"Damals fand ich Schule blöd"

ZISCHUP-INTERVIEW mit Volker Habermaier, dem neuen Direktor am Georg-Büchner-Gymnasium in Rheinfelden.  

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Habermaier   | Foto: Böhm-Jacob
Habermaier Foto: Böhm-Jacob

Seit einem knappen Jahr ist Volker Habermaier Schulleiter am Georg-Büchner-Gymnasium in Rheinfelden. Es wird also Zeit, ihn besser kennenzulernen, dachte sich Zischup-Reporter Marius Flamm und hat nachgefragt. Marius Flamm geht am Georg-Büchner-Gymnasium in die Klasse 9a.

Zischup: Was haben Sie heute schon alles gemacht?
Herr Habermaier: Wenn Du so fragst – noch nichts Richtiges. Das, was ich machen wollte, dazu kam ich noch nicht. Ich habe gerade eben einen Referatsvertreter empfangen, davor sprach ich mit einer Kollegin wegen einer dienstlichen Beurteilung. Mit den Oberstufenberatern habe ich das Abitur geplant. Wie läuft das hier, wie wird es zukünftig laufen? Meinen Schreibtisch habe ich etwas entleert, meine Mails habe ich aber noch nicht gelesen. Und die Zwölftklässler haben gerade noch dringend ihr Projekt besprochen.
Zischup: War das ein typischer Tag?
Herr Habermaier: Ja, viele Tage laufen so. Ruhige Arbeit am Schreibtisch ist eigentlich nur am Wochenende oder am Abend, wenn hier niemand mehr ist, möglich, ansonsten ist das typisch für die Tage hier. Man denkt, man hat keinen Unterricht und Termine, und dann sind da plötzlich – Zack, Zack, Zack – 1000 Leute, die irgendwas wollen. Das ist auch gut so. Schulleiter sollen ja auch zu sprechen sein. Auch wenn ein Neuntklässler kommt und ein Interview führen möchte.
Zischup: Ihre nächsten großen Projekte?
Herr Habermaier: Zwei sind ganz konkret in Arbeit. Einmal schauen wir uns die ganzen Regeln an, die es in diesem Haus gibt. Mit Schülern und Eltern überlegen wir gerade, wie diese aussehen sollen. Du dürftest dein Handy im Moment eigentlich gar nicht verwenden, obwohl du es zum Aufzeichnen brauchst. Solche Dinge sollen möglich sein. Es gibt auch Möglichkeiten, Schüler zu belohnen, im Moment wird ja eher bestraft. Außerdem überlegen wir, wie wir unser Haus lebenswerter machen können, sodass ihr euch lieber hier aufhaltet. Der Oberbürgermeister hat zugesagt, nächstes Jahr das Foyer in Angriff zu nehmen, damit es einfach freundlicher aussieht. Wir planen dort Sitzgruppen unterzubringen, damit ihr nicht auf dem Boden sitzen müsst.

Zischup: Wenn Sie die Wahl hätten, würden Sie noch einmal Germanistik und Geschichte studieren?
Herr Habermaier: Eigentlich wollte ich immer an die Uni oder in ein Museum, aber nie Lehrer werden. Damals fand ich Schule blöd. Doch wenn du an der Uni studierst, selbst wenn du deinen Doktor machst, dann hast du keine abgeschlossene Berufsausbildung. Also habe ich gedacht, dass ich das Referendariat mache. Jetzt hat sich herausgestellt, dass ich es kann und dass ich es gern mache.
Zischup: Was sagen Sie zu Handys in der Schule?
Herr Habermaier: Also ich selber sage in meinem Unterricht: "Guck mal schnell nach". Oder ich lasse zu, dass das Tafelbild am Ende der Stunde abfotografiert wird. Das dürfte ich eigentlich nicht erlauben, das muss zukünftig aber möglich sein. Die Kollegen diskutieren gerade darüber, ob es Handyzonen geben soll und wie man es im Unterricht verwenden darf. Man muss im Unterricht auch besprechen, welche Chancen Handys bieten und welche Gefahren drohen, dass die übermäßige Verfügbarkeit von Sexualität, Gewalt, Rassismus sicher nicht gut für euch ist. Aber dazu ist es wirklich nötig, dass man Medienbildung macht, dass man sagt, wir nützen das, aber wir müssen nicht jeden Scheißdreck angucken.

Zischup: Sie sind Präsident vom Hebelbund Lörrach. Warum sind Hebel und Büchner für uns heute noch wichtig?
Herr Habermaier: Das sind ja ganz unterschiedliche Autoren. Hebel sicher, weil er eine Menschenfreundlichkeit hat, einen freundlichen Blick auf andere, den wir heute ganz dringend brauchen. In einer Zeit, in der zum Beispiel Juden verachtet wurden, schreibt er freundlich über sie, weil er weiß, dass das Menschen sind. Wir vergessen manchmal, dass die, die politisch anders ticken, religiös anders ticken, aus anderen Kulturen kommen, auch Menschen sind. Sie werden dann nur als das Andere wahrgenommen. Georg Büchner ist ganz anders, das ist einer, der in einer Zeit, in der man seine Meinung nicht sagen durfte, als ganz junger Mensch schon Partei ergriffen und sich politisch engagiert hat. Gerade in der Zeit der Trumpeltiere, die uns sagen wollen, wie die Welt aussehen soll, brauchen wir viele junge Leute, die sagen: "Nein! Wir wollen Menschenrechte. Wir wollen unsere Bürgerrechte. Wir wollen das Recht auf freie Meinungsäußerung. Wir wollen uns politisch einbringen können. Wir wollen offen sein für andere Kulturen. Wir wollen auch in anderen Ländern leben." Und da ist Büchner ein Vorbild.

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