwa 140 Menschen mit einem Suchtproblem zu uns. Etwa 50 Prozent schaffen es, im ersten Jahr von ihrer Sucht los zu kommen, was ein sehr gutes Ergebnis ist. Die anderen 50 Prozent werden rückfällig oder brechen die Behandlung ab. Bei Verdacht wird auf Drogen getestet. Wenn konsumiert wurde, erfolgt in der Regel eine geordnete Entlassung, bei der Beratungsstellen und bei Bedarf auch Familien informiert werden.

Zischup: Wie geht es nach der Zeit im Therapiezentrum für die Patienten weiter?
Schulz: Für die berufliche und soziale Wiedereingliederung der Patienten besteht die Möglichkeit einer Weiterbehandlung in Gundelfingen und im betreuten Wohnen in Emmendingen. Hier lernen sie, alltagsnah ohne Drogen zu leben.

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