Verkehr
Bahn kann die Versprechen nicht einhalten
Das Schienennetz in Deutschland ist marode. Mit rund 40 Generalsanierungen sollten zumindest die wichtigsten Strecken wieder fit gemacht werden – doch die Bahn weicht ihre Pläne immer weiter auf.
dpa
Do, 11. Sep 2025, 20:00 Uhr
Wirtschaft
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Die Deutsche Bahn wird ein zentrales Versprechen bei den Generalsanierungen ihrer wichtigsten Strecken in einigen Fällen nicht einhalten. Zuletzt versprach sie, dass nach einer solchen Baumaßnahme mit monatelanger Totalsperrung fünf Jahre lang nicht erneut auf den Strecken gebaut wird. Nun wurde bekannt, dass die Bahn zahlreiche Sperrungen noch vor Ablauf dieser fünf Jahre plant. Ein Grund dafür ist die Leit- und Sicherheitstechnik. Sofern noch nicht geschehen, werden die Strecken bei einer Generalsanierung mit elektronischen Stellwerken ausgestattet. Eigentlich soll die Inbetriebnahme am Ende der Bauzeit erfolgen. Für einige Strecken hat der Konzern der Branche nun mögliche Baustellen angemeldet, um die Inbetriebnahme erst einige Monate später vorzunehmen.
"Für Korridore, auf denen die Stellwerkstechnik umfassend erneuert werden muss, prüfen wir vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus dem Pilotprojekt Riedbahn (zwischen Frankfurt und Mannheim) aktuell projektspezifische Konzepte für eine nachgelagerte Inbetriebnahme", teilte ein DB-Sprecher auf Anfrage mit.
Sperrpausen auch für Neu- und Ausbauprojekte geplant
Eine spätere Inbetriebnahme der elektronischen Stellwerke dürfte jeweils zu rund einer Woche mit neuen Einschränkungen für die Reisenden führen – sofern danach alles funktioniert. Einige Baumaßnahmen wurden angemeldet, die zu deutlich längeren Sperrungen führen könnten. Das Konzept der Generalsanierung bröckelt damit zusehends. Ursprünglich war von acht bis zehn Jahren Baufreiheit die Rede, die dann auf fünf Jahre verkürzt wurde. Als das Konzept vorgestellt wurde, sollte jede Baumaßnahme etwa ein halbes Jahr lang dauern – auch dieser Plan konnte nicht eingehalten werden. Zudem zieht sich die Phase, in der Generalsanierungen stattfinden sollen, in die Länge: Ursprünglich sollte die letzte der rund 40 aktuell geplanten Generalsanierungen 2031 erfolgen. Der Plan verschiebt sich nach aktuellem Stand auf 2036.
Mit den Generalsanierungen will die Bahn rund 40 besonders wichtige Strecken modernisieren. Das Schienennetz ist marode und ein Hauptgrund für die vielen Verspätungen im Fernverkehr. Die Generalsanierungen sollen der Befreiungsschlag für die Bahn sein.
Auf diesen Strecken wurden mögliche Sperrungen angemeldet
Die Strecke Frankfurt-Mannheim, generalsaniert 2024, könnte Anfang 2028 von Sperrungen betroffen sein. Für die Strecke Fulda-Hanau wurden mehrere mögliche Sperrungen für die Jahre 2028 und 2029 angemeldet, sowohl eingleisige als auch Totalsperrungen. Die Generalsanierung soll im Januar 2028 abgeschlossen werden. Koblenz-Mainz wird 2028 generalsaniert – Anfang 2029 droht aber eine weitere längere Totalsperrung. Auf der Strecke Nürnberg-Regensburg, die im Jahr 2026 generalsanierung werden soll, könnten Anfang 2028 und Anfang 2029 eingleisige Sperrungen folgen.
Ärger in der Branche über DB-Pläne
In der Bahn-Branche werden die Pläne des bundeseigenen Konzerns kritisch gesehen. "Generalsanierungen heißen Generalsanierungen, weil den Menschen versprochen wird, dass alles in einem Aufwasch gemacht wird und sie danach lange Zeit Ruhe haben von Baustellen", sagte Dirk Flege, Geschäftsführer des Interessenverbands Allianz Pro Schiene.
Peter Westenberger, Geschäftsführer des Verbands der Güterbahnen, sagte: "Die DB InfraGo entzieht mit einer unkontrollierten Ausweitung der Sperrdauer nicht nur den Eisenbahnunternehmen, sondern dem gestressten Gesamtsystem Schiene die Geschäftsgrundlage." Das müsse aber aufhören.