Allein in New York

Anna Woltz’ Jugendroman "Hundert Stunden Nacht".  

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Mit Emilia de Wit möchte man sofort tauschen: Sie ist erst vierzehn Jahre alt, aber schon gewitzt genug, um sich den Traum von ein paar Tagen New York zu erfüllen. Aufgeregt, aber perfekt vorbereitet steht sie in der Abflughalle. Flugticket und Apartment in Manhattan hat sie mit der Kreditkarte des Vaters bezahlt, die nötigen Formulare hat sie gerichtet, sprich – gefälscht. Dass aber so eine Weltreise ohne Eltern, vor denen sie Reißaus nimmt, ihre Tücken hat, zeigt sich schon während des Flugs. "Sobald ich auf meine Atmung achte, weiß meine Lunge nicht mehr, was sie normalerweise tut. Himmel, ist das peinlich. Ich fange an zu hyperventilieren. Erst merkt es keiner, weil ich versuche, ganz still zu ersticken. Aber nach ein paar Minuten kann ich es nicht mehr verbergen." Auch nach der Ankunft reiht sich Krise an Krise: Das im voraus bezahlte Apartment existiert nicht, Minderjährige dürfen allein kein Hotelzimmer mieten; es wird bald dunkel, es ist kalt. Die tolle Aufbruchsstimmung weicht einem beklemmenden Gefühl. Wo soll Emilia bloß schlafen?

Höchst unterhaltsam und höchst dramatisch berichtet Emilia, wie sie sich eine Woche lang in New York durchschlägt, warum sie ihren Vater widerlich findet, warum ihre Mutter weltberühmt ist und warum sie selbst vor Bakterien Panik hat. Nach und nach kriegen ihre neuen Freunde alles mit. Der 15-jährige Seth und seine kleine Schwester Abby nehmen sie bei sich zu Hause auf; eine Nacht verbringt sie notgedrungen im vergammelten Zimmer des 17-jährigen Jim. "Die Matratze lag hier wahrscheinlich schon, als noch Dinosaurier durch New York trampelten" – Emilia muss Kälte gegen Bakterien abwägen, eine urkomische Situation: Die Bakterien gewinnen. Als auch noch Wirbelsturm Sandy angesagt wird, bilden die vier Jugendlichen ein "Orkan-Asyl". Gemeinsam erleben und überleben sie den schrecklich wütenden Sturm – praktisch im Dunkeln. "Hundert Stunden Nacht" ist eine packende und erhellende Geschichte übers Erwachsenwerden. Als Emilias Eltern eintreffen, ist Emilia versöhnlicher: "Man kann Elend nicht vergleichen. Aber wenn man vom All aus zur Erde hinabschaut, dann hatte Orkan Sandy sehr viel schlimmere Folgen als die siebenundzwanzig SMS meines Vaters".

Anna Woltz: Hundert Stunden Nacht. Roman. Aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann, Carlsen Verlag, Hamburg 2017. 256 Seiten, 15,99 Euro. Ab 14.

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