Achtelfinale – wir sind dabei

Ghana – Deutschland 0:1  Dank Mesut Özils Tor gewinnt die deutsche Fußball-Nationalelf ihr letztes Vorrundenspiel.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Joachim Löw bejubelt Özils Treffer.    | Foto: ddp
Joachim Löw bejubelt Özils Treffer. Foto: ddp

JOHANNESBURG. Geschichten mit einem Potential zum südafrikanischen Wintermärchen fangen bestimmt anders an. Den deutschen Fußball-Nationalspielern ist gestern spätabends kurz vor halb elf bei vielleicht fünf Grad trotzdem ganz warm ums Herz geworden. Mit ihrem knappen 1:0 (0:0)-Sieg gegen Ghana im entscheidenden WM-Vorrundenspiel sind sie nämlich in Johannesburg vor 83400 Zuschauern ins Achtelfinale gezogen, wo sie als Sieger der Gruppe D auf den Zweiten der Gruppe C, England trifft.

Noch nie war der dreimalige Weltmeister Deutschland bei einer WM in der Vorrunde ausgeschieden, der Druck war allein deswegen schon ganz schön hoch gewesen und manche Miesepeter hatten ja sogar schon die Suche nach einem neuen Bundestrainer eröffnet. Als ob nicht schon genug Adrenalin in der Luft lag, stellte Joachim Löw für den zuletzt schwachen Holger Badstuber als linken Verteidiger überraschend Jerôme Boateng auf. Das ist der Halbbruder von Kevin-Prince Boateng, dem ghanaischen Nationalspieler, der mit einem harten Foul Michael Ballack die WM auf gut deutsch versaute, der mit seinem Halbbruder deswegen großen Ärger bekam und der bis kurz vor dem gestrigen Spiel eine Provokation nach der anderen in Richtung DFB-Quartier schickte.

Nennt man das psychologische Spielführung, was nun wiederum Löw machte? Eine taktische Meisterleistung oder doch höchstmögliches Risiko? Schließlich gilt Jerôme Boateng zwar als schneller und athletischer als Badstuber, aber eben gelegentlich auch nervöser: Der Hamburger war es beispielsweise, der beim entscheidenden WM-Qualifikations-Sieg gegen Russland die gelb-rote Karte sah. Und Löw hatte ja selbst gesagt, dass der brasilianische Schiedsrichter Carlos Simon "sehr kleinlich, fast pedantisch" pfeift. Nebenbei bemerkt ist Boateng eigentlich Rechts- und nicht Linksverteidiger wie sein Hamburger Teamkollege Dennis Aogo, der aber auf der Bank Platz nehmen musste. Dass Cacau für den gesperrten Miroslav Klose in der Startelf stand, ging jedenfalls ein bisschen unter.

Die ersten zehn Minuten gehörten den Deutschen. Ghana ließ ihnen viel Raum und so kam Lukas Podolski beispielsweise über links in der 10. Minute gefährlich zum Schuss, den Jonathan Mensah fast noch gefährlicher zur Ecke abfälschte. Die Deutschen bemühten sich sichtlich, das Spiel zu kontrollieren und mit schnellem Passspiel zu Chancen zu kommen. Die erste richtig große Möglichkeit hatte allerdings Ghana (14.). Über dem linken Flügel spielt sich Kwadwo Asamoah frei – und Asamoah Gyans folgenden Schuss kann Bastian Schweinsteiger gerade noch so abblocken. Einige Minuten später musste der Kapitän Philipp Lahm höchstpersönlich aushelfen, als er nach einer Ecke Gyans Köpfer auf der Linie abfing. Deutsche Spielkontrolle sieht anders aus.

Im Aufbau machten sie zu viele Fehler, riskante Abspiele fanden selten ihr Ziel. Und als Mesut Özil dann plötzlich mal ganz allein vor Ghanas Tormann Richard Kingson auftauchte (25.), behielt er nicht die Ruhe, die er eigentlich gehabt hätte: Deutschlands größte Chance war vertan und bei Cacaus Versuch aus der Drehung war Kingson ebenfalls im Weg (30.).

"Wir müssen früh die Oberhand in dem Spiel gewinnen", hatte Löw vor dem Spiel gesagt. Das klappte nicht. Es war ein Spiel auf Augenhöhe. Das brisante Bruderduell geriet dabei völlig in den Hintergrund, zumal die beiden sich ohnehin nur selten in die Quere kamen.

Nach Wiederanpfiff musste Manuel Neuer seine ganze Stärke als mitspielender Tormann beweisen, als in der 51. Minute Asamoah sehr allein gelassen über links auf ihn zu stürmte. Der Schalker Keeper machte es Ghanas Schlussmann ähnlich, kam heraus und gewann das Duell. Es war wahrscheinlich der Moment, in dem selbst die letzten Optimisten auf deutschem Boden begannen, an ihren Fingernägeln zu kauen, als Thomas Müller seinem Mitspieler Özil den Ball querlegte, dieser aus 20 Metern abzog und das so wichtige 1:0 erzielte. Özil, der Chancentod von eben war plötzlich Özil, der nationale Nervenberuhiger.

Eine Viertelstunde vor Spielschluss, während die Partie langsam, aber stetig abflachte, machte sich dann via Flüsterpost die Kunde vom Parallelspiel breit: Australien führte 2:0. Das hieß nichts anderes, als dass Deutschland ein Unentschieden reichen würde. Doch das hatten sie gar nicht nötig, sie konnten sich nach der Nachspielzeit erleichtert in die Arme fallen - ebenso wie die Ghanaer, die ebenfalls eine Runde weiter sind.

Ghana: Kingson, Sarpei, John Mensah, Jonathan Mensah, Paintsil, Annan, A. Ayew (90. + 2 Adiyiah), Asamoah, K.-P. Boateng, Tagoe (64. Muntari), Gyan (82. Amoah).

Deutschland: Neuer, Lahm, Mertesacker, A. Friedrich, J. Boateng (73. Jansen), Khedira, Schweinsteiger (81. Kroos), Müller (67. Trochowski), Özil, Podolski, Cacau.

Schiedsrichter: Simon (Brasilien).

Tor: 0:1 Özil (60.).

Zuschauer: 83 400.

Gelbe Karten: A. Ayew / Müller.

Benoten Sie die Leistung der Akteure, klicken Sie sich durch Fotos vom Spiel und vom Public Viewing in Südbaden, reden Sie mit: http://www.badische-zeitung.de

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel