Wanderung

Auf schmalen Pfaden rund um den Kandel

Eine Wanderung rund um den Kandel macht Kindern und Erwachsenen Spaß – und am Ende lockt eine urige Einkehr mit Ausblick  

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Die Thomashütte mit herrlicher Aussicht  | Foto: Silke Kohlmann
Die Thomashütte mit herrlicher Aussicht Foto: Silke Kohlmann

Auf dem Kandel herrscht Trubel: Zwischen parkenden Autos sitzen Menschen auf Klappstühlen, Gleitschirmflieger starten in die Lüfte, Ausflügler strömen ins Selbstbedienungsrestaurant. Für uns bedeutet das: Schnell in die Wanderschuhe geschlüpft und losgelaufen.

Unsere Kandel-Tour startet in nordöstlicher Richtung. Zunächst führt der Weg über die sonnige Hochebene, bald aber tauchen wir ein in den Wald. Auf schmalem Pfad geht es über Wurzeln hinweg, helles Heidelbeergrün und Buschwindröschen bedecken den Boden rechts und links des Weges. Immer wieder aber öffnet sich der Wald und die Aussicht reicht bis ins Elztal und die Höhen des nördlichen Schwarzwalds. Und hier ist vom Trubel auf dem Gipfel nichts mehr zu bemerken, nur wenige Wanderer sind unterwegs. Das Besondere an diesem Rundweg: Man läuft fast durchgehend auf schmalen Pfaden. Darum eignet sich die gut sieben Kilometer lange Strecke prima als Familienwanderung: Hier laufen die Kinder ohne zu meckern, so zahlreich sind die Entdeckungen am Wegrand. Zunächst gluckert ein kleiner Bach den Hang herab, unzählige leuchtend gelbe Sumpfdotterblumen blühen ringsum. Wir steigen über nasse Steine hinweg, die Kinder springen weit voraus und haben bald eine Hinweistafel entdeckt: Zum Aussichtspunkt Heibererfelsen geht es ein paar Meter rechts vom Weg ab. Hier zügeln wir den Nachwuchs, denn der Felsen ist ungesichert. Vorsichtig steigen wir hinab zu dieser Gesteinsformation, die sich aus dem Wald herausstreckt und damit einen herrlichen Blick in die Ferne gewährt. Auch wenn wir erst einen guten Kilometer gewandert sind, lassen wir uns für eine Pause auf dem Felsen nieder. Bei guten Bedingungen schaut man bis zur Hornisgrinde. Wir entdecken den Hörnleberg mit der Kapelle und blicken weit das Elztal hinauf.

Pause am Heibererfelsen  | Foto: Silke Kohlmann
Pause am Heibererfelsen Foto: Silke Kohlmann

Weiter geht es auf schattigen Wurzelpfaden rund um die Nordflanke des Kandels. Irgendwann überqueren wir die Kandelstraße von Waldkirch herauf. Für Wanderer ist es ein Glück, dass sie derzeit für den Verkehr gesperrt ist, so stört kein Autolärm die ruhige Waldeinsamkeit. Eine Weile schlängelt sich der Pfad oberhalb der Straße entlang. Dann hören wir plötzlich das kräftige Rauschen eines Baches: Der Altersbach entspringt hier, der sich weiter unten im Tal als malerischer Wasserfall ergießt. Hier oben rieselt er über moosige Steine hinweg, Sauerklee und Wolfsmilch säumen den Wasserlauf.

Vesperpause beim Fensterliwirt  | Foto: Silke Kohlmann
Vesperpause beim Fensterliwirt Foto: Silke Kohlmann

Nun wird unser Weg felsiger: Wir nähern uns langsam der steilen Westwand des Großen Kandelfelsen. Schilder warnen davor, dass Steinbrocken zu Tal stürzen könnten. Und tatsächlich liegen rechts und links immer mehr große Brocken. So stark von Moos überzogen, dass sie wohl schon vor sehr langer Zeit den Hang herabkamen. Die Kinder springen von Stein zu Stein, von oben hören wir die Stimmen von Kletterern und dann kommt er in Sicht: der mächtige Felsen. Von oben haben wir seine schroffen Kanten schon bewundert, von hier unten wirkt er noch beeindruckender. Senkrecht erhebt sich die kahle Wand aus dem Wald. Einst streckte sich wie eine Nase die Teufelskanzel aus dem Fels heraus – so berichten es die Informationsstelen am Wegrand. Aber just in der Walpurgisnacht 1981 brach der riesige Felsen ab und stürzte donnernd zu Tal. Ob hier nicht Hexen am Werk waren? Unsere Wanderung ist um ein Highlight reicher: wilde Spekulationen, was wohl in jener Nacht am sagenhaften Berg geschah.

Aber nicht nur Kletterer sind am Kandel aktiv. Jetzt entdecken wir diejenigen, die ihn mindestens ebenso lieben: Paraglider. Drei, vier, fünf Gleitschirme tauchen plötzlich über uns am Himmel auf, ziehen geräuschlos ihre Kreise. Während unser Weg bisher durchgehend bergab führte, zieht es sich nun hinauf. Das löst einen kleinen Schwächeanfall bei den Kindern aus, aber wir können mit zwei spannenden Zwischenzielen punkten – und müde Kinderbeine wieder zum Laufen bewegen. Zunächst steuern wir die Thomashütte an. Für Erwachsene breitet sich hier ein herrliches Panorama aus: Zwischen knorrigen Bäumen und felsigem Grund reicht der Ausblick bis zum Feldberg, Belchen und Blauen. Das Glottertal liegt uns zu Füßen, die Vogesen scheinen zum Greifen nah. All das interessiert die Kinder kein bisschen. Sie aber haben einen Felsen im Hintergrund der Hütte erobert, bearbeiten ihn mit Steinen und Stöcken – und scheinen alle Müdigkeit überwunden.

Schaukeln oberhalb vom Fensterliwirt  | Foto: Silke Kohlmann
Schaukeln oberhalb vom Fensterliwirt Foto: Silke Kohlmann

Irgendwann sind alle bereit, wieder aufzubrechen – der Gummenhütte entgegen. Noch einmal müssen wir kräftig bergauf wandern, aber schon ganz bald öffnet sich der Wald und am Hang liegt die Hütte des Fensterliwirts. Weite Wiesen voller Löwenzahn erstrecken sich rundum. Unter Sonnenschirmen finden sich reichlich Sitzplätze an Tischen, auf Steinen und Stämmen. Ein Birnensaftschorle und ein leckeres Vesper krönen diesen perfekten Wanderausflug.

Mehr Infos: Kandel-Tour (auch Josef-Seger-Weg genannt): 7,2 Kilometer, zweieinhalb Stunden. Anreise mit der Buslinie 7205 über St. Peter bis Kandel-Rasthaus, https://mehr.bz/kandelweg.

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