Ulm

Brandsatz gegen Synagoge – Kretschmann sieht "niederträchtigen Anschlag"

Ein Unbekannter hat versucht, an der Synagoge in Ulm ein Feuer zu legen. Die Polizei fahndet nach dem Täter, der Staatsschutz wurde hinzugezogen. Sorge und Empörung sind groß.  

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Blumen an der Ulmer Synagoge erinnern an den Brandanschlag vom Samstag. Foto: Stefan Puchner
Am Samstagmorgen hat ein Unbekannter einen Brandanschlag auf die Synagoge in Ulm verübt. Weil ein Zeuge die Feuerwehr verständigte, konnte diese das Feuer rasch löschen – niemand wurde verletzt. Das Entsetzen über diese Tat ist gleichwohl groß. Die Bürger der Stadt zeigten noch am Abend ihre Solidarität mit den Jüdinnen und Juden.

Auch am Morgen danach ist der Rußfleck an der Fassade der Ulmer Synagoge noch zu sehen. Ein Unbekannter hatte eine Flasche mit brennbarem Material an der Außenmauer des Gotteshauses der jüdischen Gemeinde verschüttet und angezündet. Die Fassade der Synagoge sowie eine Glasscheibe wurden beschädigt. Weil dies alles noch vor dem Gottesdienst geschah, befand sich noch niemand in der Synagoge, wie der Rabbiner der Ulmer Gemeinde, Shneur Trebnik, mitteilte. Trebnik geht davon aus, dass die Tat geplant war. Zuletzt habe es vermehrt Anfeindungen gegen die Gemeinde gegeben. Der Täter war laut Polizei am Sonntag noch flüchtig.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) verurteilte die Tat als niederträchtig. Der Anschlag zeige das heimtückische Gesicht des Antisemitismus, dem man klar und deutlich entgegentrete, teilte der Grünen-Politiker in Stuttgart mit. Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte laut eines Sprechers, Brandsätze gegen Synagogen zu werfen, sei widerwärtig. Wer versuche, eine Synagoge anzuzünden, den werde die volle Härte des Rechtsstaates treffen. Der evangelische Landesbischof Frank Otfried July teilte mit, der verabscheuenswürdige Brandanschlag habe die Landeskirche tief erschüttert. "Das hässliche Gift des Antisemitismus wirkt weiter. Es zeigt sich erneut, wie wichtig Aufklärung ist", sagte July.

Oberbürgermeister zieht Verbindung zu Nahostkonflikt

An den Ermittlungen sind laut Strobl auch das Landeskriminalamt und Spezialisten des Staatsschutzes beteiligt. Die Schutzmaßnahmen in Ulm seien hochgefahren worden. Die Gefährdung der jüdischen Einrichtungen im Land werde geprüft. Die Ermittlungen der Polizei liefen mit Hochdruck, hieß es. Für den Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) steht die Tat im Zusammenhang mit dem aktuellen Nahostkonflikt. Der Brandanschlag auf die Synagoge zeige leider, dass die Täter den Konflikt im Nahen Osten auch nach Ulm tragen wollten. Dem immer wieder aufflammenden Antisemitismus müsse man mit Nachdruck und Entschiedenheit entgegentreten.

Als Reaktion auf die Tat versammelten sich noch am Samstagabend zahlreiche Bürger, Vertreter von Kirchen und Parteien zu einer Mahnwache vor der Synagoge Der Antisemitismusbeauftragte des Landes, Michael Blume, hielt eine Rede. Es kamen laut Polizei rund 200 Menschen zusammen. Am Sonntag versammelten sich in Ulm ebenfalls Menschen als Zeichen gegen Antisemitismus. Der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, erklärte: "Mit jedem Anschlag auf jüdische Gebäude und jüdisches Leben wächst die Angst der Überlebenden des Holocaust, dass die Schlacht gegen den aktuellen Antisemitismus in Wirklichkeit längst verloren ist und sie ihren Kindern und Enkelkindern eine Welt hinterlassen, in der auch ein neues Auschwitz möglich sein kann."
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