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Bunt macht froh

Helga Lorenz
  • Sa, 15. November 2014
    Neues für Kinder

Malen wie der berühmte Künstler Gerhard Richter – Kinder aus der Freiburger Kita Vauban probieren es.

Alles stimmt. Jetzt sind die Bilder fertig.  | Foto: Kita
Alles stimmt. Jetzt sind die Bilder fertig. Foto: Kita
Wir malen bunt. Klara, Moritz, Oskar, Johanna und Leonore sind sich einig. "Ja, bunt! Weil wir fröhlich sind." Sie haben in einem dicken Buch viele Bilder angeschaut. Mit ganz sauberen Händen, denn das Buch ist ein wertvoller Katalog des Malers Gerhard Richter. Seine Bilder hängen in wichtigen Museen und sie sind so wertvoll, dass man ihnen nicht zu nahe kommen darf. Im Museum werden vor den Bildern auf dem Boden graue Linien gezogen. Übertritt sie ein Besucher, schimpft der Museumswärter.

Im Katalog sind farbige und graue Bilder abgebildet. Mit grauer Farbe wollen die Kinder aber nicht malen. "Grau malen wir, wenn wir traurig sind!", sagen sie. Das sind sie aber nicht. Deshalb wollen sie malen wie Herr Richter, aber bunt! Ilona Lewin, Erzieherin in der Freiburger Kita Vauban, weiß, wie das gehen könnte: Auf großes Papier dick Farbe auftragen und dann mit einem breiten Spachtel die Farbe verziehen. Gerhard Richter sagt zu seinem Spachtel Rakel. Dieses Gerät ist fast zwei Meter lang und viel zu schwer für Kinder. Sie ziehen Malkittel über, rühren zehn verschiedene Farben in Töpfen an, heften große Papierbögen an die Wand.

Los geht's! Noch nicht ganz. Ilona Lewin erklärt: "Wenn wir malen wie Herr Richter, dann verzaubern wir die Farbe mit dem Spachtel. Es wird eine Überraschung sein, wie die Bilder dann aussehen werden." Insgeheim fürchtete Ilona Lewin, dass die Kinder traurig werden könnten, weil sie mit dem Spachtel ihre bunten Werke ja wieder zerstören. Aber das sagte sie nicht. Sie sagte: "Wir verzaubern das Bild mit dem Spachtel." Verzaubern heißt nämlich verwandeln. Eben nicht wissen, was herauskommt. Gerhard Richter meinte einmal, dass die Bilder machten, was sie wollten.

Schon verteilen die Kinder mit dicken Pinseln die Farbe auf den Papierbögen. Sie genießen es, große Flächen zu bemalen. So ganz genau müssen sie dabei nicht arbeiten. Das fühlt sich gut an. Aber zügig müssen sie streichen. Denn die Farbe lässt sich mit dem Spachtel nur verschieben, solange sie feucht ist. Es ist sogar erlaubt, dass Farbe auf den Boden tropft. "Das ist ’ne richtige Sauerei!", freuen sie sich. Selbst Benjamin, der gerne genau arbeitet und ordentliche Streifen auf sein Bild gemalt hat, verzieht lustvoll die Farbstreifen mit dem Spachtel. Gefällt einem Kind das Bild nicht, streicht es einfach neue Farbe drauf und verzieht sie wieder. "Das macht Spaß", sagte auch Gerhard Richter, als er bei Filmaufnahmen die Rakel über sein Bild zog. Fertig ist ein Bild erst, wenn nichts mehr stört.

"Darf ich heute wieder ein Richterbild malen?", fragen die Kinder noch oft Ilona Lewin. Das dürfen sie und zeigen anderen Kindern aus der Kita, wie das geht.

War Gerhard Richter wirklich traurig, als er graue Bilder malte? Die Kinder stellen ihm die Frage in einem Brief. Nun warten sie auf Antwort und wer weiß, vielleicht probieren sie doch noch aus, graue Bilder zu malen.

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 15. November 2014: PDF-Version herunterladen

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