Handwerk in der Region

"Aussichten sind unbezahlbar"

Verlagsthema Auf dem Dach ist sie in ihrem Element: Leonie Schneider aus Staufen hat nicht nur ihre Gesellenprüfung als Innungsbeste bestanden, sondern wurde 2024 Kammer- und Landessiegerin sowie Vierte beim Bundeswettbewerb.  

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Hoch hinaus: Leonie Schneider macht Karriere.  | Foto: Anita Fertl
Hoch hinaus: Leonie Schneider macht Karriere. Foto: Anita Fertl
Im Gespräch mit Anita Fertl erzählt sie, welche Voraussetzungen es für ihren Job braucht – und was wichtiger als Kraft ist.

BZ: Frau Schneider, warum haben Sie sich für eine Dachdeckerausbildung entschieden?
Schneider: Ich wusste bis zum Abitur nicht, was ich hinterher machen soll, habe dann verschiedene Praktika absolviert und mich für das Studium Soziale Arbeit eingeschrieben. Um in der vorlesungsfreien Zeit noch ein bisschen Geld zu verdienen, habe ich in der Dachdeckerfirma meines Vaters gejobbt. Ich hatte ehrlich gesagt keine große Lust darauf, weil ich dachte, Dachdecker ist ein unschöner Männerberuf. In der Praxis merkte ich dann aber, wie falsch ich mit meinen Vorurteilen lag und lernte die schönen Seiten des Handwerks kennen. Ich war so begeistert, dass ich das Studium gegen die Ausbildung eintauschte.

BZ: Was gefällt ihnen am Beruf?
Schneider: Dass jeder Tag anders ist als der vorherige. Ich bin an der frischen Luft, bewege mich und sehe, was ich geleistet habe. Man nimmt auch viel von diesem Vorstellungsvermögen mit ins private Leben, wird unabhängiger. Vielleicht möchte ich ja irgendwann selber ein Haus bauen, da fließt viel Know-how mit ein. Und nicht zu vergessen die Aussichten, die sind unbezahlbar.

BZ: Was sind die Schattenseiten?
Schneider: Man hat natürlich nicht immer die schönsten Witterungsverhältnisse draußen. Und soweit es geht, wird dann auch gearbeitet. Umso mehr Freude hat man dann aber an den Schönwettertagen. Ansonsten wird man ab und an mit Muskelkater oder ähnlichem geplagt – das meiste lässt sich aber durch die Freizeit ausgleichen.

BZ: Was sind die wichtigsten Aufgaben, die ein Dachdecker hat?
Schneider: Wie der Name schon sagt: Dächer decken. Aber nicht nur das. Wir dichten Flachdächer ab, wir verbauen Wärmedämmung zur Energieeinsparung, verkleiden Fassaden und montieren Dachsysteme, wie beispielsweise Solaranlagen, Dachfenster oder Regenrinnen. Wir kümmern uns aber auch um die Instandhaltung der Dächer, unter anderem durch Reparaturen. Also ein ziemlich abwechslungsreicher Beruf.

BZ:
Werden Sie als Frau auf dem Bau mit Klischees konfrontiert?
Schneider: Im Betrieb hat es nie Probleme gegeben, auch dadurch, dass wir ein sehr familiäres Miteinander haben. Auf der Baustelle selber gibt’s ab und zu mal komische Blicke von anderen Gewerken, aber sobald die sehen, dass ich auch
was leisten kann, normalisiert sich das wieder.

BZ: Welche Voraussetzungen sollten Jugendliche für eine Dachdeckerausbildung mitbringen?
Schneider: Schwindelfrei sollte man auf jeden Fall sein. Außerdem teamfähig, motiviert und ausdauernd. Die Kraft und körperliche Fitness kommt dann von alleine. Ein technisches Grundverständnis ist natürlich auch von Vorteil.

BZ: Also ist nicht die Kraft das Ausschlaggebende?
Schneider: Heutzutage gibt es viele Techniken und Hilfsmittel, die die Arbeit vereinfachen – für Männer und Frauen. Präzision und Leidenschaft ist so viel wichtiger als reine Kraft. Ansonsten gibt’s nichts, was man nicht auch mit Teamarbeit lösen kann.

BZ: Hat Sie eher Talent oder Fleiß zum Erfolg bei den Wettbewerben gebracht? Und haben es Frauen da schwerer?
Schneider: Vielleicht eine Mischung aus beidem, aber schon auch viel Fleiß. Außer mir wurden 2024 noch zwei andere Frauen Landessiegerinnen. Das ist tatsächlich auch gar nicht so selten, dass Frauen hierbei so gut abschneiden. Ich denke, wir entscheiden uns viel bewusster für solch einen Beruf und zeigen auch mehr Leidenschaft als die ein oder anderen männlichen Kollegen.

Zur Person: Leonie Schneider (21) hält Ihre Entscheidung für eine Dachdeckerausbildung als eine ihrer besten überhaupt und will ihren Meister im Jahr 2026/27 ablegen.
Übersicht der aktuellen freien Stellen im Handwerk in Südbaden
Schlagworte: Leonie Schneider, Anita Fertl
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