Ökologie

Auf Besuch im sterbenden Horbacher Moor bei Dachsberg

Zunehmende Trockenheit macht auch dem Horbacher Moor zu schaffen. Das gehört zu den Erkenntnissen einer Tour mit dem Biologen Heinz-Michael Peter.  

Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/2
Der Biologe Heinz-Michael Peter zeigt auf einem Foto, wie das Moor einst aussah. Foto: Steffen Schmidt
Eine elfköpfige Gruppe von Naturinteressierten führte der Biologe Heinz-Michael Peter aus Rickenbach in das Horbacher Moor, um über die klimabedingten Veränderungen in den letzten Jahren zu berichten. Und darüber, welche Vorkehrungen getroffen wurden, um das Moor vor dem Austrocknen zu schützen.

Die Exkursion begann auf dem Parkplatz am Klosterweiher bei Wittenschwand. Zunächst ging es ein gutes Stück bergauf, bis Peter im lichten Schatten der umliegenden Bäume auf die Geländemorphologie zu sprechen kam. Anhand von zahlreichen Bildern erläuterte er, wie Gletscher das Gelände geformt haben, in dem die Bildung von Mooren durch die Ansammlung von Pflanzenresten in wassergesättigten Gebieten möglich war. Es folgte eine kleine Zeitreise, in der die weitere Entwicklung des Hotzenwalds beschrieben wurde. Mammutlandschaft, Tundra und Waldzeit änderten sukzessive immer wieder aufs Neue das Landschaftsbild – hin bis zu dem, was es heute ist.

Im weiteren Verlauf der Wanderung zum Horbacher Moor legte der Biologe immer wieder einen kurzen Zwischenstopp ein, um die Exkursionsteilnehmer auf kleine Schätze und Besonderheiten am Wegesrand hinzuweisen. Hier eine Waldorchidee, dort ein unscheinbarer Blutwurz, die selten gewordene Arnika, das Johanniskraut als Heilpflanze – man lernte an diesem Nachmittag viel dazu.

An der höchsten Stelle angekommen, ließ eine lichte Stelle im Wald den Blick auf das Horbacher Moor von oben zu. Und die Aussicht ließ nichts Gutes erahnen. Aus der Ferne sah man abgestorbene vertrocknete Moorkiefern im Ensemble mit noch gesunden. Die Erklärung folgte wenig später, als die Gruppe das Moor erreichte. Zunehmende Hitze und Trockenheit in Folge des Klimawandels führten dazu, dass die Moorkiefern, die über 160 Jahre alt werden können, absterben, urteilt der Gewässerbiologe.

Um dies zu belegen, führte er eine etwa drei Meter lange Metallstange in den moorigen Boden und zog sie gleich wieder heraus. Das Ergebnis: Der obere halbe Meter weist bereits kaum noch Feuchtigkeit auf, was nicht normal sei, so Peter.

Auch ein Vergleichsfoto, aufgenommen vor vier Jahren, zeigt im Gegensatz zu heute einen üppigeren Baumbestand. Es ist in kurzer Zeit also viel Schaden entstanden in einem Biotop, das ausschließlich durch Regenwasser gespeist wird. Um den Prozess des Austrocknens aufzuhalten, wurden Maßnahmen getroffen. So wurde versucht, durch die Installation von vier hintereinander gestaffelten Sperren, den natürlichen Abfluss von Wasser aus dem Moor einzudämmen. Die Barrieren bestehen aus geschätzt 1,50 Meter breiten und drei Meter langen Schächten, welche von Douglasienbrettern eingerahmt und mit Grünschnitt, Sägespänen und Torf gefüllt sind. Wie erfolgversprechend diese Methode sei, könne man noch nicht abschätzen. Sollte jedoch auch zukünftig der Regen fehlen, der das Hochmoor speist und am Leben hält, gäbe es kaum noch Möglichkeiten, um es zu retten, so Peter.

Wie einzigartig der Lebensraum Moor ist, wurde anhand von Beispielen aus Flora und Fauna erläutert. Die Raupen des sehr seltenen Hochmoorgelblings (Colias palaeno) zum Beispiel sind auf das Vorkommen der Rauschbeere – auch Moorbeere genannt – angewiesen. Nur die und keine andere Pflanze dient als Nahrung für die Raupen. Sollte die Moorbeere verschwinden, verschwindet auch der Hochmoorgelbling.

Mit dem Sonnentau wurde ein weiterer Moorspezialist vorgestellt. Der Sonnentau ist eine sehr kleine, fleischfressende Pflanze. Klebrige Tropfen, die in den Drüsenhaaren der Blätter gebildet werden, halten Insekten fest. Verdauungsenzyme zersetzen im Folgenden langsam die Beute und lösen die darin enthaltenen Nährstoffe.

Nach gut zwei Stunden war die Exkursion beendet, Peter hatte aber noch eine Überraschung für die Gruppe parat: Aus seinem Rucksack zog er eine Flasche Blutwurz-Kräuterlikör, elf Gläser wurden verteilt und angestoßen. Sein Trinkspruch: "Auf dass es der Natur wieder besser geht".
Schlagworte: Heinz-Michael Peter
Zeitungsartikel herunterladen Fehler melden

Weitere Artikel