Eierwürfe auf Restaurant "Jaffa"
All das ist Teil einer gefährlichen Entwicklung
Jonathan Ben-Shlomo & Freiburg
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In der Nacht zum 27. Juli wurde das israelische Restaurant "Jaffa" mit Eiern beworfen. Der Besitzer Bilal Aloge erhielt bereits im vergangenen Jahr Drohungen, weil er in seinem anderen Restaurant "Damasko’s" ein israelisches Gericht anbot. Er ließ es auf der Karte – ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus und für Solidarität mit Jüdinnen und Juden in Deutschland. Diese Vorfälle zeigen, wie sich Antisemitismus heute äußert: nicht offen, sondern über Umwege unter anderem als sogenannte "Israelkritik".
Das "Jaffa" hat keine politische Funktion und wird dennoch zur Zielscheibe, weil es als "israelisch" wahrgenommen wird. Das ist weder Zufall noch Kritik, sondern Ausdruck von Hass gegenüber allem, was als jüdisch oder israelisch gelesen wird. Die Unterscheidung zwischen beidem wird dabei bewusst verwischt. Und trotzdem wird debattiert, ob es sich hierbei um Antisemitismus handelt und auf die fehlenden Ergebnisse der polizeilichen Ermittlung verwiesen. Die Vergangenheit zeigte jedoch – man denke nur an den NSU-Komplex –, dass ein blindes Vertrauen in polizeiliche Ermittlungen trügen kann. Das darf uns nicht davon abhalten, frühzeitig Haltung zu zeigen und Diskriminierung klar zu benennen. Betroffene haben ein feines Gespür für die Botschaft von Taten.
Seit dem 7. Oktober verzeichnet RIAS einen Anstieg antisemitischer Vorfälle um über 300 Prozent auf 24 pro Tag. Als Vizepräsident von Makkabi Deutschland sehe ich, wie auch unsere Sportler*innen Ziel solcher Feindseligkeit werden. Der Krieg in Israel mag der Anlass sein, aber er ist nicht der Grund. Es ist Ausdruck eines gesellschaftlichen und tief verankerten Antisemitismus. All das ist Teil einer gefährlichen Entwicklung: Vor einigen Wochen hat die Partei "Die Linke" mit der Ablehnung der IHRA-Definition einen bedenklichen Schritt getan. Wenn wir anfangen antisemitische Vorfälle vorschnell in Frage zu stellen, machen wir im Kampf gegen Antisemitismus einen Rückschritt. Dabei wird die Wirkung auf die jüdische Community übersehen. Wir haben eine Tat, die zeigt, warum ein großer Teil des jüdischen Lebens in Deutschland sich hinter Sicherheitszäunen und Polizeischutz bewegen muss und eine Debatte, die Jüdinnen und Juden mal wieder alleine lässt.
Jonathan Ben-Shlomo, Freiburg, Vizepräsident Makkabi Deutschland