"Alles ist möglich"

BZ-INTERVIEW mit dem BZ-Korrespondenten Frank Herrmann über die Präsidentenwahl in den USA.  

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Frank Herrmann Foto: privat
Trump oder Biden? Die Bürger der USA wählen am 3. November einen neuen Präsidenten. Stephanie Streif hat dazu Frank Herrmann (61) interviewt. Er berichtet für die Badische Zeitung aus den USA. Er lebt dort seit 2007 und kennt sich daher in dem Land gut aus.

BZ: Am 3. November wird in den USA gewählt. Zur Wahl stellen sich der jetzige Präsident Donald Trump und der Politiker Joe Biden. Für was steht Trump?
Herrmann: Trump sagt, dass er Amerika wieder groß machen möchte. Aber das ist nur ein Spruch. Was er wirklich will, ist die Rückkehr in eine Zeit, in der weiße Amerikaner eindeutig das Sagen hatten. Aber Afroamerikaner und Einwanderer aus Lateinamerika und Asien werden künftig die Bevölkerungsmehrheit in den USA bilden. Ich wüsste nicht, was daran problematisch sein soll. Aber Trumps Anhänger träumen von früher.

BZ: Warum?
Herrmann: In der Welt von gestern haben sich viele wohler gefühlt, da gab es noch mehr Industriebetriebe und damit gut bezahlte Arbeitsplätze, vor allem in einer Region, die man heute wegen der vielen Fabrikruinen dort den Rostgürtel nennt. Dort setzt Trump an. Er redet den Leuten ein, dass die Einwanderer schuld sind und sich seine Vorgänger über den Tisch ziehen ließen, als sie Handelsverträge mit anderen Ländern unterschrieben. Das ist Quatsch, seine Anhänger scheinen ihm jedoch zu glauben.

BZ: Und für was steht Joe Biden?
Herrmann: Joe Biden sagt, dass die vier Jahre mit Trump im Weißen Haus nur ein Ausrutscher waren und dass Amerika unter seiner Präsidentschaft zu normalen Verhältnissen zurückkehrt. Dazu gehört es, über Politik zu streiten, aber Menschen, die die eigene Meinung nicht teilen, nicht ständig zu beleidigen, so wie es Trump tut. Biden will die Steuern, Abgaben an den Staat, für Gutverdiener erhöhen, damit möglichst jeder Amerikaner eine Krankenversicherung bekommt und auch Familien mit weniger Geld ihre Kinder auf gute Universitäten schicken können, an denen das Studium nicht mehr so viel kostet. Weiter strebt er ein besseres Verhältnis zu Ländern wie Deutschland oder Frankreich an, deren führende Politiker Trump oft vor den Kopf gestoßen hat.

BZ: In Deutschland wird oft negativ über Trump gesprochen. Es heißt: Er lügt und betrügt. Warum hat er in den USA trotzdem so viele Anhänger?
Herrmann: Manche weiße Amerikaner sehen in ihm eine Art Retter. Außerdem hat er die Steuern gesenkt, sodass die Leute mehr Geld in der Tasche haben. Dadurch häuft der Staat zwar immer höhere Schulden an, weil die Ausgaben ja nicht kleiner werden, die Einnahmen dagegen schon. Aber das stört Trumps Anhänger erst mal nicht. Und: Bis Corona kam, lief es wirtschaftlich ganz gut, die Arbeitslosigkeit war so niedrig wie seit 50 Jahren nicht mehr. Viele glauben, dass Trump als ehemaliger Geschäftsmann besser wirtschaftet.

BZ: Wird Trump wiedergewählt?

Herrmann: In den Umfragen liegt Joe Biden vorn. Allerdings ist das amerikanische Wahlsystem kompliziert. In den am härtesten umkämpften Bundesstaaten, zum Beispiel in Florida, Pennsylvania und North Carolina, ist mit einem so knappen Ausgang zu rechnen, dass alles möglich ist. Auch, dass Trump wiedergewählt wird.
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