Leserbrief
Bäume für eine lebenswerte Stadt
Zum Artikel "Offenburger Gemeinderat beendet jahrelange Bemühungen um eine Baumschutzsatzung ergebnislos" (BZ vom 26. November) erreichte uns folgender Leserbrief:
Ralph Fröhlich
Fr, 28. Nov 2025, 10:00 Uhr
Offenburg
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Die Entscheidung des Offenburger Gemeinderats, die Bemühungen um eine Baumschutzsatzung ergebnislos zu beenden, ist ein Einschnitt, den viele Bürgerinnen und Bürger vermutlich nur als "Streit um private Bäume" wahrnehmen. Doch das eigentliche Problem liegt an einer anderen Stelle – und wurde in der Diskussion kaum ausgesprochen.
Wir stehen mitten in einer Klimakrise, die in unseren Städten zuerst und am brutalsten spürbar wird. Hitzeinseln, versiegelte Plätze und fehlende Schatten sind kein ästhetisches Thema – sie sind eine Frage von Gesundheit, Lebensqualität und sozialer Gerechtigkeit. Gerade in der Kernstadt, wo viele Menschen dicht beieinander wohnen, fehlen uns große, alte Bäume, die kühlen, schützen und das Zusammenleben erträglich machen.
Eine Baumschutzsatzung, die fast ausschließlich Privatleute reguliert, greift ins Leere. Sie erzeugt Widerstand und Bürokratie, rettet aber keinen einzigen Stadtbaum. Was wir brauchen, ist ein verbindliches Instrument, das die öffentliche Hand verpflichtet: klare Ziele zur Vermehrung des Baumbestandes, zur Pflege, zum Erhalt von Alleen und zur Kompensation jeder Fällung. Nicht moralische Bitten, sondern messbare Vorgaben.
Denn die Realität ist unbequem: Auch ohne Satzung können künftig Bäume im öffentlichen Raum gefällt werden – ob für Parkplätze, Straßenbau oder "Optimierungen". Wer heute sagt, man wolle keinen "Gängelstaat", muss ehrlicherweise zugeben, dass ohne Regeln oft die stärksten, gesündesten und wertvollsten Stadtbäume verschwinden, ohne Ersatz – und dass dies zulasten aller geht.
Bäume sind Infrastruktur, genauso wie Beleuchtung, Wasser oder Verkehr. Sie kühlen unsere Straßen, schützen unsere Kinder auf dem Schulweg, entlasten Pflegeeinrichtungen im Sommer und sie bieten Würde im Alltag. Eine Stadt, die das nicht versteht, macht ihre Zukunft verhandelbar – und verkauft sie am Ende für kurze Planungshorizonte.
Ich hoffe, dass Offenburg jetzt den Mut findet, neu zu beginnen: Mit einem Rahmen, der nicht Menschen gegeneinander ausspielt, sondern der Verwaltung Verantwortung gibt und klare Ziele definiert. Nicht, um uns zu gängeln – sondern um unsere Stadt lebenswert zu halten.