Eucken-Vorlesung
Bundesbank-Chef beklagt die hohe Unsicherheit
Bundesbank-Chef Joachim Nagel hat am Montagabend bei der Eucken-Vorlesung für Fortschritte bei einem einheitlichen EU-Kapitalmarkt plädiert und das derzeit hohe Maß an Unsicherheit in der Welt bedauert.
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Der Direktor des Walter-Eucken-Instituts, Lars Feld, hob hervor, dass es ihn stets freue, wenn eine Vertreterin oder ein Vertreter einer Notenbank die Traditionsvorlesung halte. Dies verbessere den Dialog zwischen Praktikern der Geldpolitik und der Wissenschaft.
Nagel erwies sich als demütiger Angehöriger seiner Zunft. Er gestand ein, dass es derzeit angesichts der grassierenden Unsicherheit in der Welt sehr schwierig sei, Entscheidungen zu treffen. Die Situation ändere sich ständig, es komme zu massiven Verwerfungen auf der globalen Bühne. Zu den Unsicherheitsfaktoren zählte Nagel den Handelskonflikt mit den USA, die Krise im Nahen/Mittleren Osten und den Krieg in Osteuropa. Schon zuvor seien die Notenbanker wegen Corona und der daraus resultierenden Inflation stark gefordert gewesen.
Der Notenbank-Chef (geboren 1966), der auch für die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel gearbeitet hat, machte deutlich, dass eine geldpolitische Botschaft aus einem Guss der Zentralbank wichtiger denn je sei. Nur wenn die Signale einer Notenbank eindeutig seien, könnten sie die Erwartungen der Finanzmarktteilnehmer in die gewünschte Richtung lenken. Und nur so könne Geldpolitik – zum Beispiel bei der Bekämpfung der Inflation – wirken. Nagel ist Mitglied des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB), der die Höhe der Leitzinsen festlegt. Dort verhalte man sich mitunter wie einer Schulklasse, sagte Nagel lächelnd. So redeten er und sein italienischer Amtskollege (sie sitzen im Rat nebeneinander) sehr gerne miteinander. Dies habe schon bei der einen oder anderen Gelegenheit zu einem ermahnenden Blick von EZB-Chefin Christine Lagarde geführt.
Zur gegenwärtigen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sagte Nagel, er halte es für richtig, dass die EZB von Sitzung zu Sitzung über ihren Kurs entscheide und sich keine langfristigen Vorgaben mache. In einem von hohen Schwankungen geprägten Umfeld ergebe eine Langfrist-Strategie keinen Sinn. Seinen Schweizer Amtskollegen Martin Schlegel nahm Nagel in Schutz. Die Schweizerische Nationalbank hatte vergangene Woche den Leitzins auf null Prozent gesenkt. Für diesen Schritt zeigte der deutsche Notenbankchef Verständnis. Der starke Wechselkurs des Franken und die negative Inflationsrate in der Schweiz seien gute Gründe, um den Leitzins zu verringern. Im Euro-Raum sei die Situation jedoch anders. So liege unter anderem die Inflationsrate deutlich höher.
Mit den Änderungen des geldpolitischen Handlungsrahmens der EZB zeigte sich der Notenbanker zufrieden. Mit den Veränderungen reagiert die Bank auf das Ende ihrer massiven Wertpapieraufkäufe. Damit sollte das Zinsniveau gedrückt werden, um die Konjunktur anzukurbeln. Nun lässt man die angekauften Anleihen auslaufen. Sie werden nicht mehr durch neue Aufkäufe ersetzt. Dies hat Folgen für den Finanzmarkt. Bislang habe die EZB-Politik laut Nagel aber zu keinen Verwerfungen geführt. Nach seiner Ansicht könne der Anteil des Euro an den Weltdevisenreserven steigen. Wichtig seien dabei aber einheitliche Richtlinien für den Euro-Kapitalmarkt. Zu unterschiedlich seien die Gesetzeslagen bei den einzelnen Euro-Staaten. Dies schrecke vor einer Investition in Euro ab.