Als der Pfarrsaal Meditationsraum war

Am Nikolaustag vor 45 Jahren haben die Schluchseer Gläubigen den ersten Gottesdienst in der neuen St. Nikolauskirche gefeiert. Der Neubau war erforderlich geworden, weil der Platz in der alten Kirche nicht mehr ausreichte.  

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Das Kirchenschiff war früher nach Osten ausgerichtet. Der Zugang zur Kirche erfolgte durch den alten Glockenturm. Foto: Repro Friedbert Zapf
Schon 1893 war das Kirchenschiff nach Osten verlängert worden. 1975 platzte die Kirche sonntags erneut aus allen Nähten. Grund war die kirchliche Eingliederung der Ortsteile und der "gewaltig angestiegene Fremdenverkehr". Zwei Sonntagsgottesdienste reichten für die große Zahl der Kirchenbesucher nicht mehr aus.

Deswegen beantragte der Pfarrgemeinderat unter Pfarrer Alois Dantes 1976 eine erneute Vergrößerung des Kirchenschiffs. Das Erzbischöfliche Bauamt Freiburg indes entschied sich für einen Neubau. Baudirektor Josef Laule plante 1977 "eine in die Landschaft passende" neue Kirche. Das Denkmalamt forderte aber, dass der um 1272 errichtete, und 1544 erhöhte Kirchturm, der älteste im Hochschwarzwald, zu erhalten sei. Ein Teil der Schluchseer Bevölkerung hätte allerdings lieber eine Vergrößerung der alten Kirche gesehen und stand dem Neubau kritisch gegenüber, zumal dieser nicht als traditionell rechteckiges Kirchenschiff mit dem Altar im Osten ausgeführt werden sollte.

Planer Josef Laule sah einen quadratischen Grundriss vor, der an den Ecken leicht zum Achteck abgeändert ist, und er setzte den Hochaltar in den Süden. Von außen gesehen allerdings wurde die nach Osten ausgerichtete Baugestalt der alten Kirche beibehalten. Und Laule versuchte mit dem tief herabgezogenen, schindelgedeckten Walmdach und der Granitverblendung die neue Kirche in die Schwarzwaldlandschaft einzubinden. Am 17. März 1979, einem Samstag, begann um neun Uhr die Räumung der alten Kirche. Die örtlichen Vereine halfen mit, und der Bauhof besorgte mit seinen Fahrzeugen den Abtransport. Ein Fachmann des Denkmalamtes erstellte eine Bilddokumentation der Kunstobjekte.

Am 22. März begannen die Fachleute des Ordinariats mit dem Abbau des Hochaltars, den Bildhauer August Schädler 1896 geschaffen hatte. Der Altar sollte in der neuen Kirche wieder verwendet werden. Auch die bunten Kirchenfenster waren zur Wiederverwendung vorgesehen und wurden sorgfältig ausgebaut. Dann erfolgte im April der Abriss des Kirchenschiffs, und nach den Osterfeiertagen begannen die Rohbauarbeiten.

Im September 1979 war in der BZ zu lesen: "Vom Baufortschritt hatte man in den vergangenen Wochen wenig bemerkt, denn ein Bauzaun grenzte das ganze Geschehen ab. Umso erstaunter war man, als plötzlich – wie aus dem Erdboden gewachsen – die grauen Betonmauern sichtbar wurden."

Schon Mitte August waren die mächtigen Holzleimbinder zur Dachkonstruktion zusammengefügt worden. Anfang September konnte Richtfest gefeiert werden, und Pfarrer Josef Basler lud zum Richtschmaus ins Pfarrzentrum ein.

Noch bis in den Dezember 1979 hinein waren die Dachdecker bei Schneefall mit der Schindeldeckung der gewaltigen Dachflächen beschäftigt, während die BZ die seelsorgerische Betreuung der Kurgäste im Blick hatte: "Die Kirchen wissen, dass viele Urlauber die Flucht aus dem Alltag auch als eine Gelegenheit zur inneren Einkehr betrachten." Deswegen sei während der Zeit des Kirchenbaus der Saal des Pfarrzentrums als Meditations- und Gottesdienstraum eingerichtet.

Im Dezember 1979 informierte Laule die Öffentlichkeit, dass bis auf das äußere Natursteinmauerwerk und die Verglasung das Gebäude fertiggestellt sei. Allerdings gebe es bereits Kostenüberschreitungen in Höhe von 300.000 Mark. Nun begannen die aufwendigen Innenarbeiten.

Ein Jahr später, im Dezember 1980, waren die Arbeiten so weit abgeschlossen, dass die Gläubigen das Fest ihres Kirchenpatrons St. Nikolaus in der neuen Kirche feiern konnten. Der Sonntag war sonnig und kalt, als der von der Musikkapelle angeführte Festzug die neue Kirche erreichte. Der Musik folgten Feuerwehr, Fahnenabordnungen der Vereine, Erstkommunikanten, Ministranten, Dekan Litterst und Pfarrer Josef Basler.

Nach der Predigt zelebrierten der Dekan und der Pfarrer gemeinsam die Messe. Dann segnete der Dekan während eines Rundgangs um die vollbesetzten Kirchenbänke die Kirche und den Altar. Und unter den Klängen der Musikkapelle ertönte zum Schluss das Nikolauslied.
Schlagworte: Josef Basler, Josef Laule, Alois Dantes

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