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"Bis zu 14-mal pro Woche trainiert"

  • Fr, 27. März 2015
    Zisch-Texte

     

ZISCH-INTERVIEW mit dem ehemaligen Schwarzwälder Langlauf-As Georg Zipfel über seine Erfolge und die Jugendförderung.

Georg Zipfel und Dean Uetz im Februar 2015 auf dem Schauinsland   | Foto: Privat
Georg Zipfel und Dean Uetz im Februar 2015 auf dem Schauinsland Foto: Privat

Georg Zipfel ist ein bekannter ehemaliger deutscher Skilangläufer und mehrfacher Deutscher Meister in seiner Disziplin. Zisch-Reporter Dean Uetz aus der Klasse 4b der Grundschule Kirchzarten hat den heute 61-Jährigen interviewt.

Zisch: Mit wie vielen Jahren haben Sie mit Langlauf angefangen?
Zipfel: Meine ersten Skier habe ich mit zehn Jahren an Weihnachten bekommen. Es waren Alpinskier aus Holz von der Wagnerei Adolf Eckmann, jetzt Sport Eckmann. Mein erstes Langlaufrennen habe ich mit zehn Jahren bei der Vereinsmeisterschaft mit diesen Alpinskiern gemacht und habe dabei den zweiten Platz belegt. Der Sieger bekam als ersten Preis ein Paar Langlaufskier aus Holz – Karhuskier aus Finnland. Im darauffolgenden Sommer habe ich mit Pilze suchen und Beerenpflücken – Himbeeren und Heidelbeeren – so viel Geld verdient, dass ich mir ein Paar Karhuskier kaufen konnte. Bei den nächsten Vereinsmeisterschaften habe ich gewonnen und war somit stolzer Besitzer von zwei Paar fantastischer Langlaufskier!
"Georg Thomas Erfolge

haben mich dazu motiviert, Skilaufen zu wollen"

Zisch: Wer hat Sie zum Langlauf gebracht?
Zipfel: Der Schnee und die Spuren mit der Mittelrille im Schnee haben mich so fasziniert, dass ich in diesen Spuren auch selbst fahren wollte. 1960 war auf der Titelseite in der Badischen Zeitung ein Sprungbild von Olympiasieger Georg Thoma. Dies hat mich so fasziniert, dass ich auch Skilaufen wollte. Wir sind sieben Kinder und ich bin der Älteste. Wir haben den Skilanglauf aus Eigenmotivation begonnen und wurden von unseren Eltern emotional unterstützt. Meine Mutter war bei zwei Langlaufrennen dabei, mein Vater vielleicht bei zehn. Im Verein hatten wir tolle ehrenamtliche Trainer wie Pius Hug, Walter Riegler, Irene Link, Erich Rösch … und skibegeisterte Menschen, die uns Schüler an den Wochenenden zu Skitouren, 20 Kilometer und mehr, mitnahmen. Wir haben unser Wochenende oft im Malerhüsle, der Emmendinger Hütte und auf der Krunkelbach verbracht. Ohne Unterstützung dieser Menschen hätte ich niemals die Möglichkeit gehabt, mein Talent zu entdecken und den Skisport zum Beruf zu machen.
Zisch: Was war Ihr größter Erfolg?
Das waren der Titel Europameister der Junioren mit 1.18 Minuten Vorsprung über 15 Kilometer, dann der siebte Platz bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck, Sieger bei den Junioren am Holmenkollen und mit 18 Jahren jüngster Deutscher Seniorenmeister 1972. Ich hatte mich für die Olympischen Spiele in Sapporo qualifiziert und durfte nicht mit, da ich aus Trainersicht zu jung war!
Zisch: Was war Ihr schönster Erfolg?
Zipfel: Der siebte Platz bei den Olympischen Spielen, da ich im Jahr zuvor übertrainiert war und dadurch eine sehr schlechte Saison hatte.
Zisch: Mit wem haben Sie trainiert?
Zipfel: Bei den Trainingslehrgängen mit der Nationalmannschaft und während meiner Bundeswehrzeit in der Sportgruppe in Fahl am Feldberg habe ich mit meinen Kollegen trainiert. Teilweise habe ich mit meinem Bruder Peter und Dieter Notz trainiert, aber die meiste Zeit habe ich allein trainiert. Mein Trainer Georg Sutter, Bundestrainer, wohnte in Nesselwang und hat für mich die Trainingspläne geschrieben. Meistens trainierte ich mehr als gefordert, daher das Übertraining vor den Olympischen Spielen 1976.
Zisch: Wie oft haben Sie in der Woche trainiert?
Zipfel: Das Trainingsjahr wird eingeteilt in eine erste und eine zweite Vorbereitungsphase – manchmal auch drei – von Mai bis November, eine Wettkampfphase von Dezember bis Anfang April und eine Übergangsphase von April bis Anfang Mai. In der Übergangsphase geht man auf Skitouren auf Langlaufskiern im Feldberggebiet und fährt mit diesen im Zastlerloch. Etwa fünf- bis sechsmal pro Woche wird trainiert. In der restlichen Zeit habe ich zwölf- bis 14-mal pro Woche trainiert, manchmal auch drei Einheiten am Tag. Leider habe ich zu wenige Ruhetage eingelegt.
Zisch: Wo haben Sie nach Ihrer aktiven Zeit gearbeitet?
Zipfel: Nach der Weltmeisterschaft 1982 in Oslo habe ich meine aktive Sportlerlaufbahn beendet und habe an der Trainerakademie in Köln studiert und meinen Diplom-Trainerschein gemacht. Seit 1983 arbeitete ich als Nachwuchs- und Bundestrainer beim Deutschen Skiverband DSV.
Zisch: Was war Ihre Funktion beim DSV?
Zipfel: Ich war Bundestrainer bei den Junioren, den Damen und der Gesamtmannschaft. Von 2003 bis 2008 war ich Sportlicher Leiter und verantwortlich für den gesamten Bereich Skilanglauf im Deutschen Skiverband. 2010 habe ich die Weltmeisterschaften der Junioren und der U23 im Langlauf am Nordic Center Notschrei als Rennleiter durchgeführt. Jetzt arbeite ich in der Sportentwicklung des Deutschen Skiverbandes als Technischer Leiter Wettkampfsport. Um viele junge Menschen für den Skisport zu begeistern, habe ich den Skitty-Parcours entwickelt, und diesen Parcours als Wettkampfform bei Jugend trainiert für Olympia und dem Deutschen Schüler-Cup eingeführt.
Zisch: Warum wurde ein Film mit den Kindern vom SV Kirchzarten gedreht?
Zipfel: Weil ich von euch Kindern so begeistert bin und so irgendwo meine Begeisterung zum Skilaufen aus meiner Kindheit wiedererkenne. Und als Dankeschön von mir an euch und eure Trainer, Betreuer und Eltern und Motivation für euch, diesen schönen Sport sehr lange auszuüben, egal ob im Wettkampf oder in irgendeiner anderen Form. Der Film, der mit euch gedreht wurde, ist ab dieser Woche online auf YouTube zu sehen unter DSV-Experten-Tipps.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 27. März 2015: PDF-Version herunterladen

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